Archiv


Computerpanne bei der BfA

Breker: Aufgrund einer Computerpanne bei der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte sind im Sommer 2000 Rentenbeiträge für rund eine halbe Million Arbeitslose nicht richtig verbucht worden. Die Folge wäre, so dies nicht korrigiert wird, dass am Ende die Renten niedriger wären. Am Telefon begrüße ich nun Reiner Helbing, er ist Sprecher der BfA Berlin. Herr Helbing, bei der Rente hört der Spaß auf. Klären Sie uns auf. Was ist da geschehen?

    Helbing: Also es hat in der Tat einen Systemfehler gegeben, so dass die von der Bundesanstalt für Arbeit gemeldeten Daten bei uns verschwunden sind. Es hat aber keine einzige falsche Rentenberechnung gegeben, und es wird auch keine falsche geben, denn jetzt ist diese Zeit nicht gespeichert, sondern es ist eine Lücke, die man nacharbeiten kann und nacharbeiten wird. Wir sind gerade dabei, das zu rekonstruieren.

    Breker: Wir hören von einem Computerfehler. Maschinen machen aber nur die Fehler der Menschen.

    Helbing: Da haben Sie natürlich recht. Ich will versuchen, das etwas laienhaft auszudrücken. Da war eine falsche Programmschleife drin. Normalerweise muss es ja heißen: Speichern, Sichern, Löschen, damit er den neuen Vorgang übernimmt. Da war aber leider das Programm drin: Speichern, Löschen, Sichern. Und so sind die Daten verschwunden. Aber wir können und werden sie rekonstruieren.

    Breker: Erfahren denn die Betroffenen von ihrem Pech?

    Helbing: Nein, natürlich nicht. Spätestens würde man das bei der Rentenberechnung merken. Wenn jemand den Antrag bei uns stellt, dann sagt der Computer, da ist noch eine ungeklärte Lücke, dann würden wir den Betroffenen anschreiben, und ihn fragen, was in dem Jahr gewesen ist. Unsere Sachbearbeitung ist natürlich in dieser Frage hochsensibilisiert. Und dann geht es eben ans Arbeitsamt, und da werden die Daten erneut eingegeben.

    Breker: Sie sagen, der Fehler ist korrigierbar. Wer korrigiert denn wie diesen Fehler? Erläutern Sie uns das doch.

    Helbing: Wir müssen jetzt prüfen, wo Lücken in diesem Fall bei den Arbeitslosen sind. Dann fragen wir bei der Bundesanstalt für Arbeit nach, in welcher Höhe ist damals ein Beitrag gemeldet worden, das wird ja in Höhe von 80 Prozent des letzten Einkommens gemacht, und dann speichern wir bei der BfA in das jeweilige Konto des Betroffenen diese Zeiten nach. Wenn aber jetzt jemand ganz verunsichert ist, der im Jahre 2000 arbeitslos war, dann kann er auch bei unserem Servicetelefon anrufen, dann gucken wir sofort in den Computer rein, ob die Zeiten gespeichert sind. Ist das nicht der Fall, dann gibt er seinen Namen, seine Versicherungsnummer an, und wir fragen bei der Bundesanstalt nach, und dann ist diese Zeit wieder in unserem Computer drin. Unsere Servicenummer lautet: 0800 - 333 1919.

    Breker: Die Bundesanstalt für Arbeit zahlt ja an die Bundesversicherungsanstalt die Beiträge für die Rentenversicherung der Arbeitslosen. Ist denn dieses Geld geflossen?

    Helbing: Da wird nur der Datensatz übermittelt. Das Geld fließt dann hinterher über den sogenannten Bundeszuschuss. Es werden hier echte Beiträge von der Bundesanstalt gemeldet, und das Geld ist bei uns angekommen. Es muss jetzt nur der entsprechende Gegenwert im Computer festgelegt werden.

    Breker: Wie ist man denn eigentlich auf diesen Fehler aufmerksam geworden?

    Helbing: Man hat damals im Sommer schon gemerkt, dass das Programm etwas falsch macht, und dann hat man den Fehler korrigiert, denn es macht für uns natürlich eine ganz große Arbeit, was wir gerne vermeiden würden, und auch in Zukunft eben vermeiden werden.

    Breker: Wie kann man das in Zukunft verhindern?

    Helbing: Das Programm ist selbstverständlich verändert worden.

    Breker: Und gibt es da ein Sicherungssystem, ein Backup?

    Helbing: Backups haben wir natürlich mehrere. Insofern können Daten im Prinzip auch nicht verloren gehen, weil sie in verschiedenen Computern gespeichert sind, aber sie müssen erst gespeichert sein. Um das nochmals zu verdeutlichen: Der Computer fängt nicht an eine Rente auszurechnen, wenn irgendwo noch eine Lücke ist. Es wird dem Sachbearbeiter dann angezeigt, da ist noch eine Zeit offen, die muss noch nachgespeichert werden, die muss noch geklärt werden, und gegebenenfalls wird der Betroffene angerufen, und wenn er in dieser Zeit im Urlaub gewesen ist, dann steht eben drin Urlaub, und damit ist die Zeit als Nichtbeitragszeit geklärt. Aber eine Rente mit Lücken berechnen, können wir nicht.

    Breker: Hilft Ihnen da die Bundesanstalt für Arbeit mit ihren Daten aus?

    Helbing: Wir stehen mit der Bundesanstalt für Arbeit seit dem Sommer 2000 im Kontakt. Sie haben jetzt ihre Landesarbeitsämter und Arbeitsämter angeschrieben, um dann konkret uns die Zeiten in jedem Einzelfall zu melden. Wir brauchen die Bundesanstalt für Arbeit dafür, dass sie uns dabei helfen.

    Breker: Das heißt selbst wenn Sie gewollt hätten, vertuschen lässt sich das gar nicht.

    Helbing: Das ist eine journalistische Zuspitzung, aber warum soll man Menschen beunruhigen, wenn sie es unter Umständen gar nicht gemerkt hätten? Denn der 20jährige, 30jährige Arbeitslosen, der in 30, 40 Jahren in Rente geht, hätte nun wirklich nichts davon gemerkt.

    Breker: Aber es werden sicherlich nicht nur 20jährige davon betroffen gewesen sein?

    Helbing: Natürlich nicht. Bei den rentennahen Jahrgängen, wie gesagt, die einen Rentenantrag im Moment stellen, weist der Computer auf, dass da eine Lücke ist. In diesem Fall klären wir es natürlich, bevor die Rente berechnet ist.

    Breker: Also niemand wird auch nur einen Cent weniger Rente durch diese Panne bekommen?

    Helbing: Das kann ich zu 100 Prozent zusichern.

    Breker: Vielen Dank für das Gespräch.