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Computerspiel Call of Cthulhu
Vernebelt und modrig

Beklemmend, düster, fiebrig: Das Computerspiel "Call of Cthulhu" interpretiert den alten Mythos von H.P. Lovecraft neu – und macht dabei viel richtig. In der Vergangenheit hatten viele nämlich schwer getan bei der Adaption des Stoffes.

Von Christian Schiffer |
    Auf dem Bild ist ein Screenshot aus dem Computerspiel "Call of Cthulhu" zu sehen. Man sieht eine in grün getauchte Küstenlandschaft. Der Protagonist des Spiels blickt auf zwei Menschen, die im Scheinwerferlicht eines Autos stehen.
    Ein Screenshot aus dem Computerspiel "Call of Cthulhu" (Focus Home Interactive)
    Edward Pierce schläft schlecht, ohne Schlafmittel macht er nachts kein Auge zu und wenn doch, wird er von Alpträumen heimgesucht. Vermutlich eine Spätfolge dessen, was er als Soldat im 1. Weltkrieg erlebt hat - denkt er.
    Wir schreiben das Jahr 1924, Edward Pierce arbeitet als Privatdetektiv in Boston, plötzlich klopft es an der Tür. Edward Pierce soll für einen reichen Industriellen einen mysteriösen Todesfall aufklären und so beginnt die Geschichte von Call of Cthulhu, die auf dem berühmten Cthulhu-Mythos des Horror Pioniers H.P. Lovecraft basiert. Es sind schon einige Spiele zu Cthulhu erschienen, nicht alle konnten überzeugen und auch hier stellt sich die Frage: Was verspricht wohl mehr Nervenkitzel? Das Spiel? Oder die Frage, ob es dem Herrn Radio-Menschen gelingen wird bis zum Schluss "Cthulhu" richtig auszusprechen?
    Beklemmende Atmosphäre
    Wer mit H.P. Lovecrafts Cthulhu-Mythos vertraut ist, der weiß, dass Wasser und Feuchtigkeit dort eine große Rolle spielen, ebenso die Farbe Grün. Entsprechend modrig geht es in Call of Cthulhu zu, denn es verschlägt den Spieler bald auf die vernebelte Insel Darkwater, die von einem Leuchtturm in fahles Licht getaucht wird. Am Strand liegt ein Walkadaver, die Leute sind nicht gerade gesprächig, in der Schiffskneipe wird trotz Prohibition in rauen Mengen Alkohol getrunken - und gesungen.
    Hier spielt Call of Cthulhu seinen größten Trumpf aus: Die Atmosphäre. Das Spielt ist beklemmend, düster, fiebrig, subtil und unheimlich, aus jeder Pore schwitzt es dieses H.P. Lovecraft-typische Gefühl der Angst vor dem Unbekannten. Nach und nach findet Edward Pierce mehr heraus über die okkulten Hintergründe seines Falls und wird, Kenner des Werks von H.P. Lovecraft ahnen es schon, immer panischer, immer ängstlicher, immer ohnmächtiger – und langsam verrückt:
    Gelungene Neuinterpretation
    Das Gefühl des totalen Kontrollverlustes angesichts des heraufschleichenden Wahnsinns, mag sich allerdings nicht einstellen. Ein bisschen mehr Mut hätte man sich diesbezüglich vielleicht schon gewünscht. Aber: Call of Cthulhu kopiert den berühmten Mythos eben nicht, erzählt ihn nicht einfach nach, sondern interpretiert ihn neu." Manche Spielmechaniken funktionieren dabei besser, andere schlechter: Die Rätsel sind prima, die Dialoge auch, leider muss man in diesem Genre-Mix immer wieder auch ein bisschen schleichen und schießen, was hier ungefähr so gut reinpasst, wie Cthulhu ins Glücksbärchi-Land. Dennoch: Insgesamt kann Call of Cthulhu überzeugen und ist bisweilen sogar richtig gut. Man könnte auch sagen: Wahnsinnig gut.