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Conficker hält die Welt in Atem

Informationssicherheit. - Vor zehn Jahren trieb der I-love-you-Computerwurm sein Unwesen. Aus diesem Anlass hat "Forschung aktuell" eine Serie über die schlimmsten digitalen Schädlinge im Programm. Die Serie beginnt mit einem Beitrag über den Conficker-Wurm, der im vergangenen Jahr Computernutzer in aller Welt in Atem hielt.

Von Achim Killer | 03.05.2010
    Einen digitalen Schädling wie den Conficker, den stellt man sich am besten als wichtigstes Asset, als wichtigster Aktivposten in der Bilanz eines Global Players vor. Die Märkte, auf denen jener tätig ist, unterscheiden sich zwar von denen anderer Multis. Aber der Geschäftszweck ist der gleiche.

    "Conficker wurde nur entwickelt, um damit Geld zu machen”",

    so Professor Fred Cohen, der 1984 den Begriff Computerviren kreierte. Die Entwickler des Conficker sind internationale Dienstleister. Ihre Geschäftsfelder: Marketing und Financial Services. Sie infizieren mit ihren Schadprogrammen Hunderttausende oder Millionen fremder Rechner, um sie fernsteuern zu können.

    ""Und dann verkaufen sie Dienstleistungen. Sie vermieten die Computer an die Versender von Werbemails. Und sie setzen sie für Finanzmanipulationen ein, um Kontodaten abzugreifen, das sogenannte Phishing. Das sind groß angelegte kriminelle Unternehmungen."

    Bis zu 50 Millionen Rechner weltweit soll der Conficker in vergangenen Jahr infiziert haben, über Sicherheitslücken in Windows, USB-Sticks und Tauschbörsen. Die Noten vom Professor für Originalität und Programmiertechnik:

    "Originalität – 3+. Da gibt es kaum neue, innovative Ansätze in der Machart. Für die Technology gebe ich eine 2-."

    Fünf Generationen des Wurms waren nacheinander im Netz unterwegs. Und die ältern haben sich automatisch auf den jeweils neusten Stand gebracht. Auf infizierten Rechnern hat der Conficker den Zugriff auf die Sites von Antiviren-Unternehmen blockiert. Und seine Spuren auf befallen Computern hat er sorgfältig verwischt. Eigentlich hätte das ja eine bessere Techniknote verdient.

    "Für sich genommen sind diese Techniken nicht so sehr bemerkenswert. Aber weil sie alle kombiniert werden und so über lange Zeit funktionieren, bessere ich die Note auf 2+ auf. Einfach weil er so lange überlebt hat und sie es geschafft haben, ihn auf dem neusten Stand zu halten."

    Anfang 2009 befiel der Conficker Privat-PCs und Unternehmensrechner. Im Februar wurde bekannt, dass er auch mehrere hundert Bundeswehr-Computer infiziert hatte. Und die französische Luftwaffe schaltete seinetwegen ihre Rechner zwei Tage lang aus. Seit einem Jahr gibt es keine neuen Meldungen mehr. Ist der Spuk jetzt vorbei?

    "Ich glaube, die Conficker-Entwickler arbeiten schon längst an der nächsten Generation."