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Corona-Krise in New York
Klingende Lebenszeichen

Als sich die Corona-Pandemie in New York verheerend ausbreitete, wollte sich der in New York lebende Cellist Jan Vogler nicht wegducken. Er organisierte einen 24-stündigen Musik-Livestream. Die Rückmeldungen sprengten beinahe sein Mobiltelefon, und der New Yorker Klassiksender WQXR startete eine wöchentliche Sendung mit ihm.

Von Dagmar Penzlin | 18.08.2020
    Ein Mann steht an einer Betonwand im braunen Mantel, auf dem Boden liegt sein schwarzer Cellokasten.
    Der Cellist Jan Vogler hat mit seinem Vorhaben einen Nerv getroffen - und nicht weniger als Zeitdokumente geschaffen. (Jan Vogler / Jim Rakete)
    Um New York City ranken sich viele Mythen. Etwa besang Frank Sinatra sie einst als Stadt, die niemals schläft. Mitte März zwang die Corona-Pandemie allerdings auch diese pulsierende Millionenmetropole in den Stillstand. Der Cellist Jan Vogler lebt mit seiner Frau, der Geigerin Mira Wang, zentral in Manhattan an der Upper West Side. Da keine Konzerte mehr möglich waren, versammelte er per Livestream 24 Stunden lang möglichst viele New Yorker Kolleginnen und Kollegen – Motto: "Music never sleeps". Es spielt auf Sinatras Evergreen an und beschwört den Mythos von New Yorks unverwüstlicher kreativer Energie. Bekannte Künstler wie der Geiger Gil Shaham oder der Banjo-Spieler Béla Fleck waren ebenso dabei wie etwa viele junge Musiker, denen Vogler ein Podium bieten wollte. Auf den Livestream folgten im Mai vier Radiosendungen: WQXR, das New Yorker Klassik-Radioprogramm, lud Jan Vogler ein, als Moderator sein Marathon-Format mit Live-Musik und Gesprächen fortzusetzen. Was erzählt dieses Corona-Projekt über Chancen und Grenzen medialer Klassik-Rauchzeichen?