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Zuschauer-Beschränkung im Profisport
Geisterspiele in Bayern, Ausnahmen in Bremen und Hamburg

Die Ministerpräsidentenkonferenz hat sich auf eine Obergrenze für Zuschauerinnen und Zuschauern in Fußball-Stadien und Sporthallen geeinigt. Die Reaktionen fallen unterschiedlich aus. Während manche Länder die Regeln sogar verschärfen, gelten in anderen noch Ausnahmen.

Von Matthias Friebe und Lukas Thiele | 02.12.2021
    24.10.2020, Fussball 1. Bundesliga: FC Bayern - Eintracht Frankfurt. Ein Geisterspiel wegen Corona, ohne Zuschauer in der Allianz-Arena in München.
    Leere Allianz-Arena in München (IMAGO / Poolfoto)
    15.000 – das ist die neue Zahl in der Fußball-Bundesliga. Mehr Menschen sollen nicht mehr in die Stadien kommen.
    "Dass man gesagt hat, es kann nicht so bleiben, wie es jetzt ist und dann eine sehr drastische Entscheidung getroffen hat, das ist gut", kommentiert Noch-Vize-Kanzler Olaf Scholz nach der Ministerpräsidentenkonferenz die Einigung der Länderchefs, die aber nach wie vor umstritten ist. Vor allem Baden-Württemberg, Sachsen und Bayern drängen auf schärfere Maßnahmen.

    Söder: "Halten Geisterspiele für sinnvoll"

    Bayerns Ministerpräsident Markus Söder begründet das vor allem damit, dass in der Bundesliga Fans überregional reisen: "Wir bleiben dabei: Wir halten Geisterspiele für sinnvoll und werden das auch morgen im bayrischen Kabinett, so mein Vorschlag, auch umsetzen." Söder weiter: "Selbst wenn in einem Riesenstadion wie hier in München 12.000, 13.000, 14.000 Zuschauer sind - es ist an der Stelle zu viel Bewegung und Kontakt und es ist auch ein Systembruch gegenüber anderen Veranstaltungen wie beispielsweise Weihnachtsmärkte."
    Schärfere Regeln kann jedes Bundesland einführen, in Nordrhein-Westfalen bleibt man bei der heute beschlossenen Richtlinie. Auch für das Bundesliga-Topspiel am Samstag zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München. "Wir werden das 1:1 umzusetzen, was heute verabredet worden ist", erklärt NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst im ARD-Fernsehen.
    Damit werden am Samstag 15.000 Fans vor Ort sein. "Sie müssen wissen, dass die Stadien in NRW sehr sehr groß sind. Da gewährleisten wir mit Maskenpflicht und mit 2G eine gute Sicherheit."

    Berlins Bürgermeister ruft zu Eigenverantwortung auf

    Der Appell von Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller dürfte dagegen eher verhallen. Er ruft erneut zur Eigenverantwortung auf und meint damit auch die Fußballvereine. "Im Übrigen kann auch ein Fußballverein mit seinen Fans Kontakt aufnehmen und sagen: Wir spielen mit deutlich reduzierter Zuschauerzahl oder vielleicht auch ganz ohne Zuschauer, weil uns der Infektionsschutz wichtiger ist. Das ist nicht verboten."
    In Rheinland-Pfalz werden die Regeln verschärft. Bundesligist 1. FSV Mainz 05 und Drittligist 1. FC Kaiserslautern dürfen höchstens 10.000 Zuschauer zu ihren Heimspielen zulassen. Das kündigte Ministerpräsidentin Malu Dreyer am Donnerstag an.

    DFL reagiert mit Verständnis

    Die Deutsche Fußball-LIga DFL hat mit Verständnis auf die Zuschauer-Beschränkung reagiert. "Die DFL ist sich der aktuell leider erneut schwierigen Corona-Situation insbesondere mit Blick auf die Belastung einiger regionaler Gesundheitssysteme bewusst. In dieser Situation braucht es eine differenzierte, nachvollziehbare, vor allem aber wirksame Strategie der Politik. Eine vorübergehende Beschränkung bei der Zulassung von Fans in die Stadien ist daher dem Grunde nach verständlich", sagte DFL-Chef Christian Seifert am Donnerstag.
    Am kommenden Wochenende wird es in der 2.. Bundesliga jedoch noch Ausnahmen geben. So darf Werder Bremen sein Heimspiel gegen Erzgebirge Aue vor 20.000 Zuschauern austragen. "Wir haben am Mittwoch eine Verständigung mit Werder Bremen getroffen, die weiterhin Bestand hat", sagte Bremens Senatssprecher Christian Dohle. Die neue Verordnung sei bis zum Spiel am Freitagabend nicht mehr "rechtzeitig und rechtssicher" umzusetzen.
    Der FC St. Pauli darf am Samstag gegen den FC Schalke 04 sogar vor 25.000 Zuschauern spielen. Da die neue Verordnung in Hamburg erst in der kommenden Woche in Kraft treten. Der FC St. Pauli hat sich deshalb entschieden, die Stadion-Kapazität nicht zu verändern. Ganz vollbesetzt wird das Stadion jedoch nicht sein - normalerweise passen mehr als 29.000 Fans hinein.

    5.000 Fans in der Halle

    Für Profisport in der Halle gilt ab sofort die neue Zahl 5.000 Fans, das betrifft vor allem Eishockey, Basketball und Handball. Daniel Günther beherbergt in seinem Bundesland Schleswig-Holstein gleich zwei Topclubs der Handball-Bundesliga. "Der THW hat noch vier Heimspiele, Flensburg wahrscheinlich in einer ähnlichen Größenordnung – ist das eine Reduzierung. Dafür gibt es aber auch Hilfen. Deswegen steht der Profisport hier auch noch mit drin. Von daher glaube ich, ist auch das mit Augenmaß entschieden worden."
    Auf diese Ankündigung hatten viele Proficlubs außerhalb des Fußballs gewartet. Sie werden auch in dieser vierten Corona-Welle durch die Regierung unterstützt, um die Einnahmeausfälle durch reduzierte Hallenkapazitäten aufzufangen.