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Coronafälle im Wintersport
Ein fragiles Konstrukt

Mit umfangreichen Hygiene- und Testkonzepten sind die Wintersportarten in die Saison gestartet. Zuschauer sind oft wenige bis gar keine an den Strecken zugelassen. Doch schon jetzt zeigt sich: An Mannschaften in Quarantäne und positive Coronatests wird man sich in diesem Winter wohl gewöhnen müssen.

Von Victoria Reith |
Sicherheitsschilder gegen das Coronavirus in Ruka, Finnland, vor dem dortigen Ski-Weltcup im November 2020.
Sicherheitsschilder gegen das Coronavirus in Ruka, Finnland, vor dem dortigen Ski-Weltcup im November 2020. (www.imago-images.de)
Drastische Kontaktreduzierung und strenge Hygienemaßnahme sind die Voraussetzungen dafür, dass die Saison im Wintersport trotz der Coronavirus-Pandemie beginnen konnte. Doch schneller als es sich die Verbände erhofft hatten, zeigt sich: Auch diese Maßnahmen können positive Corona-Tests nicht gänzlich verhindern. In mehreren Disziplinen sind ganze Teams in Quarantäne geschickt worden.
Es begann vergangenes Wochenende mit dem schwedischen Frauenteam im Skirennlaufen. Ein Mitglied aus dem Trainerstab der Schwedinnen war bei der Ankunft in Finnland positiv auf Corona getestet worden, die Behörden schickten daraufhin die gesamte Mannschaft in Quarantäne. In Levi fanden die beiden Slalomrennen dann ohne schwedische Beteiligung statt.
Und auch für das kommende Wochenende zeichnet sich ab: Die Wettbewerbsbedingungen werden andere sein, weil ganze Teams wegen Coronafällen im Kader oder im Trainerstab nicht antreten können.
Norwegisches Langlaufteam zwischenzeitlich in Quarantäne
Verwirrung gab es um das norwegische Langlaufteam. Am Wettkampfort, im finnischen Ort Ruka, wurde ein Männertrainer zunächst positiv auf das Coronavirus getestet. Das komplette Team wurde isoliert. Am Donnerstagnachmittag teilte der norwegische Verband aber laut Zeitung "Aftenposten" mit, dass ein zweiter Test des Trainers negativ ausgefallen sei - und die Sportlerinnen und Sportler nicht in Quarantäne müssten.
Skispringen: ohne Russen, mit Österreichs B-Kader
Im Skispringen sind aktuell sogar zwei Nationen stark betroffen. Das zweite Weltcupwochenende im finnischen Kuusamo findet ohne russische Athleten statt – und mit einem österreichischen B-Kader. Wie der russische Verband mitteilte, ist Michail Maximotschkin positiv auf Covid-19 getestet worden. Das Team Russland hat sich deshalb komplett in Quarantäne begeben und sich vom Wettkampf zurückgezogen.
Österreichs Verband hatte Mitte der Woche bekannt gegeben, dass Weltcup-Rekordsieger Gregor Schlierenzauer, dessen Teamkollege Philipp Aschenwald und Cheftrainer Andreas Widhölzl positiv getestet worden waren. Daraufhin zog der ÖSV sein geplantes Team für die Springen am Wochenende zurück und wird mit dem B-Kader antreten. Man prüfe derzeit, ob die Athleten, die aktuell in Quarantäne und negativ getestet werden, am Wettkampf eine Woche später in Russland antreten könnten, so der Verband.
Denise Herrmann als Führende beim Verfolgungsweltcup im März 2020 in Kontiolahti.
Beginn der Biathlon-Saison - "Wir können froh sein, wenn so viele Rennen stattfinden wie möglich" Im Dlf-Sportgespräch sprechen Denise Herrmann und Arnd Peiffer über den möglichen Saisonverlauf im Biathlon unter Corona-Bedingungen, Rennen ohne Zuschauer, persönliche Grenzen und wie die Pandemie Prioritäten verschoben und neue Perspektiven eröffnet hat.
Im Biathlon hat der Weltverband IBU vor dem Saisonbeginn am kommenden Wochenende bekannt gegeben, dass bei den ersten Testreihen vor den Rennen im finnischen Ort Kontiolahti Team-Mitlieder aus fünf Nationen positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Demnach gibt es in den Mannschaften aus Frankreich, Russland, Rumänien, Lettland und Moldau Coronafälle. Wie der Schwedische Rundfunk unter Berufung auf russische Medien berichtet, sind vier russische Athletinnen und Athleten betroffen.
Über weitere Maßnahmen entscheidet das finnische Gesundheitsamt. Im Fall der französischen Mannschaft legten sich die Behörden schon fest, dass neben der erkrankten Person niemand anderes in Quarantäne muss. Die IBU hat in Kontiolahti ein eigenes Kontrolllabor eingerichtet.
Kricket-Turnier bringt Coronavirus zurück nach Neuseeland
Aber auch außerhalb des Wintersports sorgen Corona-Infektionen für Sorge. Nach zwei strengen Lockdowns war Neuseeland weitgehend coronafrei. Nun aber sind im Rahmen der T20-Serie im Kricket auch Neuinfektionen importiert worden. Sechs Spieler des pakistanischen Kricket-Nationalteams sind nach ihrer Anreise positiv auf Corona getestet worden. Insgesamt sind 53 Mitglieder der Mannschaft aus Lahore angereist und am Dienstag in einer Isolationseinrichtung in Christchurch getestet worden. Die positiv Getesteten seien nun in Quarantäne. Alle anderen Spieler sollen zunächst in Isolation bleiben und dürfen nicht trainieren, bis die Untersuchungen abgeschlossen seien. Vor der Reise nach Neuseeland seien alle Mitglieder des Teams vier Mal negativ getestet worden. Die gesamte Mannschaft wurde zudem verwarnt, weil einige Spieler gegen Isolationsregeln verstoßen haben sollen.
Klar scheint also: Wenn Profisportler für Wettkämpfe herumreisen, muss die Gefahr immer mitberechnet werden, dass ganze Teams wegen Coronafällen in Quarantäne müssen – auch, wenn es weitreichende Vorsichtsmaßnahmen und Hygienekonzepte gibt.