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Coronatests bei Olympia
Snowboard-Präsident Hölz fürchtet Manipulationen

Der Präsident des deutschen Snowboardverbandes, Hanns Michael Hölz, sieht bei den Coronatests Manipulationsmöglichkeiten. Wenn Proben oder Befunde bewusst vertauscht würden, könnten Athleten unberechtigt von den olympischen Wettbewerben ausgeschlossen werden. Viel Vertrauen ins IOC hat er nicht.

Hanns Michael Hölz im Gespräch mit Maximilian Rieger |
Hanns Michael HOELZ im Porträt
Hanns-Michael Hölz, Snowboard-Verbandspräsident (imago sportfotodienst)
Der Präsident des deutschen Snowboardverbandes, Snowboard Germany, Professor Hanns Michael Hölz kennt sich mit Testungen bei Athleten aus - bis 2011 war er Aufsichtsratschef der Nationalen Anti-Doping-Agentur Deutschland. Kurz vor den Olympischen Spielen in Peking sind es aber nicht die Doping-Tests, die Hölz am meisten beschäftigen. Sondern die Corona-Tests.
Er könne sich einen ähnlichen Betrug mit Corona-Test vorstellen, wie es ihn in Sotschi 2014 mit Dopingproben gegeben hat, sagt der Verbandschef. Damals wurden Proben ausgetauscht und damit gedopte russische Sportler im Wettbewerb gehalten. Andersherum könnte mit positiven Coronatests Athletinnen und Athleten von den Wettbewerben ausgeschlossen werden.

"Themen an die Athleten weiterzugeben ist nicht fair"

Die Chance, dass falsch-positive Tests genommen würden, sei gegeben, sagt Hölz. Auch Probleme in der Kommunikation zwischen chinesischen Ärzten und denen im internationalen Expertenkommission des IOC hält Hölz für möglich.
Die deutsche Snowboarderin Ramona Hofmeister beim Weltcup in Bannoye, Russland.
Die deutsche Snowboarderin Ramona Hofmeister gewann in Pyeongchang Silber ím Parallel-Riesenslalom und ist auch in China Medaillenkandidatin. (dpa/Sputnik/Aleksandr Kondratuk)
Er wolle nicht allein das IOC beschuldigen, sagt Hölz, sieht aber deutliche Probleme, die abgewälzt werden sollten: "Jetzt fünf vor zwölf all die Themen aufzunehmen und zu sagen jetzt müssen es die Athleten richten. Das ist, glaube ich doch nicht ganz fair."

IOC-Arzt: "Keine Manipulation"

Brian McCloskey, Chef der Expertenkommission sieht dagegen keine Probleme. Bei einer Pressekonferenz sagte er auf Dlf-Nachfrage, wie Manipulationen verhindert werden sollen: "Das geht durch ein standardisiertes System, das wir in Krankenhäusern auf der ganzen Welt benutzen. Die Proben bekommen einen Barcode und können auf dem ganzen Weg nachverfolgt werden – vom Abstrich über die Analyse bis zur Weitergabe der Ergebnisse an die richtige Person. All das wird durch das Labor durchgeführt und von den Behörden in Peking beaufsichtigt."
Die Chinesen würden die selben Standards in Sachen Laborsicherheit und Integrität anwenden, wie jedes andere Labor auf der Welt. "Daten und Nachverfolgung werden so behandelt, dass es keine Manipulationen oder nicht weitergebene Ergebnisse gibt", versichterte McCloskey.

Kein Vertrauen ins IOC

Wirklich beruhigt sei er davon nicht, sagt Hölz. Im Expertengremium säßen nach seinem Wissen großteils Chinesen, die Ärzte anderer Nationen möglicherweise überstimmen könnten. Hinzu komme außerdem der Umgang mit einem deutschen Trainer, der bei vorolympischen Wettbewerben in China falsch positiv getestet und anschließend sehr problematisch behandelt wurde. Das habe man an verschiedenen Stellen bemängelt, sagt Hölz und hofft nun auf Verbesserungen. Er fügt aber an:

Wir alle wissen, dass im Bereich Snowboard die Chinesen sich doch das eine oder andere ausrechnen. Und wir reisen mit einem sehr starken Team an. Und ich will den Gedanken jetzt gerne den Zuhörerinnen und Zuhörer und überlassen, was das bedeuten könnte.

Auch dem IOC traut Hölz nicht zu, der chinesischen Seite im Zweifelsfall die Stirn zu bieten. Dafür habe es sich zum Beispiel bei den Testregularien für die Sportler zu sehr den Anforderungen der Gastgeber gebeugt.

"Klarheit in der Ausdrucksweise muss möglich sein."

Neben den pandemiebdingten Bedingungen wird auch die Meinungsfreiheit bei den Spielen zum Thema werden. Hölz sagt: "Ich glaube, keiner der Athletinnen und Athleten aus Deutschland wird China verletzen wollen oder gar die chinesische Bevölkerung. Aber Klarheit in der Ausdrucksweise, das muss möglich sein."
Auch da hat das IOC aus Hölzs Sicht die Teilnehmenden nicht klar genug geschützt. Er habe ihnen geraten, sich zurückzuhalten. Sie trügen in der Hinsicht keine Verantwortung: "Die Athletinnen und Athleten sollen sich auf ihren Sport konzentrieren und nicht mit der Hypothek belastet sein, dass sie jetzt auch noch zu politischen und gesundheitspolitischen und sportpolitischen Themen Stellung nehmen müssen. Das bringt sie nur ab von dem, was eigentlich im Zentrum steht: die beste Performance im Sport zu realisieren."