Zum Coronavirus kursieren aktuell in sozialen Medien viele Verschwörungstheorien und Falschmeldungen, was den Wissenschaftsjournalisten Volker Stollorz von Science Media Center nicht wundert: "In den sozialen Medien verbreiten sich Gerüchte natürlich viel schneller als Wahrheiten oder sicheres Wissen".
Die Weltgesundheitsorganisation WHO und große Social-Media-Plattformen wie Twitter, Facebook oder Tiktok versuchten zwar bereits, gegen solche Gerüchte vorzugehen, doch dies sei schwierig. Denn selbst wenn Informationen bereits falsifiziert wurden, könnten sich diese auf Social Media trotzdem weiterverbreiten.
"Am Wochenende wurde auf einem Server, auf den Wissenschaftler Artikel ohne Qualitätskontrolle hochladen können, von indischen Wissenschaftlern die These formuliert, dass der Coronavirus Anteile von HIV in seinem Genom trägt. Das wurde von anderen Wissenschaftlern innerhalb von Stunden widerlegt und das Paper wurde nach zwei Tagen zurückgezogen, aber in den Sozialen Medien wirbelt weiter diese Hypothese umher", so Stollorz.
Informationsflut wird für Medien zum Problem
Journalistinnen und Journalisten hätten momentan das Problem, dass täglich zahlreiche neue wissenschaftliche Paper zum Coronavirus erscheinen, die erst gelesen und verstanden werden müssten. In dieser Informationsflut sei es schwierig, "die Perlen von den schlecht gemachten Studien zu trennen."
Die Digitalisierung der Wissenschaft hat für Stollorz allerdings auch große Vorteile. Ohne sie wüsste man womöglich noch überhaupt nicht, dass es in China einen Corona-Ausbruch gegeben hat. "Am 7. Januar waren schon die ersten Informationen über das Virus verfügbar - nach nur einem Monat weiß die Welt, dass es einen neuen Erreger gibt und dieser charakterisiert wurde."
Diese Geschwindigkeit bietet laut dem Wissenschaftsjournalisten auf der einen Seite die Möglichkeit, schneller zu reagieren - auf der anderen Seite sei über die Gefährlichkeit des Erregers noch wenig bekannt. "Diese Parallelität, dass die Expertise digital verfügbar wird, aber die Prognostik nicht hinterherkommt, schafft Risiken."