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Costa Rica - zwiespältige Bilanz im Umweltschutz

Costa Rica rühmt sich, Vorreiter im Umweltschutz zu sein: Der amtierende Präsident und Friedensnobelpreisträger Oscar Arias hat hierzu ein ehrgeiziges Programm aufgelegt, das die Vorreiterrolle des Landes in der Region unterstreiche n soll. Doch die Erfolgsbilanz ist umstritten.

Von Torge Loeding |
    In den Zeiten des Vorwahlkampfes wird in Costa Rica viel über Sozialpolitik, Schutzschild und Kriminalitätsbekämpfung gestritten. Völlig ausgeklammert blieb bisher ein zentrales Projekt der scheidenden Regierung von Oscar Arias - sein Umweltschutzprogramm "Frieden mit der Natur", welches er im Sommer 2007 mit viel Trommelwirbel der Weltöffentlichkeit vorstellte. Entschieden hat es zum Ruf Costa Ricas als "Öko-Musterländle" beigetragen. Geleitet wird es vom international renommierten Biologen Pedro León. Der Vertrauter des Präsidenten erklärt, worum es dabei geht.

    "'Paz con la naturaleza – Frieden mit der Natur', das ist wie eine logische Konsequenz des bisherigen Handelns von Oscar Arias. Er hat den regionalen Frieden gefördert, zwischen den Menschen in Zentralamerika. Der nächste Schritt ist an den Frieden mit der Natur zu denken. Ich teile seine Vision, dass die Menschen bisher - wenn auch ungewollt - im Kriegszustand mit der Natur leben."

    Mit drei Mitarbeitern arbeitet Pedro León in einem Büro im Präsidentenpalast. Öffentliche Gelder stehen ihm nicht zur Verfügung, er wirbt Mittel aus der Privatwirtschaft ein und kann darauf zählen, dass der Staatschef ein gutes Wort für ihn einlegt, wann immer er dies benötigt.

    Zu den fünf Arbeitsbereichen gehören Bewusstseinsbildung für Umweltanliegen in Ministerien und Öffentlichkeit sowie die Umsetzung einer nationalen Strategie gegen den Klimawandel. Bereits 2012 soll Costa Rica klimaneutral sein.

    Pedro León bezeichnet die Umweltpolitik des kleinen Landes als grüne Erfolgsstory. Nach massiver Abholzung der Regenwälder bis in die späten 80er-Jahre wird wieder massiv aufgeforstet. Lange vor Deutschland führte Costa Rica eine Ökosteuer auf Benzin ein, mit der es seine Naturparks finanziert. Über 90 Prozent seines Bedarfs deckt das Land aus erneuerbaren Energiequellen.

    Aber nicht alle teilen diese Meinung. Faktisch betreibe die Regierung eine umweltfeindliche Politik, kritisieren Naturschützer. So habe Oscar Arias sich starkgemacht für die Erdölförderung im Karibischen Meer. Das umstrittene Goldminentagebauprojekt an der Grenze zu Nicaragua im Norden des Landes - Las Crucitas - erklärte er sogar zu "nationalem Interesse". Alberto Salas von der Internationalen Naturschutzunion IUCN befürwortet Costa Ricas internationale Vorreiterrolle. Die Entscheidung zugunsten der Öl- und Goldkonzerne findet er indes falsch.

    Über einen peinlichen Skandal stolperte im März der damalige Umweltminister Roberto Dobles: Seine Frau unterhält eine Geschäftsbeziehung zu dem kanadischen Goldkonzern, dem er die Lizenz zum Schürfen in Las Crucitas erteilte. Seither führt das Umweltministerium ein Übergangschef. Die Wissenschaftlerin Yamileth Astorga von der öffentlichen "Universität von Costa Rica" präsentierte jüngst eine schwarze Liste mit weiteren Umweltvergehen und Skandalen der Regierung Arias.

    Gabriel Rivas ist Sprecher der "Freunde der Erde" – "Amigos de la tierra". Er spricht ein deutlich negatives Urteil:

    "Jetzt wo sich das Ende der Amtszeit nähert, können wir klar sagen, dass die Umweltpolitik der Regierung Oscar Arias ein Schwindel ist, nichts anderes. Beleg sind zwei zentrale Elemente: Das inhaltsleere Programm Frieden mit der Natur und die Person, die er zum Umweltminister ernannte. Welch ein Fiasko."