Maximilian Schönherr: Am vergangenen Montag lief Sebastian B. mit einer Waffe im Anschlag in seine ehemalige Realschule in Emsdetten, durchstreifte das Gebäude, schoss um sich, verletzte viele und erschoss sich schließlich selbst. Der 18-Jährige hatte die Tat sorgfältig geplant und in einem Computerspiel simuliert. Über dieses Computerspiel wollen wir gleich reden. Zunächst aber hören wir einmal in ein anderes hinein, um uns einen akustischen Eindruck davon zu machen, wie es bei den so genannten Ego-Shootern so zugeht. In diesem Beispiel wird nicht mit Gewehren geschossen, sondern mit Schwertern gekämpft.
Wolfram Hilpert: Computerspiele werden sowohl optisch als auch akustisch immer realistischer und so faszinierender, aber in einigen Punkten auch problematischer.
Schönherr: Wenn man diesen Trailer von diesem Spiel anguckt, sieht man natürlich, wie Leute niedergemetzelt werden, da spritzt auch Blut, da sieht man eine 3-D-Welt, und die Ich-Perspektive, mein Fenster in diese Welt, ist eigentlich nur das große Schwert, was dabei immer blutiger wird.
Hilpert: Ja, es ist so, dass solche Ego-Shooter, oder hier auch Schwertspiele, natürlich sehr häufig zur Aufgabe haben, und zwar ausschließlich zur Aufgabe haben, dass der Spieler in der Ich-Perspektive tötet, aktiv etwas tut, was nach unserem Wertekonsens absolut tabu ist.
Schönherr: In England wäre das kein Problem, der schwarze Humor sagt quasi, so etwas ist erlaubt. Es gibt in den Buchläden ganze Serienmörderabteilungen zum Beispiel. Das können auch Kinder lesen, diese Bücher, wenn sie sie verstehen. Das ist eine Kulturkreisgeschichte.
Hilpert: Es ist so, dass natürlich Gewalt zu jedem Medium gehört. Wir sehen Gewalt im Fernsehen, in Büchern, das ist eine ganz übliche Sache. Und natürlich gehört auch Gewalt zum Spiel, auch zum Computerspiel. Die Frage ist nur, wenn die Botschaften, die in einem Computerspiel vermittelt werden, eindeutig sozusagen unseren Verfassungskonsens überschreiten und einseitige Botschaften vermitteln, was das dann für Auswirkungen hat. Wir müssen ja sehen, dass wir natürlich nicht davon ausgehen können, dass ein Computerspiel oder irgendein anderes Medium irgendwie einseitig manipuliert und einen Menschen zu einer bestimmten Tat automatisch steuert, sondern es gibt eine Wechselwirkung zwischen dem Medium, also hier diesem Computerspiel, und dem Menschen. Es kommt darauf an, was ist das für ein Mensch und was ist das für ein Medium, was ist das für ein Spiel.
Schönherr: Herr Hilpert, Sie sind Medienpädagoge in der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien und Sie waren auch Lehrer. Sie haben diese Spiele gespielt oder zumindest von innen kennengelernt. Lassen Sie uns über Counter Strike sprechen, das ist ja kein reiner Ego-Shooter.
Hilpert: Ja richtig. Man muss auch die Ego-Shoooter natürlich differenziert betrachten. In der Regel geht es natürlich darum, Menschen zu töten. Die Frage ist, ist es sozusagen die Aufgabe, ausschließlich sozusagen den Totschlag zu zelebrieren oder sind wesentlich andere Elemente vorhanden. Wenn wir Counter Strike sehen, da geht es wirklich um taktische Absprachen, da geht es um Teamplay und natürlich auch um das problematische Töten von Menschen. Hier muss man die zwei Sachen abwägen, deshalb hat die Bundesprüfstelle auch in ihrer Entscheidung gesagt, es ist ein Spiel, was nicht in Kinder- oder jugendliche Hände gehört, aber noch nicht so zu betrachten, dass man es als jugendgefährdend betrachten kann, sondern hier muss man auch die Elemente, die sozusagen auf Kooperation gehen, mit gewichten bei einer Entscheidung. Und da geht es uns eigentlich immer darum, das Spiel im einzelnen anzuschauen, in der Gesamtheit zu sehen und zu sagen, was ist sozusagen die Gesamtbotschaft, die da rüber kommt. Ist diese Botschaft so problematisch, so einseitig, dass man es als jugendgefährdend betrachten muss.
Schönherr: Das ist eigentlich ein Online-Spiel. Es kam jetzt, wenn ich meine Kollegen von der Presse so beobachte, was da geschrieben und erzählt wurde, eigentlich die Tendenz heraus, es sei eigentlich ein Offline-Spiel, das heißt, da säße ein einsamer 18jähriger an seinem Computer und spielt mit sich selbst. Er hat natürlich viel kommuniziert über das Netz, aber dieses Spiel Cunter Strike ist per se ein Online-Spiel, das heißt, sobald ich das aufrufe, vernetze ich mich mit allen anderen, die auch gerade im Internet sind und dieses Spiel spielen.
Hilpert: Es ist so, dass es zwei Mannschaften gibt, die die Aufgabe haben, entweder eine Geisel zu bewachen oder sie zu befreien, oder eine Bombe zu legen oder sie zu entschärfen. Ich muss sozusagen mit meinen Kumpels in dem Clan, also in der Mannschaft, gucken, wie kann ich das taktisch am besten erreichen beziehungsweise am besten verhindern. Das ist sozusagen Conter Strike.
Schönherr: Ein Gegenteil dazu wäre Manhunt, das steht richtig auf dem Index. Worum geht es da?
Hilpert: Das steht auf dem Index und wurde sogar beschlagnahmt. Da geht es darum, dass man möglichst in brutaler Weise Menschen töten muss, und zwar mit dem Hintergrund, dass da ein Film im Hintergrund gedreht wird, ein so genanntes Snuff-Video, und sozusagen das Töten inszeniert wird und ästhetisiert wird, sozusagen als Genuss, und dieser Genuss soll möglichst langsam und brutal sein und dem Zuschauer quasi den Genuss des Tötens geben. Also hier ist genau das Gegenteil zu dem, was wir als nur irgendwie wertorientiert sehen können, so wie hier wird sozusagen eine Botschaft vermittelt, dass töten, dass Gewalt etwas ästhetisch Schönes ist - hier wird Gewalt im wahrsten Sinne des Wortes verherrlicht.
Wolfram Hilpert: Computerspiele werden sowohl optisch als auch akustisch immer realistischer und so faszinierender, aber in einigen Punkten auch problematischer.
Schönherr: Wenn man diesen Trailer von diesem Spiel anguckt, sieht man natürlich, wie Leute niedergemetzelt werden, da spritzt auch Blut, da sieht man eine 3-D-Welt, und die Ich-Perspektive, mein Fenster in diese Welt, ist eigentlich nur das große Schwert, was dabei immer blutiger wird.
Hilpert: Ja, es ist so, dass solche Ego-Shooter, oder hier auch Schwertspiele, natürlich sehr häufig zur Aufgabe haben, und zwar ausschließlich zur Aufgabe haben, dass der Spieler in der Ich-Perspektive tötet, aktiv etwas tut, was nach unserem Wertekonsens absolut tabu ist.
Schönherr: In England wäre das kein Problem, der schwarze Humor sagt quasi, so etwas ist erlaubt. Es gibt in den Buchläden ganze Serienmörderabteilungen zum Beispiel. Das können auch Kinder lesen, diese Bücher, wenn sie sie verstehen. Das ist eine Kulturkreisgeschichte.
Hilpert: Es ist so, dass natürlich Gewalt zu jedem Medium gehört. Wir sehen Gewalt im Fernsehen, in Büchern, das ist eine ganz übliche Sache. Und natürlich gehört auch Gewalt zum Spiel, auch zum Computerspiel. Die Frage ist nur, wenn die Botschaften, die in einem Computerspiel vermittelt werden, eindeutig sozusagen unseren Verfassungskonsens überschreiten und einseitige Botschaften vermitteln, was das dann für Auswirkungen hat. Wir müssen ja sehen, dass wir natürlich nicht davon ausgehen können, dass ein Computerspiel oder irgendein anderes Medium irgendwie einseitig manipuliert und einen Menschen zu einer bestimmten Tat automatisch steuert, sondern es gibt eine Wechselwirkung zwischen dem Medium, also hier diesem Computerspiel, und dem Menschen. Es kommt darauf an, was ist das für ein Mensch und was ist das für ein Medium, was ist das für ein Spiel.
Schönherr: Herr Hilpert, Sie sind Medienpädagoge in der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien und Sie waren auch Lehrer. Sie haben diese Spiele gespielt oder zumindest von innen kennengelernt. Lassen Sie uns über Counter Strike sprechen, das ist ja kein reiner Ego-Shooter.
Hilpert: Ja richtig. Man muss auch die Ego-Shoooter natürlich differenziert betrachten. In der Regel geht es natürlich darum, Menschen zu töten. Die Frage ist, ist es sozusagen die Aufgabe, ausschließlich sozusagen den Totschlag zu zelebrieren oder sind wesentlich andere Elemente vorhanden. Wenn wir Counter Strike sehen, da geht es wirklich um taktische Absprachen, da geht es um Teamplay und natürlich auch um das problematische Töten von Menschen. Hier muss man die zwei Sachen abwägen, deshalb hat die Bundesprüfstelle auch in ihrer Entscheidung gesagt, es ist ein Spiel, was nicht in Kinder- oder jugendliche Hände gehört, aber noch nicht so zu betrachten, dass man es als jugendgefährdend betrachten kann, sondern hier muss man auch die Elemente, die sozusagen auf Kooperation gehen, mit gewichten bei einer Entscheidung. Und da geht es uns eigentlich immer darum, das Spiel im einzelnen anzuschauen, in der Gesamtheit zu sehen und zu sagen, was ist sozusagen die Gesamtbotschaft, die da rüber kommt. Ist diese Botschaft so problematisch, so einseitig, dass man es als jugendgefährdend betrachten muss.
Schönherr: Das ist eigentlich ein Online-Spiel. Es kam jetzt, wenn ich meine Kollegen von der Presse so beobachte, was da geschrieben und erzählt wurde, eigentlich die Tendenz heraus, es sei eigentlich ein Offline-Spiel, das heißt, da säße ein einsamer 18jähriger an seinem Computer und spielt mit sich selbst. Er hat natürlich viel kommuniziert über das Netz, aber dieses Spiel Cunter Strike ist per se ein Online-Spiel, das heißt, sobald ich das aufrufe, vernetze ich mich mit allen anderen, die auch gerade im Internet sind und dieses Spiel spielen.
Hilpert: Es ist so, dass es zwei Mannschaften gibt, die die Aufgabe haben, entweder eine Geisel zu bewachen oder sie zu befreien, oder eine Bombe zu legen oder sie zu entschärfen. Ich muss sozusagen mit meinen Kumpels in dem Clan, also in der Mannschaft, gucken, wie kann ich das taktisch am besten erreichen beziehungsweise am besten verhindern. Das ist sozusagen Conter Strike.
Schönherr: Ein Gegenteil dazu wäre Manhunt, das steht richtig auf dem Index. Worum geht es da?
Hilpert: Das steht auf dem Index und wurde sogar beschlagnahmt. Da geht es darum, dass man möglichst in brutaler Weise Menschen töten muss, und zwar mit dem Hintergrund, dass da ein Film im Hintergrund gedreht wird, ein so genanntes Snuff-Video, und sozusagen das Töten inszeniert wird und ästhetisiert wird, sozusagen als Genuss, und dieser Genuss soll möglichst langsam und brutal sein und dem Zuschauer quasi den Genuss des Tötens geben. Also hier ist genau das Gegenteil zu dem, was wir als nur irgendwie wertorientiert sehen können, so wie hier wird sozusagen eine Botschaft vermittelt, dass töten, dass Gewalt etwas ästhetisch Schönes ist - hier wird Gewalt im wahrsten Sinne des Wortes verherrlicht.