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Covid-19
Wie sich Uni-Kantinen vor Corona schützen wollen

Wie können Studenten und Mitarbeiter an Universitäten vor einer Infektion mit dem Coronavirus geschützt werden? Diese Frage beschäftigt derzeit die Hochschulen. Im Fokus stehen dabei nicht nur Kongresse, sondern auch die Universitäts-Mensen. Denn gerade in Großküchen gibt es einige Gefahrenquellen.

Von Kai Rüsberg | 02.03.2020
Schüler beim Mittagessen in der Mensa in der Grundschule an der Wuhlheide in Berlin, aufgenommen 2019.
Besteckkästen in Kantinen können mögliche Übertragungsorte für Krankheiten sein (picture alliance / Jens Kalaene)
Der Wareneingang der Bochumer Mensa ist ein dunkler Betontunnel unter dem Audimax. Hier kommen täglich tonnenweise frische Lebensmittel für die Cafés und die Mensa an - und bereits hier wird kontrolliert, sagt die Ökotrophologin Monika Obermüller vom Bochumer Studierendenwerk AKAFÖ, das die Mensa betreibt.
"Das ist die Anlieferzone, die LKWs docken hier an und haben entsprechend hier den Wareneingang. Wir haben hier tatsächlich bezüglich das Corona-Virus einmal einen Stopp mit eingebaut, wir haben hier einen Hinweis: 'Die Desinfektion der Hände ist hier erforderlich'. Alle Lieferanten, die draußen unterwegs sind, die haben nicht unbedingt die Möglichkeit sich zwischendurch die Hände zu waschen. Und erst nach dem Händewaschen geht man in den Produktionsbereich."
Täglich 8.000 Mahlzeiten
Täglich werden in der Großküche 5.000 Essen für die Ruhruniversität und weitere 3.000 für zwei Schulen und zwei Fachhochschulen gekocht. Jeder Mitarbeiter muss eine Reinigungsstation passieren, um in die Küche zu gelangen. Dort werden die Hände gewaschen und die Schuhe desinfiziert. Insbesondere in der Frischeküche ist Hygiene oberstes Gebot. Alle Mitarbeiter tragen hier zusätzlich zu Kittel und Kopfbedeckung Latexhandschuhe.
"Wir haben den Bereich der Salate. Das haben wir getrennt von den anderen Bereichen. Alle Speisen, die nicht erhitzt werden, sind auch sehr kritisch und sehr vorsichtig zu behandeln. Und Salate und Rohware haben auch einen hohen Keimgehalt, die sollen natürlich auch nicht mit den anderen Lebensmitteln Kontakt kommen."
Besteckkästen als potentielle Gefahrenstellen
Die Mensagäste laufen als Erstes zu den offenen Besteckkästen und greifen nach Gabeln und Messern, die in Metallschalen liegen. Hier hat die Hygienebeauftragte der Mensa nachbessern lassen.
"Wir haben dort alles versehen, dass die Hustenschütze an den Behältern auf jeden Fall vorhanden sind. Ausschließen, dass man eine Übertragung hat an den Besteckteilen, kann man da direkt nicht. Man kann auch direkt Besteck selber mitbringen."
Der Schutz gegen Husten besteht aus Glasscheiben, die in Brusthöhe angebracht sind. Diese hängen über praktisch allen Ausgaberegalen. Das AKAFÖ in Bochum hält aber zu viel Aufgeregtheit beim Thema Corona für unangebracht, so Monika Obermüller:
"Wenn jetzt jemand niest und hustet, schaut man sicherlich bestimmt kritisch, dass er sich in die richtige Richtung dreht, aber den können wir nicht von vornherein ausschließen."
Zwei bunte Obstkörbe sind verführerisch mit Bananen, Mandarinen oder Pflaumen gefüllt. Hier kann jeder zugreifen, könnte dabei aber gleich mehrere Früchte berühren.
"Normalerweise hustet und niest niemand. Und da ist der größte Teil des Obstes ist schon noch in Schale. Alles was man da jetzt noch so ohne extra Schale hat, die blauen Pflaumen zum Beispiel, die sollte man dann vorher vielleicht noch waschen, wenn da andere mit in Kontakt kommen."
Vorsichtshalber Krisenstäbe eingerichtet
Bislang gibt es im Umfeld der 50.000 Mitarbeiter und Studierenden der Bochumer Ruhruniversität noch keinerlei Verdachtsfälle auf eine Infektion mit Corvid-19. Das Rektorat hat aber in der vergangenen Woche vorsorglich einen Krisenstab eingerichtet, der ständig aktualisierte Empfehlungen ausspricht, sagt Sprecher Jens Wylkop.
"Also es gibt konkrete Tipps zum Beispiel für Veranstaltungen, auch Aushänge, die vorbereitet und zur Verfügung gestellt wurden, wenn Personen den Anschein erwecken, sie könnten angesteckt sein, dass sie dann auch gebeten werden, die Veranstaltung zu verlassen."
Die weitreichendste Entscheidung musste gleich in der letzten Woche getroffen werden: die kurzfristige Absage einer Fachkonferenz.
"Der sogenannte 'teachers day', der hier an der Uni Bochum stattfinden sollte, es waren 360 Lehrerinnen und Lehrer aus ganz NRW angemeldet, unter anderem auch aus dem Kreis Heinsberg, und als Vorsichtsmaßnahme hat man diese Veranstaltung abgesagt."
Bei weiteren Fachkonferenzen wird noch geprüft, ob sie stattfinden können. Immerhin: Aufgrund der Semesterferien kommen bis Anfang April sowieso deutlich weniger Menschen täglich zur Uni. Dann muss der Krisenstab neu über weitere Maßnahmen entscheiden.