Die Latenzzeit (in der Grafik Punkt a) umfasst den Zeitraum zwischen dem Tag, an dem die Person dem Virus ausgesetzt war und sich angesteckt hat bis zum Zeitpunkt, an dem der Angesteckte infektiös wird, also weitere Menschen anstecken könnte (in der Grafik Punkt d). Die Schätzungen liegen zwischen 2,5 bis vier Tagen, je nach Studie. Das Robert Koch-Institut (RKI) nimmt in einer eigenen Modellierung eine Latenzzeit von 3 Tagen an.
Die Inkubationszeit (Punkt b) ist der Zeitraum vom Tag der Ansteckung bis zu dem Tag, an dem sich erste Symptome zeigen. Häufig und sehr früh berichtete Symptome sind Fieber und trockener Husten. Nicht jeder Infizierte wird aber auch krank und entwickelt starke Symptome, die Infektion verläuft dann also asymptomatisch; wobei fraglich ist, wie viele Menschen sehr leichte Symptome, wie ein Halskratzen, als Krankheitszeichen wahrnehmen und berichten. In Deutschland haben bisher 870 von 26.250 bestätigten Fällen (3,3 %) keine Symptome berichtet (Stand: 26.03.2020)
Die Zeitspanne der Infektiosität (Punkt c) umfasst den Zeitraum, in dem ein Infizierter ansteckend ist. Das RKI geht von zehn Tagen infektiöser Phase im Schnitt aus.
Ansteckung weitere Personen – das serielle Intervall (Punkt d): Das sogenannte serielle Intervall beschreibt die Zeitspanne von Symptombeginn des Infizierten (Primärfall) bis zum Symptombeginn eines von ihm Angesteckten (Sekundärfall). Eine umfassende internationale Studie gibt dazu folgenden Wert an: Im Schnitt steckt ein Infizierter bereits 0,19 Tage vor seinem eigenen Symptombeginn einen weiteren Menschen an. In einer anderen Studie schätzen Forscher diesen Zeitpunkt auf circa 2,5 Tage vor Symptombeginn. Offenbar können auch SARS-CoV-2-Infizierte also ohne spürbare/berichtete Symptome bereits weitere Menschen anstecken – es erfolgt eine asymptomatische Übertragung.
Wie viele weitere Menschen ein Infizierter tatsächlich anstecken kann, hängt aber stark von dem Ausbreitungskontext ab: Ist beispielsweise schon eine Ausgangsbeschränkung eingeführt, sinkt der Wert der effektiven Reproduktionsrate. Außerdem steckt sich auch nicht jeder Kontakt an, der mit einem Infizierten in direkter Verbindung steht. In einer noch unpublizierten Studie von in einem frühen Cluster infizierter bayrischer Patienten und deren Kontaktpersonen sollen sich weniger als fünf Prozent der engen Kontakte angesteckt haben und das auch nur bei 15-minütigem Aufenthalt mit nahem Gesichtskontakt im selben Raum.
Zeit bis zur Isolation moderater Fälle (Punkt e): Die Dauer zwischen Symptombeginn und Isolation eines COVID-19-Falles spielt eine große Rolle für eine erfolgreiche Eindämmung der Pandemie. Je kürzer diese Zeitspanne, desto weniger Kontakte kann ein Infizierter anstecken; werden auch die engen Kontakte eines Infizierten frühzeitig aufgefunden und quarantänisiert, verhindert man auch präsymptomatische Infektionen weiterer Menschen.
Zeit von ersten Symptomen bis zur Erholung milder Fälle (Punkt f): Mild bis moderat verlaufende Fälle können in häuslicher Isolation gesunden, obwohl moderate Fälle auch mit einer leichten Lungenentzündung einhergehen können. Nach 14 Tagen ab Symptombeginn kann die häusliche Quarantäne beendet werden, wenn der Patient für 48 Stunden symptomfrei war. 80 Prozent der Fäle in China sind nach bisherigem Wissensstand mild bis moderat verlaufen. In Südkorea wurden die ersten Patienten im Schnitt 13 Tage nach der Diagnose für gesund erklärt.
Zeit von ersten Symptomen bis zur Hospitalisierung schwerer Fälle (Punkt g): Schwere Fälle mit einer stärkeren Lungenentzündung bis hin zu Atemnot müssen im Krankenhaus behandelt werden; sie benötigen dann meist eine Form der Beatmung. Umfangreiche Daten aus China zeigen einen Anteil an schweren Fällen zwischen 7 und 18 Prozent, je nachdem, ob das Ausbruchs-Epizentrum Wuhan eingerechnet ist oder nicht. Das Robert-Koch-Institut schätzte in einer Modellierung, dass in Deutschland circa 4,5 Prozent aller Fälle einen schweren Verlauf nehmen. In einem anderen Bericht über die aktuellen Realfälle heißt es, dass derzeit 12 Prozent aller bestätigten Fälle im Krankenhaus behandelt werden. In anderen europäischen Ländern schwankt dieser Wert zwischen drei Prozent (Österreich), über 40 Prozent (Frankreich, Belgien) und sogar über 50 Prozent (Spanien).
Eine internationale Studie ziehen zur Ermittlung des Zeitpunkts, an dem die Patienten das Krankenhaus aufsuchen, den Zeitpunkt der Diagnose einer Lungenentzündung nach durchschnittlich 5,8 Tagen heran. Daten aus China zeigen, dass Erkrankte circa 5 bis 9 Tage nach Symptombeginn ins Krankenhaus kommen. Das RKI rechnet in einem eigenen Modell mit vier Tagen von Symptombeginn bis Krankenhausaufnahme. Wie viele COVID-19-Patienten derzeit in Deutschland auf Intensivstationen behandelt werden, ist unklar.
In Italien benötigten Anfang März 16 Prozent der im Krankenhaus behandelten Patienten eine intensivmedizinische Versorgung; in China waren es fünf Prozent; nach aktuelleren Berechnungen sind es in Gesamtitalien derzeit 13,5 Prozent. Das RKI nimmt in Modellierungen für Deutschland sogar an, dass 25 Prozent aller in Krankenhäusern behandelten Patienten intensivmedizinisch versorgt werden müssen und zwar im Schnitt einen Tag nach der Hospitalisierung.
Zeit bis zur Entlassung aus dem Krankenhaus (Punkt h): Eine Studie modelliert, dass 24,7 Tage vom Symptombeginn an vergehen, bis im Krankenhaus behandelte Patienten entlassen werden können. Das RKI nimmt an, dass Patienten, die nicht auf Intensivstationen behandelt werden müssen, circa 14 Tage im Krankenhaus verbleiben bis sie gesund entlassen werden können; zusammen mit der vom RKI angenommenen Inkubationszeit von fünf Tagen, macht das 19 Tage von Symptombeginn bis Krankenhausentlassung. Daten aus China legen nahe, dass schwere bis kritische Fälle nach insgesamt drei bis sechs Wochen ab Symptombeginn vollständig genesen sind.
Tödlicher Ausgang (Punkt i): COVID-19-Patienten versterben innerhalb von circa 18 Tagen nach Symptombeginn. Verstorbene wurden im Schnitt zuvor 13 Tage im Krankenhaus behandelt. In Deutschland sind bis zum 30.03.2020 455 Menschen an COVID-19 gestorben; 87 Prozent davon waren 70 Jahre oder älter; diese altersabhängige Schwere der Erkrankung stimmt mit internationalen Ergebnissen überein, die über eine drastisch erhöhte Sterblichkeit im höheren Alter berichten.
Zeit bis spezifische Antikörper, also Immunität, gebildet wird (Punkt k): Bis zum sechsten Tage entstehen keine spezifischen Antikörper, nach circa 12 Tagen wurden sie erstmals bei milden bis moderaten Fällen beobachtet; dazwischen liegt also der Zeitpunkt der sogenannten Serokonversion. Spezifische Antikörper im Blut sind ein Hinweis darauf, dass ein Infizierter gegen SARS-Cov-2 immun wird, das Immunsystem diesen Erreger bei einer erneuten Infektion also unschädlich machen kann. Ergebnisse aus dem Tiermodell stützen diese Ergebnisse: Chinesische Forscher konnten Rhesusaffen nach einer ersten, abgeschlossenen Erkrankung nicht erneut mit SARS-CoV-2 infizieren. Wie lange eine Immunitä anhalten könte ist noch unklar. Vom verwandten Virus SARS-CoV ist bekannt, dass Antikörper nach einer überstandenen Infektion bis zu drei Jahre eine erneute Infektion verhindern können.
Quelle: Science Media Center