Es ist der 28. April 2006, CNN zeigt die neuesten Nachrichten von dem Prozess gegen den Islamisten Zacarias Moussaoui über die Geschehnisse des 11. September 2001. Und es ist der Tag der Premiere von "United 93", dem Film über jenes vierte entführte Flugzeug, das als einziges am 11. September nicht sein Ziel fand und in Pensilvania abstürzte.
Der Film, dessen Grundlage die aufgezeichneten Telefongespräche waren, die von den Passagieren aus der Maschine vor ihrem Absturz geführt wurden, gibt uns von Anfang an das Gefühl eines Dokumentarfilmes. Wir werden Zeuge eines ganz normalen Tages an der amerikanischen Ostküste: Der Geburtstag eines Beamten der Luftaufsicht wird gefeiert, Piloten und Stewardessen auf dem Weg zu ihrem Terminal, Telefongespräche, flüchtige Unterhaltungen, ein Briefing in der Fluglotsenzentrale. Allein das kurze Porträt vierer arabischer Männer, die in ihrem Hotelzimmer leise beten, Koranverse murmeln, sich rasieren und auf etwas vorzubereiten scheinen, verweist auf den Kontext dieses Tages. Doch jeder, der diesen Film sehen wird, weiß, was passieren wird. Das weiß auch der britische Regisseur David Greengras, der uns durch jeden noch so harmlosen Moment der 91 Minuten vom Einchecken der Maschine bis zu ihrem Absturz führt und damit eine schier unerträgliche Spannung erzeugt. Wir wissen, was passieren wird, und wir werden es nicht verhindern können.
Der Film kommt fast ganz ohne Musik aus, und das Casting besteht aus einer Mischung aus unbekannten Schauspielern und realen Personen wie zum Beispiel der Chef der Luftaufsicht, der kommandierende Offizier vom Dienst, oder einige Techniker der Fluglotsenzentrale. Auf sehr überzeugende Weise vermittelt uns "United 93" ein Gefühl von Echtheit, von Realität, doch was erzählt uns der Film?
Er erzählt von einem System, das völlig überraschend zusammenbricht; von Menschen, die überfordert und hilflos einer unfassbaren Situation gegenüber stehen; von einer Gesellschaft, die plötzlich aufwacht und aufschaut wie zum Beispiel in dem Moment, in dem die Maschine "American Eleven" vom Radar verschwindet, und noch während alle im Tower des Flughafens Newark auf den Bildschirm starren, ein Techniker aus dem Fenster des Towers auf den brennenden Turm des World Trade Centers schaut. Der Film erzählt von Militärs, die über CNN erfahren, dass ihr Land angegriffen wird und vergeblich versuchen, den Präsidenten oder Vize-Präsidenten zu erreichen. Der Film erzählt von einer wehrlosen Supermacht, und der Film erzählt die Geschichte der 40 Passagiere des Flugs United 93, die langsam begreifen, dass sie Teil eines Selbstmordattentates sind und den Flug nicht überleben werden, wenn sie sich nicht selber helfen: die Geschichte von Menschen die begreifen, dass sie selber handeln müssen.
Die Spannung unter den Entführern, die Enge der Maschine, Telefongespräche, um Abschied zu nehmen, eine Frau, die anscheinend nur den Anrufbeantworter ihrer Tochter erreicht und sagt "Wake up, sweety – wake up" - all diese Momente machen diesen Film zu einer erschütternden Achterbahnfahrt, die dem amerikanischen Publikum einiges abverlangen wird. Immer wieder hört man schluchzende Menschen im Publikum des Theaters, und die Fassungslosigkeit ist fast körperlich spürbar.
Obwohl der Vorwurf der kommerziellen Ausnutzung einer nationalen Katastrophe von vielen Kritikern schon jetzt wie ein Damaklosschwert über diesem Film schwebt, ist er ein mutiger Versuch, einer traumatisierten Stadt und Nation den schmerzhaften Spiegel einer unbegreiflichen Tat vorzuhalten. Dabei provoziert er weniger Gefühle von Vergeltung oder Rache, sondern eher Gefühle wie Hilflosigkeit, Trauer und Fassungslosigkeit.
Auf die Frage, die das Magazin "Newsweek" letzte Woche provozierend stellte, ob die Amerikaner schon bereit für diesen Film seien, wird wahrscheinlich der Regisseur David Greengras Recht behalten, dass einige nie bereit sein werden, diesen Film zu sehen - zu tief sitzt der Schmerz jener Ereignisse.
Der Film, dessen Grundlage die aufgezeichneten Telefongespräche waren, die von den Passagieren aus der Maschine vor ihrem Absturz geführt wurden, gibt uns von Anfang an das Gefühl eines Dokumentarfilmes. Wir werden Zeuge eines ganz normalen Tages an der amerikanischen Ostküste: Der Geburtstag eines Beamten der Luftaufsicht wird gefeiert, Piloten und Stewardessen auf dem Weg zu ihrem Terminal, Telefongespräche, flüchtige Unterhaltungen, ein Briefing in der Fluglotsenzentrale. Allein das kurze Porträt vierer arabischer Männer, die in ihrem Hotelzimmer leise beten, Koranverse murmeln, sich rasieren und auf etwas vorzubereiten scheinen, verweist auf den Kontext dieses Tages. Doch jeder, der diesen Film sehen wird, weiß, was passieren wird. Das weiß auch der britische Regisseur David Greengras, der uns durch jeden noch so harmlosen Moment der 91 Minuten vom Einchecken der Maschine bis zu ihrem Absturz führt und damit eine schier unerträgliche Spannung erzeugt. Wir wissen, was passieren wird, und wir werden es nicht verhindern können.
Der Film kommt fast ganz ohne Musik aus, und das Casting besteht aus einer Mischung aus unbekannten Schauspielern und realen Personen wie zum Beispiel der Chef der Luftaufsicht, der kommandierende Offizier vom Dienst, oder einige Techniker der Fluglotsenzentrale. Auf sehr überzeugende Weise vermittelt uns "United 93" ein Gefühl von Echtheit, von Realität, doch was erzählt uns der Film?
Er erzählt von einem System, das völlig überraschend zusammenbricht; von Menschen, die überfordert und hilflos einer unfassbaren Situation gegenüber stehen; von einer Gesellschaft, die plötzlich aufwacht und aufschaut wie zum Beispiel in dem Moment, in dem die Maschine "American Eleven" vom Radar verschwindet, und noch während alle im Tower des Flughafens Newark auf den Bildschirm starren, ein Techniker aus dem Fenster des Towers auf den brennenden Turm des World Trade Centers schaut. Der Film erzählt von Militärs, die über CNN erfahren, dass ihr Land angegriffen wird und vergeblich versuchen, den Präsidenten oder Vize-Präsidenten zu erreichen. Der Film erzählt von einer wehrlosen Supermacht, und der Film erzählt die Geschichte der 40 Passagiere des Flugs United 93, die langsam begreifen, dass sie Teil eines Selbstmordattentates sind und den Flug nicht überleben werden, wenn sie sich nicht selber helfen: die Geschichte von Menschen die begreifen, dass sie selber handeln müssen.
Die Spannung unter den Entführern, die Enge der Maschine, Telefongespräche, um Abschied zu nehmen, eine Frau, die anscheinend nur den Anrufbeantworter ihrer Tochter erreicht und sagt "Wake up, sweety – wake up" - all diese Momente machen diesen Film zu einer erschütternden Achterbahnfahrt, die dem amerikanischen Publikum einiges abverlangen wird. Immer wieder hört man schluchzende Menschen im Publikum des Theaters, und die Fassungslosigkeit ist fast körperlich spürbar.
Obwohl der Vorwurf der kommerziellen Ausnutzung einer nationalen Katastrophe von vielen Kritikern schon jetzt wie ein Damaklosschwert über diesem Film schwebt, ist er ein mutiger Versuch, einer traumatisierten Stadt und Nation den schmerzhaften Spiegel einer unbegreiflichen Tat vorzuhalten. Dabei provoziert er weniger Gefühle von Vergeltung oder Rache, sondern eher Gefühle wie Hilflosigkeit, Trauer und Fassungslosigkeit.
Auf die Frage, die das Magazin "Newsweek" letzte Woche provozierend stellte, ob die Amerikaner schon bereit für diesen Film seien, wird wahrscheinlich der Regisseur David Greengras Recht behalten, dass einige nie bereit sein werden, diesen Film zu sehen - zu tief sitzt der Schmerz jener Ereignisse.