Friedbert Meurer: 14 Millionen Zuschauer haben Sonntagabend das Kanzlerduell zwischen Angela Merkel und ihrem Herausforderer Frank-Walter Steinmeier von der SPD gesehen. Das ist allerdings deutlich weniger als noch vor vier Jahren. Damals schauten 21 Millionen Fernsehzuschauer zu, als Gerhard Schröder und Angela Merkel sich gegenüberstanden. Gestern stieg nun die Opposition in den Ring; sie hatte sich ja Sonntagabend noch ausgegrenzt gefühlt. Also gestern in der ARD trafen aufeinander Guido Westerwelle, Oskar Lafontaine und Jürgen Trittin.
Zwei Debatten haben wir jetzt also erlebt, am Sonntag das TV-Duell zwischen Kanzlerin und Kanzlerkandidat, gestern Abend der Dreikampf der Opposition. Ich begrüße Peter Ehrlich, er ist Vorstandsmitglied der Bundespressekonferenz in Berlin und Redakteur der "Financial Times Deutschland". Guten Morgen, Herr Ehrlich.
Peter Ehrlich: Guten Morgen!
Meurer: Bevor wir ins Grundsätzliche gehen, welche Debatte fanden Sie besser, die gestern Abend oder die am Sonntag?
Ehrlich: Ich fand dann doch die am Sonntag besser. Das gestern Abend hat mich zu sehr an ganz normale Talkshows erinnert. Man sieht einfach - aber das könnte allgemein ein Problem sein - die Herren, die da diskutiert haben, zu oft im Fernsehen inzwischen in unterschiedlichsten Runden. Teilweise haben sie ja auch schon miteinander diskutiert am Vorabend erst. Man sieht immer wieder die gleichen Gesichter; das ist wahrscheinlich ein Problem, was, glaube ich, den einen oder anderen abschrecken wird, der dann immer denkt, er hat das alles schon gehört. Von der Debatte her fand ich es recht lebhaft. Da ging es zum Teil sicherlich etwas höher her, es war etwas mehr Schmackes drin als in dem Duell zwischen Frau Merkel und Herrn Steinmeier.
Meurer: Und das fanden Sie dann nicht besser, wenn da mehr Schmackes drin war?
Ehrlich: Ja, schon, aber es war ja auch nicht die ganze Zeit und manche Dinge haben ja auch übereingestimmt. Es wurden halt auch wieder sehr, sehr viele Themen durchgegangen. Das ist ja immer so ein Problem: sie arbeiten Thema A, B, C, D ab und eine richtig intensive Diskussion über ein Thema, die ist eben in diesen Formaten kaum möglich.
Meurer: Herr Ehrlich, Sie sagen, Sonntagabend hat Ihnen gut gefallen, das TV-Duell. Klagten die Oppositionsparteien also zu Unrecht, dass sie ausgegrenzt worden seien?
Ehrlich: Nicht ganz. Ich fände es eigentlich okay, wenn man so ein Duell hat, das einmal auf zwei Personen zuspitzt, die auch man kann streiten wie große, aber zumindest Chancen haben, tatsächlich ins Kanzleramt hinterher einzuziehen. Es war ja auch geplant für den Montag kommender Woche eine Runde mit allen Spitzenkandidaten, also mit allen fünf oder sechs heute im Bundestag vertretenen Parteien, und das wäre dann die Chance gewesen, wo alle, das heißt Merkel und Steinmeier und dann eben die drei, die wir gestern gesehen haben, vielleicht noch Herr Seehofer, zusammen gewesen wären. Dieses Format wird so aber offenbar nicht zu Stande kommen. Die Bundeskanzlerin ist da etwas kapriziös und hat offenbar keine Lust, sich als CDU-Vorsitzende mit den anderen Parteivorsitzenden zusammen an einen Tisch zu setzen.
Meurer: Jetzt lädt ja auch die Bundespressekonferenz die Spitzenkandidaten ein. Angela Merkel war noch nicht bei Ihnen. Geriert sie sich auch da?
Ehrlich: Sie war natürlich öfter mal bei uns, in diesem Wahlkampf jetzt noch nicht. Die Chancen, dass sie noch kommen wird, die sehe ich aber und da warten wir mal die nächsten Tage ab. Wir haben alle eingeladen. Frank-Walter Steinmeier war schon da vor einigen Wochen, die Grünen kommen am Donnerstag, Die Linke war da und mit der FDP steht das Angebot auch. Da wird es möglicherweise nicht zu einem Termin kommen. Das ist ein Angebot, was wir machen können, und es liegt natürlich an den Parteien, ob sie es annehmen.
Meurer: Die Bundespressekonferenz, Herr Ehrlich, in deren Vorstand Sie sind, ist ja ein Zusammenschluss praktisch von allen Hauptstadtkorrespondenten in Berlin. Hätten Sie, hätte Ihr Verein gerne ein Wort mitgeredet und würde prinzipiell gerne ein Wort mitreden, wer wann wo debattiert vor der Wahl?
Ehrlich: Da würden wir uns wahrscheinlich etwas übernehmen. Wir sind wie gesagt ein Zusammenschluss von Korrespondenten, die möglichst gute Arbeitsbedingungen haben wollen und dazu gehört natürlich auch, dass man einen offenen und ungeschützten Dialog mit den Politikern führen kann, wie man das eben in der Bundespressekonferenz sehr viel intensiver zu bestimmten Themen tun kann, als das oft im Fernsehen der Fall ist. Aber wir stimmen natürlich nicht mit über die Formate, die unsere Redaktionen sich ausdenken. Das gilt bei Print, das gilt bei Fernsehen und so weiter. Wir hoffen natürlich, dass immer auf die Korrespondenten in Berlin gehört wird, aber das ist dann schon eine Sache der Zentralen.
Meurer: Das Deutschlandradio fühlte sich ja ausgeschlossen, wir durften nicht übertragen. Sind die TV-Anstalten die geeigneten Treuhänder für das TV-Duell?
Ehrlich: Das ist eine gute Frage. Ich habe das auch nicht verstanden, warum das im Radio nicht übertragen werden kann. Das liegt einfach ein bisschen daran, dass dieses TV-Duell inzwischen erstens mal von den Fernsehanstalten hochgeheizt wird als das große Ereignis, was dann die Wahl vielleicht entscheidet, was, glaube ich, denn doch nicht der Fall war, und zum anderen daran, dass eben weil die Kandidaten sich nur auf ein Duell einigen konnten alle vier großen Sendegruppen jeweils ihren Hauptsender zur Verfügung gestellt haben dafür und deswegen eben auch diese vier Moderatoren da waren, also insgesamt ein sehr schwerfälliges Format, mit dem, glaube ich, auch eigentlich die Veranstalter selber hinterher nicht besonders glücklich waren.
Meurer: Also zu viele Moderatoren am Sonntagabend?
Ehrlich: Zu viele Moderatoren. Da können Sie die Moderatoren fragen, die werden Ihnen das vielleicht nicht vor laufender Kamera, aber in jedem Falle zugeben, dass das eigentlich nicht sehr glücklich ist. Wir hatten 2002 ja zwei Duelle jeweils mit zwei Moderatoren und wir hatten auch sogenannte Printduelle. Da war das insgesamt sehr viel vielfältiger, als das eingeführt wurde, hat sich dann 2005 eben reduziert auf dieses jeweils eine Duell, was man machen kann, finde ich, aber nur dann, wenn man eben auch andere Formate hat wie zum Beispiel das Format, wo alle fünf oder sechs dann auftreten.
Meurer: Wenn Sie sagen, Herr Ehrlich, die Bundespressekonferenz ist nicht der Verein, der sozusagen die Spielregeln oder das ganze organisieren kann, brauchen wir trotzdem so wie in den USA eine unabhängige Stelle, die entscheidet, wer diskutiert, in welcher Form diskutiert wird und wann diskutiert wird?
Ehrlich: Ich finde das ganz reizvoll, wenn man so eine Institution hätte, die bestimmte Veranstaltungen machen würde, wo man dann auch in der Tat sich Formate angucken kann, wo man vielleicht auch die Bürger anders einbezieht und das ein bisschen rausnimmt aus diesem sehr intransparenten Gerangel zwischen den Parteizentralen, den Vertrauten der jeweiligen Kandidaten und den Fernsehsendern. Da wird ja hinten herum doch sehr viel hin- und herverhandelt, sehr lange nicht nur darüber, wie es stattzufinden hat, sondern auch wann es stattfindet, wer wann wohin kommt und wenn du den dahin schickst, dann schicke ich den nicht dahin oder ich komme nur dann, wenn der auch kommt und so weiter.
Meurer: Erzählen Sie mal aus dem Nähkästchen. Wer hat denn da vor allen Dingen regiert?
Ehrlich: Das ist bei jeder Talkshow so, dass sie ja gerade bei den öffentlich-rechtlichen Sendern eine gewisse Ausgewogenheit haben wollen. Das heißt, wenn sie den einen Kandidaten der CDU einladen, dann müssen sie auch einen der SPD einladen, und wenn sie eine Einzelsendung machen mit der Kanzlerin, dann gibt es auch eine Einzelsendung mit dem Kandidaten. All solche Sachen finden da ja statt. Der Termin zum Beispiel des TV-Duells, das wir am Sonntag gesehen haben, der stand seit vielen, vielen Wochen fest, wurde aber immer wieder dann auf vielleicht doch nicht und so weiter hin- und hergehalten. Da gibt es lange Verhandlungen, die in der Tat auch nicht besonders transparent sind.
Meurer: Wer könnte denn, Herr Ehrlich, die Spielregeln definieren? Wie könnte eine solche unabhängige Stelle aussehen?
Ehrlich: Da müssten sich natürlich die wesentlichen Medien einigen, wie man so was macht. Das hätte sicher auch den Vorteil, dass man dann ganz neue Medien wie das Internet damit bedienen kann, das heißt auch im Livestream organisieren kann. Das Internet wäre von Anfang an mit dabei, diese vielen Sachen, die sich da jetzt auch bewegen. Wir haben ja auch zum ersten Mal - das ist noch gar nicht ausgewertet worden -, dass live getwittert wurde, dass also Zuschauer direkt ihre Meinung ins Netz gestellt haben. Liveblogs gab es. Es gab drum herum um das Duell natürlich Dinge, die wir noch gar nicht so richtig erfasst haben, im Fernsehen selber, die man da auch nicht mitverfolgen kann, aber die man halt im Internet mitverfolgen kann, die das ganze vervielfältigen und vielleicht ein bisschen ausgleichen, dass die Einschaltquote diesmal ja auch eher schlecht war.
Meurer: Peter Ehrlich, Mitglied im Vorstand der Bundespressekonferenz, nach den beiden TV-Wettstreiten am Sonntagabend und gestern Abend im Fernsehen. Herr Ehrlich, schönen Dank und auf Wiederhören nach Berlin.
Ehrlich: Danke schön!
Zwei Debatten haben wir jetzt also erlebt, am Sonntag das TV-Duell zwischen Kanzlerin und Kanzlerkandidat, gestern Abend der Dreikampf der Opposition. Ich begrüße Peter Ehrlich, er ist Vorstandsmitglied der Bundespressekonferenz in Berlin und Redakteur der "Financial Times Deutschland". Guten Morgen, Herr Ehrlich.
Peter Ehrlich: Guten Morgen!
Meurer: Bevor wir ins Grundsätzliche gehen, welche Debatte fanden Sie besser, die gestern Abend oder die am Sonntag?
Ehrlich: Ich fand dann doch die am Sonntag besser. Das gestern Abend hat mich zu sehr an ganz normale Talkshows erinnert. Man sieht einfach - aber das könnte allgemein ein Problem sein - die Herren, die da diskutiert haben, zu oft im Fernsehen inzwischen in unterschiedlichsten Runden. Teilweise haben sie ja auch schon miteinander diskutiert am Vorabend erst. Man sieht immer wieder die gleichen Gesichter; das ist wahrscheinlich ein Problem, was, glaube ich, den einen oder anderen abschrecken wird, der dann immer denkt, er hat das alles schon gehört. Von der Debatte her fand ich es recht lebhaft. Da ging es zum Teil sicherlich etwas höher her, es war etwas mehr Schmackes drin als in dem Duell zwischen Frau Merkel und Herrn Steinmeier.
Meurer: Und das fanden Sie dann nicht besser, wenn da mehr Schmackes drin war?
Ehrlich: Ja, schon, aber es war ja auch nicht die ganze Zeit und manche Dinge haben ja auch übereingestimmt. Es wurden halt auch wieder sehr, sehr viele Themen durchgegangen. Das ist ja immer so ein Problem: sie arbeiten Thema A, B, C, D ab und eine richtig intensive Diskussion über ein Thema, die ist eben in diesen Formaten kaum möglich.
Meurer: Herr Ehrlich, Sie sagen, Sonntagabend hat Ihnen gut gefallen, das TV-Duell. Klagten die Oppositionsparteien also zu Unrecht, dass sie ausgegrenzt worden seien?
Ehrlich: Nicht ganz. Ich fände es eigentlich okay, wenn man so ein Duell hat, das einmal auf zwei Personen zuspitzt, die auch man kann streiten wie große, aber zumindest Chancen haben, tatsächlich ins Kanzleramt hinterher einzuziehen. Es war ja auch geplant für den Montag kommender Woche eine Runde mit allen Spitzenkandidaten, also mit allen fünf oder sechs heute im Bundestag vertretenen Parteien, und das wäre dann die Chance gewesen, wo alle, das heißt Merkel und Steinmeier und dann eben die drei, die wir gestern gesehen haben, vielleicht noch Herr Seehofer, zusammen gewesen wären. Dieses Format wird so aber offenbar nicht zu Stande kommen. Die Bundeskanzlerin ist da etwas kapriziös und hat offenbar keine Lust, sich als CDU-Vorsitzende mit den anderen Parteivorsitzenden zusammen an einen Tisch zu setzen.
Meurer: Jetzt lädt ja auch die Bundespressekonferenz die Spitzenkandidaten ein. Angela Merkel war noch nicht bei Ihnen. Geriert sie sich auch da?
Ehrlich: Sie war natürlich öfter mal bei uns, in diesem Wahlkampf jetzt noch nicht. Die Chancen, dass sie noch kommen wird, die sehe ich aber und da warten wir mal die nächsten Tage ab. Wir haben alle eingeladen. Frank-Walter Steinmeier war schon da vor einigen Wochen, die Grünen kommen am Donnerstag, Die Linke war da und mit der FDP steht das Angebot auch. Da wird es möglicherweise nicht zu einem Termin kommen. Das ist ein Angebot, was wir machen können, und es liegt natürlich an den Parteien, ob sie es annehmen.
Meurer: Die Bundespressekonferenz, Herr Ehrlich, in deren Vorstand Sie sind, ist ja ein Zusammenschluss praktisch von allen Hauptstadtkorrespondenten in Berlin. Hätten Sie, hätte Ihr Verein gerne ein Wort mitgeredet und würde prinzipiell gerne ein Wort mitreden, wer wann wo debattiert vor der Wahl?
Ehrlich: Da würden wir uns wahrscheinlich etwas übernehmen. Wir sind wie gesagt ein Zusammenschluss von Korrespondenten, die möglichst gute Arbeitsbedingungen haben wollen und dazu gehört natürlich auch, dass man einen offenen und ungeschützten Dialog mit den Politikern führen kann, wie man das eben in der Bundespressekonferenz sehr viel intensiver zu bestimmten Themen tun kann, als das oft im Fernsehen der Fall ist. Aber wir stimmen natürlich nicht mit über die Formate, die unsere Redaktionen sich ausdenken. Das gilt bei Print, das gilt bei Fernsehen und so weiter. Wir hoffen natürlich, dass immer auf die Korrespondenten in Berlin gehört wird, aber das ist dann schon eine Sache der Zentralen.
Meurer: Das Deutschlandradio fühlte sich ja ausgeschlossen, wir durften nicht übertragen. Sind die TV-Anstalten die geeigneten Treuhänder für das TV-Duell?
Ehrlich: Das ist eine gute Frage. Ich habe das auch nicht verstanden, warum das im Radio nicht übertragen werden kann. Das liegt einfach ein bisschen daran, dass dieses TV-Duell inzwischen erstens mal von den Fernsehanstalten hochgeheizt wird als das große Ereignis, was dann die Wahl vielleicht entscheidet, was, glaube ich, denn doch nicht der Fall war, und zum anderen daran, dass eben weil die Kandidaten sich nur auf ein Duell einigen konnten alle vier großen Sendegruppen jeweils ihren Hauptsender zur Verfügung gestellt haben dafür und deswegen eben auch diese vier Moderatoren da waren, also insgesamt ein sehr schwerfälliges Format, mit dem, glaube ich, auch eigentlich die Veranstalter selber hinterher nicht besonders glücklich waren.
Meurer: Also zu viele Moderatoren am Sonntagabend?
Ehrlich: Zu viele Moderatoren. Da können Sie die Moderatoren fragen, die werden Ihnen das vielleicht nicht vor laufender Kamera, aber in jedem Falle zugeben, dass das eigentlich nicht sehr glücklich ist. Wir hatten 2002 ja zwei Duelle jeweils mit zwei Moderatoren und wir hatten auch sogenannte Printduelle. Da war das insgesamt sehr viel vielfältiger, als das eingeführt wurde, hat sich dann 2005 eben reduziert auf dieses jeweils eine Duell, was man machen kann, finde ich, aber nur dann, wenn man eben auch andere Formate hat wie zum Beispiel das Format, wo alle fünf oder sechs dann auftreten.
Meurer: Wenn Sie sagen, Herr Ehrlich, die Bundespressekonferenz ist nicht der Verein, der sozusagen die Spielregeln oder das ganze organisieren kann, brauchen wir trotzdem so wie in den USA eine unabhängige Stelle, die entscheidet, wer diskutiert, in welcher Form diskutiert wird und wann diskutiert wird?
Ehrlich: Ich finde das ganz reizvoll, wenn man so eine Institution hätte, die bestimmte Veranstaltungen machen würde, wo man dann auch in der Tat sich Formate angucken kann, wo man vielleicht auch die Bürger anders einbezieht und das ein bisschen rausnimmt aus diesem sehr intransparenten Gerangel zwischen den Parteizentralen, den Vertrauten der jeweiligen Kandidaten und den Fernsehsendern. Da wird ja hinten herum doch sehr viel hin- und herverhandelt, sehr lange nicht nur darüber, wie es stattzufinden hat, sondern auch wann es stattfindet, wer wann wohin kommt und wenn du den dahin schickst, dann schicke ich den nicht dahin oder ich komme nur dann, wenn der auch kommt und so weiter.
Meurer: Erzählen Sie mal aus dem Nähkästchen. Wer hat denn da vor allen Dingen regiert?
Ehrlich: Das ist bei jeder Talkshow so, dass sie ja gerade bei den öffentlich-rechtlichen Sendern eine gewisse Ausgewogenheit haben wollen. Das heißt, wenn sie den einen Kandidaten der CDU einladen, dann müssen sie auch einen der SPD einladen, und wenn sie eine Einzelsendung machen mit der Kanzlerin, dann gibt es auch eine Einzelsendung mit dem Kandidaten. All solche Sachen finden da ja statt. Der Termin zum Beispiel des TV-Duells, das wir am Sonntag gesehen haben, der stand seit vielen, vielen Wochen fest, wurde aber immer wieder dann auf vielleicht doch nicht und so weiter hin- und hergehalten. Da gibt es lange Verhandlungen, die in der Tat auch nicht besonders transparent sind.
Meurer: Wer könnte denn, Herr Ehrlich, die Spielregeln definieren? Wie könnte eine solche unabhängige Stelle aussehen?
Ehrlich: Da müssten sich natürlich die wesentlichen Medien einigen, wie man so was macht. Das hätte sicher auch den Vorteil, dass man dann ganz neue Medien wie das Internet damit bedienen kann, das heißt auch im Livestream organisieren kann. Das Internet wäre von Anfang an mit dabei, diese vielen Sachen, die sich da jetzt auch bewegen. Wir haben ja auch zum ersten Mal - das ist noch gar nicht ausgewertet worden -, dass live getwittert wurde, dass also Zuschauer direkt ihre Meinung ins Netz gestellt haben. Liveblogs gab es. Es gab drum herum um das Duell natürlich Dinge, die wir noch gar nicht so richtig erfasst haben, im Fernsehen selber, die man da auch nicht mitverfolgen kann, aber die man halt im Internet mitverfolgen kann, die das ganze vervielfältigen und vielleicht ein bisschen ausgleichen, dass die Einschaltquote diesmal ja auch eher schlecht war.
Meurer: Peter Ehrlich, Mitglied im Vorstand der Bundespressekonferenz, nach den beiden TV-Wettstreiten am Sonntagabend und gestern Abend im Fernsehen. Herr Ehrlich, schönen Dank und auf Wiederhören nach Berlin.
Ehrlich: Danke schön!