Zunächst begegnet man dem vertrauten Kurt Schwitters, als Einstimmung sozusagen, um zu zeigen, wer dieser schon weltberühmte Dadaist war, als er 1940 auf dem letzten Norwegen verlassenden Eisbrecher in Großbritannien ankam. Elegante Papiercollagen, aus Zeitungsausrissen, Theaterkarten und Restaurantrechnungen zusammengeklebt, mit einem unfehlbaren Sinn für Ordnung und Symmetrie. 'Merzbilder' genannte Reliefs wie das "Kegelbild" von 1921, Kegel und andere Holzstücke auf Karton geklebt und bemalt, in perfektem Gleichgewicht. Und abstrakte Ölbilder, mit einem ebenso ausgeprägten Gefühl für Harmonie.
Doch schon im nächsten Raum tritt ein anderer Schwitters auf. Im englischen Internierungslager auf der Isle of Man, wo er 16 Monate verbrachte, malte er seine Mitinsassen wie den Künstler Fred Uhlmann und den Kunsthistoriker Klaus Hinrichsen. Einfache, realistische Porträts, auf gefundenen Holzplatten oder zerschnittenem Linoleum, dazu Blicke aus dem Fenster auf die Dächer der Hauptstadt Douglas. Scharf beobachtet, flüssige Pinselstriche, aber eigentlich aus einer anderen, längst vergangenen Zeit stammend. Dass er nur wenige Collagen anfertigte, lag wohl am Mangel an brauchbaren Materialien.
Diese figurativen Arbeiten, vor allem Porträts, hielten ihn auch nach der Entlassung aus dem Lager in seinen Londoner Jahren finanziell über Wasser. Das Leben war schwer, doch Schwitters zog sich nicht in sich selbst zurück, beteiligte sich an den Aktivitäten der deutschen und österreichischen Exilanten, im PEN-Club ebenso wie im Freien Deutschen Künstlerbund. Und suchte erfolgreich Anschluss an englische Künstler wie Ben Nicholson und Barbara Hepworth.
Seine Collagen wurden großformatiger, direkter in ihrer Aussage. Seine Reliefs reduzierte er auf immer weniger Elemente - "Roter Draht und halber Löffel" von 1942 ist genau, was der Titel verspricht. Und seine bemalten Gipsplastiken dieser Jahre sind ein wahres Vergnügen - als 'meine besten Arbeiten' bezeichnete er sie einmal mit Recht. Geometrische Formen, dem Konstruktivismus nahe, nicht selten mit Humor angereichert wie bei "Der Clown" von 1945, mit seinem kecken roten Hütchen.
Im Juni 1945 siedelte er mit seiner Lebensgefährtin Edith Thomas - seine Frau war inzwischen in Hannover gestorben - in den Lake District um. Die Landschaft erinnerte ihn an Norwegen, er kehrte zur Landschaftsmalerei zurück, mit noch lockerer Pinselführung, und für seine Collagen und Assemblagen verwendete er immer mehr natürliche Materialien wie Holz und Stein. Auch begann er mit der Arbeit an seinem dritten Merzbau - die beiden Ersten in Hannover und Norwegen waren zerstört -, in einer ihm zur Verfügung gestellten Scheune.
Selbst in der ländlichen Abgeschiedenheit war er nicht von der Kunstwelt abgeschnitten - das Museum of Modern Art in New York schickte ihm 1000 Dollar für den Merzbau. Doch die Arbeit erwies sich als schwierig, bei Regen stand er bis zu den Knöcheln im Wasser, seine Gesundheit verschlechterte sich zusehends, und am 8. Januar 1948 starb er, einen Tag, nachdem ihm die britische Staatsbürgerschaft zuerkannt wurde.
Mit dem amerikanischen Geld wurde sein Begräbnis bezahlt. Die halbfertige Wand der Merz-Scheune, ein organisches Gebilde, in das Alltagsgegenstände wie ein Kochlöffel, Porzellanscherben und ein Gummiball eingelassen sind, wurde in den 60er-Jahren auf Betreiben des Pop-Künstlers Richard Hamilton sichergestellt und in ein Museum in Newcastle gebracht.
Schwitters' in Großbritannien entstandenes Werk ist immer gegenüber seiner Vorkriegskunst leicht vernachlässigt worden. Zu Unrecht, wie die Ausstellung anschaulich macht. Die schwierigen Umstände, unter denen er sein Leben fristete, führten zu einer "raueren, dreckigeren, unruhigeren Kunst", wie Kuratorin Karin Orchard vom hannoverschen Sprengel Museum anmerkt, zu einer Kunst von entwaffnender Direktheit.
Doch schon im nächsten Raum tritt ein anderer Schwitters auf. Im englischen Internierungslager auf der Isle of Man, wo er 16 Monate verbrachte, malte er seine Mitinsassen wie den Künstler Fred Uhlmann und den Kunsthistoriker Klaus Hinrichsen. Einfache, realistische Porträts, auf gefundenen Holzplatten oder zerschnittenem Linoleum, dazu Blicke aus dem Fenster auf die Dächer der Hauptstadt Douglas. Scharf beobachtet, flüssige Pinselstriche, aber eigentlich aus einer anderen, längst vergangenen Zeit stammend. Dass er nur wenige Collagen anfertigte, lag wohl am Mangel an brauchbaren Materialien.
Diese figurativen Arbeiten, vor allem Porträts, hielten ihn auch nach der Entlassung aus dem Lager in seinen Londoner Jahren finanziell über Wasser. Das Leben war schwer, doch Schwitters zog sich nicht in sich selbst zurück, beteiligte sich an den Aktivitäten der deutschen und österreichischen Exilanten, im PEN-Club ebenso wie im Freien Deutschen Künstlerbund. Und suchte erfolgreich Anschluss an englische Künstler wie Ben Nicholson und Barbara Hepworth.
Seine Collagen wurden großformatiger, direkter in ihrer Aussage. Seine Reliefs reduzierte er auf immer weniger Elemente - "Roter Draht und halber Löffel" von 1942 ist genau, was der Titel verspricht. Und seine bemalten Gipsplastiken dieser Jahre sind ein wahres Vergnügen - als 'meine besten Arbeiten' bezeichnete er sie einmal mit Recht. Geometrische Formen, dem Konstruktivismus nahe, nicht selten mit Humor angereichert wie bei "Der Clown" von 1945, mit seinem kecken roten Hütchen.
Im Juni 1945 siedelte er mit seiner Lebensgefährtin Edith Thomas - seine Frau war inzwischen in Hannover gestorben - in den Lake District um. Die Landschaft erinnerte ihn an Norwegen, er kehrte zur Landschaftsmalerei zurück, mit noch lockerer Pinselführung, und für seine Collagen und Assemblagen verwendete er immer mehr natürliche Materialien wie Holz und Stein. Auch begann er mit der Arbeit an seinem dritten Merzbau - die beiden Ersten in Hannover und Norwegen waren zerstört -, in einer ihm zur Verfügung gestellten Scheune.
Selbst in der ländlichen Abgeschiedenheit war er nicht von der Kunstwelt abgeschnitten - das Museum of Modern Art in New York schickte ihm 1000 Dollar für den Merzbau. Doch die Arbeit erwies sich als schwierig, bei Regen stand er bis zu den Knöcheln im Wasser, seine Gesundheit verschlechterte sich zusehends, und am 8. Januar 1948 starb er, einen Tag, nachdem ihm die britische Staatsbürgerschaft zuerkannt wurde.
Mit dem amerikanischen Geld wurde sein Begräbnis bezahlt. Die halbfertige Wand der Merz-Scheune, ein organisches Gebilde, in das Alltagsgegenstände wie ein Kochlöffel, Porzellanscherben und ein Gummiball eingelassen sind, wurde in den 60er-Jahren auf Betreiben des Pop-Künstlers Richard Hamilton sichergestellt und in ein Museum in Newcastle gebracht.
Schwitters' in Großbritannien entstandenes Werk ist immer gegenüber seiner Vorkriegskunst leicht vernachlässigt worden. Zu Unrecht, wie die Ausstellung anschaulich macht. Die schwierigen Umstände, unter denen er sein Leben fristete, führten zu einer "raueren, dreckigeren, unruhigeren Kunst", wie Kuratorin Karin Orchard vom hannoverschen Sprengel Museum anmerkt, zu einer Kunst von entwaffnender Direktheit.