Wurde der dänische Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen in den vergangenen Jahren auf das Thema Irak und das dänische Truppenkontingent im Süden des Landes angesprochen, war die Antwort stets die gleiche: Wir werden bleiben, so lange die UNO und die irakische Regierung dies wünschen und so lange der Aufbau des Landes es verlangt. Vor diesem Hintergrund bedeutete Rasmussens allwöchentliche Pressekonferenz an diesem Dienstag eine Zäsur. Erstmals rückte das Ende der dänischen Irak-Mission zumindest ins Blickfeld:
"Lassen Sie mich unterstreichen, dass zum jetzigen Zeitpunkt keine Entscheidung gefallen ist. Aber natürlich ist das Ziel, dass wir den Irak verlassen und keinen Tag länger bleiben als nötig."
Offiziell also ist im Moment noch alles beim alten. Das dänische Mandat wird über den 1. Juli hinaus verlängert, 500 Mann bleiben vor Ort. Doch dass es so auch kommen wird, daran zweifeln die meisten politischen Beobachter in Kopenhagen. Denn auch die Dänische Volkspartei, Mehrheitsbeschafferin der liberal-konservativen Regierung und bislang starke Befürworterin des Irak-Einsatzes an der Seite der USA, signalisiert eine neue Richtung. Der außenpolitische Sprecher der Partei, Sören Espersen:
"Es ist doch wunderbar, wenn sich die Situation im Irak so stabilisiert hat, dass die Iraker nun Aufgaben von uns übernehmen können."
Politisch hätte eine Reduzierung des dänischen Truppenkontingentes, ja sogar der gänzliche Rückzug aus dem Irak, eine breite Mehrheit. Die Opposition mit den Sozialdemokraten an der Spitze fordert seit langem das Ende der militärischen Mission. Stattdessen sollte sich Dänemark auf ziviler Ebene für den Aufbau des Landes engagieren. Anders sieht man das beim dänischen Militär. Sören Bach von der dänischen Verteidigungsakademie fürchtet, das bislang Erreichte könnte durch einen plötzlichen Rückzug wieder zerstört werden:
"Auch wenn man lediglich 15, 20 Prozent unserer Leute abzieht, schränkt das unsere Möglichkeiten erheblich ein. Anstatt über einen Zeitpunkt für den Rückzug zu diskutieren, sollte man lieber fragen, wann ist unsere Mission hinsichtlich des Aufbaus von Demokratie, Sicherheit, Infrastruktur, eines Rechtssystems und dergleichen erfüllt."
Unterstützung erhält Bach von Anja Dalgaard-Nielsen, Terrorexpertin und sicherheitspolitische Forscherin am Dänischen Institut für Internationale Studien. Den ganzen April hat sie bei den dänischen Truppen im Irak verbracht, um sich ein genaues Bild über deren Arbeit zu verschaffen.
"Wenn wir Soldaten abziehen, wird eines von zwei Dingen passieren: Entweder wir müssen unsere Sicherheit schleifen lassen, bei Einsätzen etwa nur noch mit einer anstatt mit zwei Eskorten fahren. Oder man muss die Anzahl der Aufbau-Aktivitäten vor Ort deutlich reduzieren."
Gerade letzteres aber wäre mehr als schade, sagt Dalgaard-Nielsen. Denn auch wenn sich die Gesamtlage im Irak von Tag zu Tag deutlich verschlechtere, so seien die dänischen Soldaten auf lokaler Ebene wohlgelitten und leisteten gute Arbeit:
"Auf lokaler Ebene machen wir einen großen Unterschied aus. Und als Land mit fünf Millionen Einwohnern kann das anders ja auch nicht sein. Wir alleine können den Irak nicht retten, da muss man einfach realistisch sein. Was man jedoch sagen kann ist, dass wir im Moment wahnsinnig viele Ressourcen binden, um uns selbst zu beschützen. Wenn man es also ernst meint mit dem Aufbau, dann sollte man das Kontingent nicht reduzieren sondern verstärken."
Daheim in Kopenhagen aber scheint das niemand hören zu wollen. Vorgestern Abend forderte der Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses, der Grünen-Politiker Sten Gade, im dänischen Fernsehen, Dänemark solle der UNO anbieten, Truppen für einen Einsatz in der sudanesischen Dafour-Region bereitzustellen. Nicht nur Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen sondern die gesamte dänische Politik also scheint längst auf neuen Wegen.
"Lassen Sie mich unterstreichen, dass zum jetzigen Zeitpunkt keine Entscheidung gefallen ist. Aber natürlich ist das Ziel, dass wir den Irak verlassen und keinen Tag länger bleiben als nötig."
Offiziell also ist im Moment noch alles beim alten. Das dänische Mandat wird über den 1. Juli hinaus verlängert, 500 Mann bleiben vor Ort. Doch dass es so auch kommen wird, daran zweifeln die meisten politischen Beobachter in Kopenhagen. Denn auch die Dänische Volkspartei, Mehrheitsbeschafferin der liberal-konservativen Regierung und bislang starke Befürworterin des Irak-Einsatzes an der Seite der USA, signalisiert eine neue Richtung. Der außenpolitische Sprecher der Partei, Sören Espersen:
"Es ist doch wunderbar, wenn sich die Situation im Irak so stabilisiert hat, dass die Iraker nun Aufgaben von uns übernehmen können."
Politisch hätte eine Reduzierung des dänischen Truppenkontingentes, ja sogar der gänzliche Rückzug aus dem Irak, eine breite Mehrheit. Die Opposition mit den Sozialdemokraten an der Spitze fordert seit langem das Ende der militärischen Mission. Stattdessen sollte sich Dänemark auf ziviler Ebene für den Aufbau des Landes engagieren. Anders sieht man das beim dänischen Militär. Sören Bach von der dänischen Verteidigungsakademie fürchtet, das bislang Erreichte könnte durch einen plötzlichen Rückzug wieder zerstört werden:
"Auch wenn man lediglich 15, 20 Prozent unserer Leute abzieht, schränkt das unsere Möglichkeiten erheblich ein. Anstatt über einen Zeitpunkt für den Rückzug zu diskutieren, sollte man lieber fragen, wann ist unsere Mission hinsichtlich des Aufbaus von Demokratie, Sicherheit, Infrastruktur, eines Rechtssystems und dergleichen erfüllt."
Unterstützung erhält Bach von Anja Dalgaard-Nielsen, Terrorexpertin und sicherheitspolitische Forscherin am Dänischen Institut für Internationale Studien. Den ganzen April hat sie bei den dänischen Truppen im Irak verbracht, um sich ein genaues Bild über deren Arbeit zu verschaffen.
"Wenn wir Soldaten abziehen, wird eines von zwei Dingen passieren: Entweder wir müssen unsere Sicherheit schleifen lassen, bei Einsätzen etwa nur noch mit einer anstatt mit zwei Eskorten fahren. Oder man muss die Anzahl der Aufbau-Aktivitäten vor Ort deutlich reduzieren."
Gerade letzteres aber wäre mehr als schade, sagt Dalgaard-Nielsen. Denn auch wenn sich die Gesamtlage im Irak von Tag zu Tag deutlich verschlechtere, so seien die dänischen Soldaten auf lokaler Ebene wohlgelitten und leisteten gute Arbeit:
"Auf lokaler Ebene machen wir einen großen Unterschied aus. Und als Land mit fünf Millionen Einwohnern kann das anders ja auch nicht sein. Wir alleine können den Irak nicht retten, da muss man einfach realistisch sein. Was man jedoch sagen kann ist, dass wir im Moment wahnsinnig viele Ressourcen binden, um uns selbst zu beschützen. Wenn man es also ernst meint mit dem Aufbau, dann sollte man das Kontingent nicht reduzieren sondern verstärken."
Daheim in Kopenhagen aber scheint das niemand hören zu wollen. Vorgestern Abend forderte der Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses, der Grünen-Politiker Sten Gade, im dänischen Fernsehen, Dänemark solle der UNO anbieten, Truppen für einen Einsatz in der sudanesischen Dafour-Region bereitzustellen. Nicht nur Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen sondern die gesamte dänische Politik also scheint längst auf neuen Wegen.