Per Grupes Blick schweift über die Felder vor ihm, sein rechter Arm zeichnet einen weichen Bogen durch die Luft.
"Ich liebe diese Landschaft mit ihren sanften Hügeln und relativ großen Feldern, die von dem Wald dort und dem See umrandet wird. Vor allem mag ich den weiten Horizont. Ich liebe es, diese Hügel hinaufzugehen, wo sich der endlose Himmel über dem schmalen Braun der Felder erstreckt."
Seinen Hof entdeckte Per Grupe Anfang der 1980er durch einen Zufall. Damals war er einer der ersten, die konsequent auf eine ökologische Landwirtschaft umstellten. Trotz all der Jahre hat Grupe von seinem Elan nichts verloren. Nur das wettergegerbte Gesicht und die grauen Haare über den Schläfen deuten an, dass Grupe doch älter ist, als man zunächst denkt:
"Es macht mir Freude, etwas zum Wachsen zu bringen. Man fängt mit einem kleinen Samen an, einem Samen so groß wie der Schwefelkopf an einem Streichholz, der sich dann in eine Pflanze mit 20 oder 30 Samen entwickelt. Diese immanente Kraft der Natur fasziniert mich immer wieder."
Inzwischen belässt es Per Grupe nicht mehr bei der Ökologie allein. Mithilfe von Genbanken sucht der End-Fünfziger nach Getreidesorten, die einst in der Region wuchsen, die irgendwann aber von den heimischen Bauern nicht mehr angebaut wurden. Die zeitgenössische Landwirtschaft, konstatiert Grupe, erinnert mehr und mehr an eine Monokultur:
"Der konventionelle Bauer, der Getreide anbaut, denkt am Ende nur in Quantität – wie viel Ertrag gewinne ich pro Hektar. Im Grunde zählt die Menge, nicht die Qualität. Mir hingegen geht es um qualitativ hochwertiges Getreide, das sich unter ökologischen Bedingungen anbauen lässt und das ohne die Zufuhr von chemischen Stoffen auskommt. Und das dennoch Jahr für Jahr eine stabile Qualität garantiert."
Auch in seiner Küche probiert Per Grupe die verschiedene Getreidesorten aus, backt Brot und schaut, wie gut sich die unterschiedlichen Mehlsorten verarbeiten lassen. Grupe wirkt bescheiden, das Missionieren ist seine Sache nicht. Und dennoch kann er nicht verstehen, wie unbedacht sich viele seiner Landsleute ernähren. Wobei doch gerade unter jüngeren Menschen ein neues Bewusstsein auszumachen sei:
"Beim Brot passiert im Moment das Gleiche, was hierzulande vor zehn Jahren mit dem Bier geschah. Damals gab es zwei Sorten – Tuborg und Carlsberg. Und vermutlich war es dasselbe Bier in unterschiedlichen Flaschen. Dann gab es Leute, die aufbegehrten und ihre eigenen Kleinbrauereien eröffneten, bis auch die großen Brauereien reagierten. Beim Brot gibt es heute die unterschiedlichsten Namen, im Grunde aber sind die industriellen Mehlmischungen alle gleich. Und eben deswegen gibt es mehr und mehr Menschen, die sagen, Brot soll etwas anderes und mehr sein, als eine neutral-gleichgültige Unterlage für die Wurst."
Grupe blickt optimistisch in die Zukunft. Jetzt im Winter liegen seine Felder draußen brach. Im Frühjahr aber wird er hier erneut seinen Traum vom perfekten nordischen Getreide jagen. Unter einem schier endlosen Horizont.