Tierpflegerin Nina Friedrich hat alle Hände voll zu tun. Gleich sollen draußen ein paar zottelige riesige Poitou-Esel geimpft werden. Nur kurz hat die 30-Jährige deshalb Zeit, im Tierschauhaus einige der Schweinerassen vorzustellen, die hier gehalten und gezüchtet werden. Schon steht sie vor der nächsten Box. Darin zwei aschgraue Exemplare mit eingedrückten Nasen und faltigen Gesichtern:
Das ist ein chinesisches Maskenschwein oder auch Meishan-Schwein genannt. Die kommen ursprünglich aus China. Das ist eine der ältesten Rassen.
Seltene Nutztiere beherbergt der Tierpark "Arche" in der Nähe von Kiel und alte, vom Aussterben bedrohte Haustierrassen. Dazu gehört auch das so genannte "Rotbunte Husumer" Schwein.
Gleich sieben Jungtiere drängen sich in einer der Boxen. Rötlich-braun ist ihr Fell, bis auf einen kleinen weißen Streifen um Bauch und Rücken - eine Rasse mit einer ganz besonderen Geschichte. Dänische Bauern haben sie gezüchtet und Ende des 19. Jahrhunderts in ihren Vorgärten herum laufen lassen. Lebendige Flaggen gewissermaßen und Ersatz für den verbotenen Dannebrog, die dänische Nationalflagge. Mit der Technisierung der Landwirtschaft vor 40 Jahren aber geriet das so genannte Protestschwein aus der Mode - wie viele andere Arten auch:
Dann wurden genau diese alten Rassen - dazu gehören die Wollschweine genauso dazu wie die Rotbunten Husumer oder die Bunten Bentheimer - all diese wurden verdrängt. Und heute haben wir sozusagen Hybridschweine im Stall stehen. Deren Fleisch, na ja, muss jeder selbst wissen, ich mag es nicht! Es ist halt sehr wässrig. Was haben sie dann in der Pfanne noch über, nicht?
Susanne Kopte ist eine von 15 fest angestellten Mitarbeitern, die sich in der "Arche Warder" um die über eintausend Tiere kümmern. Vorbei an Gehegen für japanische Höckergänse und deutsches Lachshuhn geht es hinaus auf die Koppel, auf der das Elternpaar der Rotbunten Husumer untergebracht ist. Die farbige Zeichnung der beiden Schweine ist genau so, wie man es von einem wahrhaftigen Protestschwein erwarten darf:
Na, die sollen diese rotbraune Färbung haben, die gesamte Hinterhand und der Kopf - und dann über der Schulterpartie ist diese Sattelpartie. Das sind keine Reitschweine. Aber es sieht so aus, als ob sie einen hellen Sattel über der Schulterpartie hätten.
Und doch durchwühlen in Warder nicht original Protestschweine den Boden. Die sind seit 1968 ausgestorben. Fast 20 Jahre später aber tauchte auf der grünen Woche in Berlin unerwartet ein Schweinepaar wieder auf, den Rotbunten Husumern wie aus dem Gesicht geschnitten:
Man kann natürlich mit ähnlich aussehenden Schweinerassen versuchen, vom äußeren Erscheinungsbild her, ein Rotbuntes Husumer wiederherzustellen. Und das ist auch ziemlich gut gelungen. Bis auf so ein paar kleine schwarze Flecken, die immer noch zeigen, dass eigentlich noch ganz andere Schweine da mit drin sind, die nicht in diese Zuchtrichtung gehören.
Eine Rückzüchtung also. Nicht nur äußerlich, sondern auch in seinen Eigenschaften dem ursprünglichen Protestschwein allerdings sehr ähnlich: Robust sind sie und winterfest. Und damit geeignet für das, was sich der Tierpark Arche zum Ziel gesetzt hat: die in der Landwirtschaft weltweit vorherrschende Gleichförmigkeit hoch gezüchteter aber anfälliger Nutztierrassen um die Vielfalt und die guten Eigenschaften der alten Rassen zu erweitern:
Wir sind kein Zoo, auf keinen Fall, wir sind auch kein Gnadenhof. Wir betreiben Zucht mit allem, was dazugehört. Und Zucht bedeutet Selektion: Wir suchen die besten Tiere raus, die die Kennzeichen und Merkmale tragen, die wichtig sind für die Zucht. Und der Rest wird entweder verkauft oder geht letztendlich auch zum Schlachter.
Woche für Woche verschwindet weltweit eine Nutztierrasse. Allein in Deutschland stehen mehr als 90 auf der Roten Liste. Unweit von Kiel aber hat das Englische Parkrind eine Zukunft und das aus Kroatien stammende Posavina Pferd. Und zu einer Zeit, da die Angehörigen der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein längst wieder ihren Dannebrog hissen, ist auch mit dem Protestschwein eine Tierart zurückgekehrt, die in diesem Landstrich einst Geschichte schrieb.
Das ist ein chinesisches Maskenschwein oder auch Meishan-Schwein genannt. Die kommen ursprünglich aus China. Das ist eine der ältesten Rassen.
Seltene Nutztiere beherbergt der Tierpark "Arche" in der Nähe von Kiel und alte, vom Aussterben bedrohte Haustierrassen. Dazu gehört auch das so genannte "Rotbunte Husumer" Schwein.
Gleich sieben Jungtiere drängen sich in einer der Boxen. Rötlich-braun ist ihr Fell, bis auf einen kleinen weißen Streifen um Bauch und Rücken - eine Rasse mit einer ganz besonderen Geschichte. Dänische Bauern haben sie gezüchtet und Ende des 19. Jahrhunderts in ihren Vorgärten herum laufen lassen. Lebendige Flaggen gewissermaßen und Ersatz für den verbotenen Dannebrog, die dänische Nationalflagge. Mit der Technisierung der Landwirtschaft vor 40 Jahren aber geriet das so genannte Protestschwein aus der Mode - wie viele andere Arten auch:
Dann wurden genau diese alten Rassen - dazu gehören die Wollschweine genauso dazu wie die Rotbunten Husumer oder die Bunten Bentheimer - all diese wurden verdrängt. Und heute haben wir sozusagen Hybridschweine im Stall stehen. Deren Fleisch, na ja, muss jeder selbst wissen, ich mag es nicht! Es ist halt sehr wässrig. Was haben sie dann in der Pfanne noch über, nicht?
Susanne Kopte ist eine von 15 fest angestellten Mitarbeitern, die sich in der "Arche Warder" um die über eintausend Tiere kümmern. Vorbei an Gehegen für japanische Höckergänse und deutsches Lachshuhn geht es hinaus auf die Koppel, auf der das Elternpaar der Rotbunten Husumer untergebracht ist. Die farbige Zeichnung der beiden Schweine ist genau so, wie man es von einem wahrhaftigen Protestschwein erwarten darf:
Na, die sollen diese rotbraune Färbung haben, die gesamte Hinterhand und der Kopf - und dann über der Schulterpartie ist diese Sattelpartie. Das sind keine Reitschweine. Aber es sieht so aus, als ob sie einen hellen Sattel über der Schulterpartie hätten.
Und doch durchwühlen in Warder nicht original Protestschweine den Boden. Die sind seit 1968 ausgestorben. Fast 20 Jahre später aber tauchte auf der grünen Woche in Berlin unerwartet ein Schweinepaar wieder auf, den Rotbunten Husumern wie aus dem Gesicht geschnitten:
Man kann natürlich mit ähnlich aussehenden Schweinerassen versuchen, vom äußeren Erscheinungsbild her, ein Rotbuntes Husumer wiederherzustellen. Und das ist auch ziemlich gut gelungen. Bis auf so ein paar kleine schwarze Flecken, die immer noch zeigen, dass eigentlich noch ganz andere Schweine da mit drin sind, die nicht in diese Zuchtrichtung gehören.
Eine Rückzüchtung also. Nicht nur äußerlich, sondern auch in seinen Eigenschaften dem ursprünglichen Protestschwein allerdings sehr ähnlich: Robust sind sie und winterfest. Und damit geeignet für das, was sich der Tierpark Arche zum Ziel gesetzt hat: die in der Landwirtschaft weltweit vorherrschende Gleichförmigkeit hoch gezüchteter aber anfälliger Nutztierrassen um die Vielfalt und die guten Eigenschaften der alten Rassen zu erweitern:
Wir sind kein Zoo, auf keinen Fall, wir sind auch kein Gnadenhof. Wir betreiben Zucht mit allem, was dazugehört. Und Zucht bedeutet Selektion: Wir suchen die besten Tiere raus, die die Kennzeichen und Merkmale tragen, die wichtig sind für die Zucht. Und der Rest wird entweder verkauft oder geht letztendlich auch zum Schlachter.
Woche für Woche verschwindet weltweit eine Nutztierrasse. Allein in Deutschland stehen mehr als 90 auf der Roten Liste. Unweit von Kiel aber hat das Englische Parkrind eine Zukunft und das aus Kroatien stammende Posavina Pferd. Und zu einer Zeit, da die Angehörigen der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein längst wieder ihren Dannebrog hissen, ist auch mit dem Protestschwein eine Tierart zurückgekehrt, die in diesem Landstrich einst Geschichte schrieb.