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DAK-Studie
Beschäftigte finden Home-Office überwiegend gut

Die Coronakrise gilt als Durchbruch für das Homeoffice. Laut einer Studie der DAK-Gesundheit haben viele Menschen den Umstieg gut verkraftet. Sie empfinden zuhause deutlich weniger Stress und mehr Arbeitszufriedenheit. Die meisten vermissen aber ihre Kollegen.

Von Dieter Nürnberger | 22.07.2020
Vogelperspektive auf eine Frau zu Hause am Schreibtisch
Eine Frau im Homeoffice (Eyeem / Westend61 / Westend61 )
Das Besondere an dieser Studie der DAK-Gesundheit zu Homeoffice und deren Auswirkungen: Die repräsentativen Zahlen wurden vor und während der Corona-Krise erhoben. Und die Ergebnisse dürften überraschen: Denn die deutlich zunehmende Digitalisierung bei der eigenen Arbeit wird inzwischen in höherem Maße als vermutet positiv wahrgenommen. Zwar habe sich die tägliche Arbeit im Homeoffice durch Corona verdreifacht - doch gleichzeitig ging eine durchaus vorhandene anfängliche Skepsis der Beschäftigten zurück.
Susanne Hildebrandt vom IGES-Institut hat im Auftrag der DAK Gesundheit die Untersuchung geleitet: "Im Winter hatten wir die Auskunft von 35 Prozent bekommen, dass die Digitalisierung insgesamt als großer Nutzen eingestuft wird. Der Anteil ist deutlich gestiegen. Es wird somit von den Beschäftigten positiver wahrgenommen von den Beschäftigten. Im Gegenzug sind die Anteile derjenigen, die die das eher als Belastung empfinden rapide nach unten gegangen."
Und zwar um beachtenswerte 80 Prozent. Die Studie zeigt, dass Homeoffice unabhängig von bisherigen digitalen Erfahrungen der Unternehmen ausgeweitet wurde. Auch jene, für die es Neuland war, regierten somit schnell und flexibel. Weshalb die Corona-Krise als Durchbruch für digitale Arbeitsformen wie Homeoffice gesehen werden kann.
Ohne Arbeitsweg mehr Zeitersparnis
Das tägliche Stresserleben am Arbeitsplatz ging für knapp ein Drittel der Befragten zurück, was im Umkehrschluss zu mehr Arbeitszufriedenheit führt. So gibt eine deutliche Mehrheit an, dass sie zu Hause produktiver arbeiten als am herkömmlichen Arbeitsplatz. Und besonders positiv wird gesehen, dass der tägliche Arbeitsweg wegfalle - somit eine Zeitersparnis bedeute.
Homeoffice in der Coronakrise
Arbeiten von zu Hause aus - was vor der Coronakrise nur bedingt möglich schien, könnte in Zukunft für viele zur Regel werden, so eine Umfrage des Fraunhofer-Instituts.
Bei den Negativbewertungen geht es vor allem um das Zwischenmenschliche: Knapp die Hälfte vermisst die Möglichkeit, schnell und direkt Probleme lösen zu können. Bemängelt wird auch, dass durch Homeoffice der Zugang zu benötigten Akten oder sonstigen Arbeitsunterlagen erschwert werde. Susanne Hildebrandt: "Der fehlende Austausch mit Kolleginnen und Kollegen - das schätzen drei Viertel der Befragten als Nachteil ein." Zwei Drittel gaben generell an, sie könnten dank Homeoffice Beruf und Familie besser miteinander vereinbaren.
Krankenstand in Deutschland gleichbleibend
Für die DAK als Auftraggeber der Studie zählt vor allem, dass durch Homeoffice die Ansteckungsgefahr bei Virusinfektionen gesenkt werden konnte. Man müsse nun die überraschend positiven Ergebnisse der Studie nutzen, um die Arbeitsbedingungen zu Hause zu optimieren, so Andraes Storm, Vorstandschef der DAK Gesundheit: "Denn nur dann, wenn wir die Instrumente des betrieblichen Gesundheitsmanagements nutzen, können wir auch sicherstellen, dass die Arbeitsbedingungen zu Hause den Anforderungen an eine gesunde Arbeitsplatzumgebung entsprechen."
Und noch ein Ergebnis ist beachtenswert: Nach ersten vorliegenden Zahlen ist auch der allgemeine Krankenstand in Deutschland durch die Corona-Krise und den damit einhergehenden Digitalisierungsschub nicht gestiegen, sondern gleichgeblieben.