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Damit die Energien richtig fließen

Wer etwas von Feng Shui hört, denkt vielleicht gleich an esoterische Kristalle, Zimmerbrunnen und kitschig-bunte Bilder. Dabei etabliert sich die uralte chinesische Lehre immer mehr auch bei Unternehmern, die durch die angeblich richtige Bauweise und Einrichtung dafür sorgen wollen, dass ihre Angestellten sich wohl fühlen und besser arbeiten.

Von Esther Körfgen | 04.06.2004
    Der Schreibtisch steht schon mal schlecht, sagt die Feng-Shui-Beraterin Anna Katharina Buse, und schaut sich prüfend im Raum um. Dass ich vorm Fenster sitze, mit dem Rücken zur Tür: Ungünstig - für die Konzentration aufs Arbeiten.

    Und wenn ich dann noch den Rücken zur Tür habe, dann sitze ich auch, im Feng Shui sagt man: im so genannten Energiedurchzug, weil die Energie gleich wieder durch die Tür durchs Fenster rausgeht, was den Menschen schwächen kann.

    Der Blick nach draußen könnte noch abgefangen werden durch etwas Hübsches, was ich ins Fenster hänge - damit sitze ich aber immer noch mit dem Rücken zur Tür, und das heißt auch: Ich kann nicht sehen, was dort passiert, wer möglicherweise ins Zimmer kommt - ein unangenehmes, wenn auch unbewusstes Gefühl von Kontrollverlust. Selbst wenn man ein Einzelbüro hat oder zuhause arbeitet - also weiß, dass man alleine ist. Gut, hier könnte eine hohe, schützende Stuhllehne helfen. Aber dann steht ein Teil des Schreibtischs auch noch vor der Wand!

    Das heißt, Sie haben wie ein Brett vorm kopf. Wenn Sie am Bildschirm sitzen und arbeiten, will ja das Unbewusste auch mal Pause machen. Sie heben den Blick von dem Bildschirm und richten den geradeaus. Und da haben sie nur Merkzettel.

    Hilft nur eins: Alles auseinander nehmen und den Schreibtisch komplett umdrehen. Damit ich die Wand als Rückenschutz habe und die Tür im Blick. So können sich die Augen im Raum bewegen und ich habe Perspektive. Gen Osten, was gut ist für mich. Das hat der Feng-Shui-Berater Jean-Michel Lannier nach dem chinesischen Horoskop ausgerechnet.

    Es gibt, wir sagen: Ostmenschen und Westmenschen. Sie sind ein Ostmensch.

    Ich bin aber noch mehr: Wasser. Eines der fünf chinesischen Elemente - Holz, Metall, Wasser, Erde und Feuer. Die sich im Kreislauf der Natur gegenseitig brauchen, um ein funktionierendes Gleichgewicht herzustellen: Feuer braucht Holz, um brennen zu können, Holz braucht Wasser, um wachsen zu können, nahrhaftes Wasser braucht Mineralien und Metalle. Da ich ein Wassertyp bin, brauche ich zur Unterstützung Metall. Ist in meinem Arbeitszimmer davon zu wenig, funktioniert der fruchtbare Kreislauf nicht - sprich: können die Gedanken nicht so produktiv fließen wie gewünscht.

    Wie kann ich sie unterstützen? Sie können auch durch anderes Wasser unterstützt werden oder durch Metall. Das heißt Metall reinbringen. Wie bringe ich Metall rein? In Form von Metall als Element, in Form von weißen, grauen Töne oder in Form von runden Formen, also kreisförmigen Elementen.

    Eine Metallkugel sichtbar auf den Tisch gestellt wirke harmonisierend. Das ist alles? Nein, noch lange nicht:

    Zweiter Schritt ist, wir brauchen einen Grundriss von dieser Wohnung. Das heißt wir gucken jetzt, wie sich diese Energie in dieser Wohnung verteilt.

    Jean Michel Lannier grübelt über einem Quadrat, das in neun Kästchen eingeteilt ist - sozusagen der Plan, nach dem sich die Energie in einer Wohnung oder einem Raum verteilt. Dann überträgt er das Raster auf den Grundriss der Wohnung. Jedes dieser Kästchen betrifft einen Lebens-Bereich: Glück, Gesundheit, Kommunikation, Finanzen, Karriere - je nach Grundriss kann die Finanzecke also im Flur oder im Schlafzimmer liegen, der Bereich Geschäftserfolg in der Toilette - oder er kann auch ganz fehlen, weil der Teil schon zur Nachbarwohnung gehört. Wie bei der Karriereberaterin Anja Kolberg:

    Mir ist bekannt, dass viele Unternehmen, die hier vorher drin waren in den Räumen, Schwierigkeiten hatten mit existentiellen Themen, und wir haben diesen Bereich gezielt gestärkt durch einen Spiegel, durch bestimmte farbliche Accessoires. Der Erfolg war, dass einen Tag später direkt ein Auftrag rein kam.

    Anja Kolberg setzt seitdem ganz auf Feng Shui. Ihren alten, großen Schreibtisch hat sie entsorgt und einen kleineren Tisch aufgebaut. Im Bereich Karriere.

    Dieser kleine Besprechungstisch, dieser kleine runde, der soll auch nicht mehr so eine Blockade darstellen zwischen der Klientin und mir. Mein Arbeiten ist viel freier geworden seitdem.

    Die Karriereberaterin hat nach und nach ihr ganzes Arbeitszimmer umgestellt. Sie glaubt an die Wirkung von Feng Shui - einfach, weil es sie dazu gebracht hat, Dinge zu verändern. Und genau das ist auch der Kern dieser alten Lehre, sagt Feng-Shui-Berater Jean-Michel Lannier:

    Man muss einfach am Ende sagen: Sie müssen sich umstellen. Sie sind gezwungen, ihren Blickwinkel, ihre Gewohnheiten zu ändern. Und das ist ein Teil des Geheimnis.

    Es gibt ganz einfache Dinge, die man verändern kann: Öfters mal aufräumen zum Beispiel, das Regal ordnen und sich etwas Schönes aufhängen oder hinstellen.