Infolge dieser hier grob skizzierten Sachverhalte und der sich daraus entwickelnden Konflikte erkrankt Blanca an Aphasie. Durch ein Blutgerinnsel im Gehirn verliert sie innerhalb von Sekunden ihre Sprechfähigkeit und, wie sich herausstellt, ebenso die Fähigkeit zu lesen und zu schreiben. Bei klarem Verstand in sich, im Schweigen, eingeschlossen, bleibt ihr die Erinnerung. Das Gedächtnis. Der innere Monolog, der sich zu dem vorliegenden Buch verdichtet. Es ist anzunehmen, daß sie sich mit dem Titelsatz "Damit du mich nicht vergißt" an ihre kleine Tochter richtet. Und es steht fest, daß kein Wort aus der Zeit vor der Erkrankung stammt. So bleibt es das Geheimnis der Autorin, in welcher Weise der Text ihrer Protagonistin zustande kam.
Wäre Marcela Serranos Roman eine Skulptur, sie wäre ständig am Kippen. Ihm fehlt das poetische Gleichgewicht. Sprachlich gelungene, intensive Abschnitte zeigen, daß die Autorin die Tragödie hätte schreiben können, die ihre Erzählung im Wesenskern ist. Sie fügt jedoch eine gute Portion erfolgversprechender Trivialitäten hinzu. Auch fehlt es nicht an dem mittlerweile sattsam bekannten Tiefsinn, den sogenannte schreibende Frauen auf der Suche nach der sogenannten weiblichen Identität für lesende Frauen produzieren.