Im Pariser Büro des Vereins 'SOS Rassismus’: Das Telefon klingelt ohne Unterlass. Es ist ein Kommen und Gehen. - Menschen, die bei SOS Rassismus Hilfe suchen, weil sie auf Ablehnung stoßen, diskriminiert werden: aufgrund ihrer Nationalität oder – wenn sie den französischen Pass haben – wegen der Herkunft ihrer Eltern, die sich am Familiennamen ablesen lässt. Bei der Arbeitssuche ist dies besonders schmerzhaft, sagt Françoise Abdullah, 30 Jahre alt. Die Tochter nordafrikanischer Einwanderer ist studierte Betriebspsychologin und derzeit auf der Suche nach einen Arbeitsplatz. 450 Bewerbungen hat sie geschrieben und nur 12 Einladungen zu einem Einstellungsgespräch bekommen. Und zwar erst, nach dem sie bei der schriftlichen Bewerbung einen falschen, französisch klingenden Familiennamen angegeben hatte.
Während der ersten sechs Monate Arbeitssuche hatte ich nicht ein einzigen Termin für ein Vorstellungsgespräch bekommen. Weil ich es ein bisschen satt hatte, habe mir gesagt: Vielleicht sollte ich meinen Namen ändern. Das habe ich dann auch getan und mir einen sehr französisch klingenden Nachnamen ausgedacht. Und da habe ich plötzlich Gesprächstermine bekommen, was vorher, sechs Monate lang, nicht ein einziges Mal passiert ist. Wirklich, sechs Monate lang nicht!
Auch wenn es über Diskriminierung bei der Jobvergabe keine zuverlässigen Zahlen gibt, - Françoise Abdullahs Erfahrungen sind in Frankreich Alltag. Davon ist Hassan Fall, Vorsitzender des französischen Vereins SOS-Racisme, überzeugt. Sein Verein fordert deswegen das Einführen der anonymen Bewerbung, - ohne Angabe des Namens, Alters, Geschlechts und Nationalität.
Die anonyme Bewerbung schließt eine Diskriminierung nicht völlig aus. Aber sie ermöglicht etwas sehr Wichtiges: ein Bewerbungsgespräch, das sonst aufgrund gängiger Vorurteile oft nicht zustande kommt. Es bietet den Bewerbern die entscheidende Gelegenheit, sich zu verkaufen und persönlich zu überzeugen, dass sie über die gefragten Qualitäten und Kapazitäten verfügen. Wir haben eindeutig feststellen können, dass diese Bewerbungsgespräche Vorurteile abbauen und die Chancen dieser Leute auf eine Einstellung deutlich verbessern.
SOS-Racisme verfügt über Erfahrungen und praktisches Wissen in Sachen Diskriminierung. So hat der Verein beispielsweise große Unternehmen wie Michael Page in der Frage beraten und deren Mitarbeiter geschult, um Diskriminierungsmechanismen bei der Einstellung neuen Personals, die sich eingeschlichen haben, abzuschaffen. Eine Zusammenarbeit, die ihre Früchte trägt, - von der aber nicht nur Einwanderer und ihre Familien profitieren, sondern genauso die Unternehmen selbst. Yazid Sabeg, erfolgreicher französischer Unternehmer und Sohn nordafrikanischer Einwanderer:
Französische Unternehmen brauchen alle Talente. Vor allem, wenn man die Demographie berücksichtigt, muss man sich vorbereiten auf die ethnische Vielfältigkeit der Bevölkerung. Man geht davon aus, dass 30 bis 40 Prozent der 18 bis 25 Jährigen, die in Frankreich auf den Arbeitsmarkt kommen werden, aus Einwandererfamilien stammen.
Einleuchtende Argumente, die ebenfalls eine von der französischen Regierung eingesetzte Kommission überzeugt haben. Sie schlug deswegen kürzlich vor, die anonyme Bewerbung für Unternehmen ab 250 Mitarbeiter per Verordnung zur Regel zu machen. Doch in letzter Sekunde, kurz vor der Abstimmung im Französischen Parlament, zog die Regierung das Projekt zurück. Für Hassan Fall von SOS-Racisme eine verpasste Gelegenheit und eine Enttäuschung:
Die Tatsache, dass die Regierung den Entwurf zurückgezogen hat, ist eine negative Geste. Weil, es bedeutet letztendlich, dass die Regierung nicht voll dahinter steht, wenn es um die Bekämpfung der Diskriminierung im Lande geht.
Stattdessen setzt die Regierung nun auf den guten Willen französischer Unternehmer. Und tatsächlich hat sich bereits das erste Grossunternehmen verpflichtet. Der multinationale Versicherungskonzern, AXA, wird in Frankreich die anonyme Bewerbung ab dem 1. Januar 2005 einführen. Françoise Abdullah, studierte Betriebspsychologien und Pariserin auf Arbeitsuche hofft nun, dass andere folgen werden, dass Einwanderer und Einwandererkinder nicht schon von vornherein die Verlierer bei der Bewerbung um einen Arbeitsplatz sind:
Es wäre wirklich ein Fortschritt, weil ich so eher einen Vorstellungstermin bekomme. Weil, wenn ich einen Termin habe, Tests und so weiter mache, sagen sie mir jedes Mal: Das klappt doch sehr gut mit Ihnen. Natürlich, warum denn auch nicht! Ich bin ein Mensch wie jeder andere. Warum sollte es nicht gut klappen?! Mir fehlt es nur an der Chance, überhaupt zu einem Vorstellungstermin eingeladen zu werden.
Während der ersten sechs Monate Arbeitssuche hatte ich nicht ein einzigen Termin für ein Vorstellungsgespräch bekommen. Weil ich es ein bisschen satt hatte, habe mir gesagt: Vielleicht sollte ich meinen Namen ändern. Das habe ich dann auch getan und mir einen sehr französisch klingenden Nachnamen ausgedacht. Und da habe ich plötzlich Gesprächstermine bekommen, was vorher, sechs Monate lang, nicht ein einziges Mal passiert ist. Wirklich, sechs Monate lang nicht!
Auch wenn es über Diskriminierung bei der Jobvergabe keine zuverlässigen Zahlen gibt, - Françoise Abdullahs Erfahrungen sind in Frankreich Alltag. Davon ist Hassan Fall, Vorsitzender des französischen Vereins SOS-Racisme, überzeugt. Sein Verein fordert deswegen das Einführen der anonymen Bewerbung, - ohne Angabe des Namens, Alters, Geschlechts und Nationalität.
Die anonyme Bewerbung schließt eine Diskriminierung nicht völlig aus. Aber sie ermöglicht etwas sehr Wichtiges: ein Bewerbungsgespräch, das sonst aufgrund gängiger Vorurteile oft nicht zustande kommt. Es bietet den Bewerbern die entscheidende Gelegenheit, sich zu verkaufen und persönlich zu überzeugen, dass sie über die gefragten Qualitäten und Kapazitäten verfügen. Wir haben eindeutig feststellen können, dass diese Bewerbungsgespräche Vorurteile abbauen und die Chancen dieser Leute auf eine Einstellung deutlich verbessern.
SOS-Racisme verfügt über Erfahrungen und praktisches Wissen in Sachen Diskriminierung. So hat der Verein beispielsweise große Unternehmen wie Michael Page in der Frage beraten und deren Mitarbeiter geschult, um Diskriminierungsmechanismen bei der Einstellung neuen Personals, die sich eingeschlichen haben, abzuschaffen. Eine Zusammenarbeit, die ihre Früchte trägt, - von der aber nicht nur Einwanderer und ihre Familien profitieren, sondern genauso die Unternehmen selbst. Yazid Sabeg, erfolgreicher französischer Unternehmer und Sohn nordafrikanischer Einwanderer:
Französische Unternehmen brauchen alle Talente. Vor allem, wenn man die Demographie berücksichtigt, muss man sich vorbereiten auf die ethnische Vielfältigkeit der Bevölkerung. Man geht davon aus, dass 30 bis 40 Prozent der 18 bis 25 Jährigen, die in Frankreich auf den Arbeitsmarkt kommen werden, aus Einwandererfamilien stammen.
Einleuchtende Argumente, die ebenfalls eine von der französischen Regierung eingesetzte Kommission überzeugt haben. Sie schlug deswegen kürzlich vor, die anonyme Bewerbung für Unternehmen ab 250 Mitarbeiter per Verordnung zur Regel zu machen. Doch in letzter Sekunde, kurz vor der Abstimmung im Französischen Parlament, zog die Regierung das Projekt zurück. Für Hassan Fall von SOS-Racisme eine verpasste Gelegenheit und eine Enttäuschung:
Die Tatsache, dass die Regierung den Entwurf zurückgezogen hat, ist eine negative Geste. Weil, es bedeutet letztendlich, dass die Regierung nicht voll dahinter steht, wenn es um die Bekämpfung der Diskriminierung im Lande geht.
Stattdessen setzt die Regierung nun auf den guten Willen französischer Unternehmer. Und tatsächlich hat sich bereits das erste Grossunternehmen verpflichtet. Der multinationale Versicherungskonzern, AXA, wird in Frankreich die anonyme Bewerbung ab dem 1. Januar 2005 einführen. Françoise Abdullah, studierte Betriebspsychologien und Pariserin auf Arbeitsuche hofft nun, dass andere folgen werden, dass Einwanderer und Einwandererkinder nicht schon von vornherein die Verlierer bei der Bewerbung um einen Arbeitsplatz sind:
Es wäre wirklich ein Fortschritt, weil ich so eher einen Vorstellungstermin bekomme. Weil, wenn ich einen Termin habe, Tests und so weiter mache, sagen sie mir jedes Mal: Das klappt doch sehr gut mit Ihnen. Natürlich, warum denn auch nicht! Ich bin ein Mensch wie jeder andere. Warum sollte es nicht gut klappen?! Mir fehlt es nur an der Chance, überhaupt zu einem Vorstellungstermin eingeladen zu werden.