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"Dann müsste ich mich fragen, ob es das war"

Neuer Druck auf die Fifa: Hans-Joachim Eckert, seit Juli neuer Spruchkammer-Vorsitzender der Fifa-Ethikkommission, setzt sich selbst ein Ultimatum für seine Reformtätigkeit im Fußballweltverband. Bisher hatten er und der neue Chefermittler Michael Garcia lediglich den Fall Mohamed Bin Hammam bearbeitet.

Von Thomas Kistner |
    Die Sperre für den längst nicht mehr im Fußball tätigen Intimfeind von Fifa-Boss Sepp Blatter, für Bin Hammam, verlängerte Eckert gerade um 45 Tage. Dabei räumt er ein, dass dieser Fall von der Fifa direkt angestoßen wurde. Das beißt sich mit den Beteuerungen des Weltverbandes, Eckert und Chefermittler Garcia dürften völlig unabhängig arbeiten.

    Zugleich ist trotz umfänglicher Belege in amerikanischen und Schweizer Gerichtspapieren kein Ethikverfahren gegen Blatter und andere Fifa-Spitzen in Sicht. Eckert, Vorsitzender Richter am Münchner Landgericht, betont, dass er auf den Nebenjob bei der Fifa nicht angewiesen sei. Falls er in den nächsten sechs Monaten keine relevanten Fälle vorgelegt bekomme, stünde seine Arbeit in der Fifa zur Disposition: "Dann müsste ich mich fragen, ob es das war", droht er wörtlich.

    Eckert spürt bisher keine Widerstände, beschreibt aber das aktuelle Ethikreglement als rudimentär. Skeptisch ist er auch, was die Reformabsichten von Blatters Fifa angeht. Ob sie ihn nur ins Amt bat, um sich mit seinem Ruf als Antikorruptionsexperten zu schmücken, findet er "sehr, sehr schwierig zu beantworten". Auch hier will er sich bis Frühjahr Klarheit verschaffen.

    Eckert sagt, Fifa-Ermittler Garcia arbeite an weiteren Fällen. Er wisse aber nicht, an welchen. Sollte ihm jedoch der Chicagoer Anwalt, der in den USA als politisch beeinflussbar beschrieben wird, im Einzelfall zu dünnes Beweismaterial vorlegen, könne er selbst weitere Ermittlungen führen. "Das", betont Eckert, "sind die kleinen Sätze im Reglement, auf die ich schaue."