Das afrikanische Lissabon Die Portugiesen zwischen Toleranz und Rassismus
Seit dem Zeitalter der Entdeckungen im 15. Jahrhundert spielt Afrika eine wichtige Rolle im Bewusstsein der Portugiesen. Insbesondere in Lissabon leben viele afrikanische Migranten und Portugiesen mit afrikanischen Wurzeln und prägen die Stadt. Doch latenter Rassismus ist ein Problem.
Nach dem Ende des Kolonialreichs in den 1970er-Jahren kamen Hunderttausende weiße Portugiesen nach Portugal. Später folgten viele schwarze Afrikaner aus den ehemaligen Kolonien, die in Europa auf der Suche nach einer besseren Zukunft waren. In Portugal fanden sie vor allem schlecht bezahlte Jobs im Baugewerbe oder in der Gebäudereinigung und lebten in Lissabon oder Porto häufig in slumartigen illegalen Wohnvierteln.
Rechtsradikale Parolen und offene Gewalt gegen afrikanische Migranten kommen in Portugal sehr selten vor. Doch es herrscht ein latenter Rassismus, gegen den die Afrikaner und Portugiesen dunkler Hautfarbe zu kämpfen haben. Das zeigt auch ein Blick auf die einflussreichen Positionen in Politik, in den Medien, in der Wirtschaft und in der Verwaltung: Hier gibt es fast keine schwarzen Portugiesen.
Naky sucht koloniale Spuren in Portugals Hauptstadt In Lissabon leben viele Afrikaner. Und das mit einem anderen Selbstverständnis als in anderen Großstädten Westeuropas. Die afrikanische Kolonialgeschichte Portugals aber ist in der Hauptstadt wenig präsent, erzählt Stadtführer Naky.
"Für viele Schwarze ist der weiße Mann immer noch der Chef" Sabri Lucas ist einer der wenigen Schauspieler mit afrikanischen Wurzeln, die in Portugal Karriere gemacht haben. Aufgewachsen in einer Trabantenstadt bei Lissabon, kennt er die Vorurteile zwischen Schwarzen und Weißen, die zum Teil noch aus Kolonialzeiten stammen. Dennoch fühlt er sich wohl in Portugal.
Die Träume der alten portugiesischen Militärs Einmal in der Woche treffen sich in Lissabon ehemalige Militärs, um über den Kolonialkrieg in Afrika zu diskutieren - und zuweilen auch mal nostalgisch zu werden. Der Umgang mit dem Krieg und seinen Folgen ist für die portugiesische Bevölkerung weiterhin schwierig.
Lieber im Garten als im Sozialbau Nach dem Ende der Kolonialkriege kamen Hunderttausende Migranten aus Afrika nach Portugal. Rund um Lissabon errichteten viele von ihnen Gärten und Wohnbaracken, die später wieder abgerissen wurden. Manuel Santos erhielt dafür eine Sozialwohnung vom Staat - doch die alte Nachbarschaft bleibt sein Zuhause.
Radio für mehr Afrika in Portugal In den portugiesischen Medien sind Menschen mit afrikanischem Migrationshintergrund unterpräsentiert. Die Journalistin Carla Fernandes will das ändern. In ihrem Radioblog Afrolis will sie Portugiesen mit afrikanischen Wurzeln eine Plattform bieten.