Der Regisseur Wilfried Minks befolgt in den Kammerspielen des Bochumer Schauspielhauses auch die bedeutungshuberische Anweisung, dass innen nach außen zu kehren: ein kleines Iglu-Zelt ist die Welt draußen, also New York in Schutt und Asche, die Bühne samt Zuschauerraum das Innere des Zelts. Dem Bühnenbildner Minks bringt es den Vorteil, dass er allerhand Koffer, Kleider und Rucksäcke verteilen, den Zuschauerraum mit mächtigen Zeltstangen bewehren kann. Katharina Thalbach als eingekaufte Start-Upperin Frau Schmidt kann sich so besser umziehen und von einer Seite zur anderen granteln, als habe man ihr das Heft mit den Kreuzworträtseln geklaut. Wir hingegen danken wieder einmal jenem Fachmann, der entschied, dass das Publikum bei einer theatralischen Darbietung unbedingt im Dunkeln sitze, um unbesehen die Augen flehend gen Himmel richten zu können. Warum bedient Minks auch noch die letzte Peinlichkeit des Textes, lässt Fabian Krügers Max, der zwischendurch vergisst, sich pflichtgemäß dauernd am Hals zu kratzen, eine alberne Performance mit phallischen Mikrophon hinlegen? Dann – bald ist Weihnachten – bekommen wir auch noch ein zuckersüßes Ende beschert. Das allerdings war vom Urheber so nicht vorgesehen. Irgendwie müssen die Jungdramatiker ohne dramatischen Anspruch ihr Personal ja von der Bühne kriegen. Man wählt dazu gern den großen Knall. David Lindemann zum Beispiel erfand zwei Japaner, die der wieder mal in Scheinwelten versinkenden Frau Schmidt den Scherz abkaufen, sie habe mit Max das WTC bombardiert, und als nächstes sei Disneyland dran. Das bleibt dem amerikanischen Verteidigungsministerium natürlich nicht lange verborgen und die Campingplatzterroristen werden von der US Air Force ausradiert, mit Reis und Milchpulver, wie es spätestens seit Afghanistan üblich ist. In der Bochumer Uraufführung überleben Frau Schmidt und ihr Praktikant orgiastisch in einer Milchpulver-Schaumwolke. Hoffentlich haben sie sich bei der Gelegenheit nicht mal theoretisch fortgepflanzt.
Das Attentat aufs WTC als Folie privater Neurosen
Vom World Trade Center, vom WTC also, ist es bis zum WC nicht weit. Anderseits ist ein WC aber auch nur ein Loch im Text, und vielleicht gibt es das WC so wenig wie das WTC? Ja, das sind sie, die Fragen, die sich wohl jedem geradezu aufdrängen, der auf einem New Yorker Campingplatz im Zelt hockt, sechs Tage nach dem Supercoup – und aufs Klo muss, aber nicht gehen kann, weil es so wahnsinnig regnet und wer weiß, ob es da draußen überhaupt Sanitäranlagen gibt. Frau Schmidt aus Deutschland, Sekretärin, die für ihr Start-Up-Unternehmen Spesen spart, die im Übrigen aber nicht den Eindruck macht, als setze sie sich unter normalen Umständen auf jedes Loch, wählt nun notgedrungen das mitgebrachte Kochgeschirr. Ein weitsichtiger Entschluss – später kann Frau Schmidt ihren japanischen Zeltnachbarn immerhin eine Suppe anbieten.
Der Regisseur Wilfried Minks befolgt in den Kammerspielen des Bochumer Schauspielhauses auch die bedeutungshuberische Anweisung, dass innen nach außen zu kehren: ein kleines Iglu-Zelt ist die Welt draußen, also New York in Schutt und Asche, die Bühne samt Zuschauerraum das Innere des Zelts. Dem Bühnenbildner Minks bringt es den Vorteil, dass er allerhand Koffer, Kleider und Rucksäcke verteilen, den Zuschauerraum mit mächtigen Zeltstangen bewehren kann. Katharina Thalbach als eingekaufte Start-Upperin Frau Schmidt kann sich so besser umziehen und von einer Seite zur anderen granteln, als habe man ihr das Heft mit den Kreuzworträtseln geklaut. Wir hingegen danken wieder einmal jenem Fachmann, der entschied, dass das Publikum bei einer theatralischen Darbietung unbedingt im Dunkeln sitze, um unbesehen die Augen flehend gen Himmel richten zu können. Warum bedient Minks auch noch die letzte Peinlichkeit des Textes, lässt Fabian Krügers Max, der zwischendurch vergisst, sich pflichtgemäß dauernd am Hals zu kratzen, eine alberne Performance mit phallischen Mikrophon hinlegen? Dann – bald ist Weihnachten – bekommen wir auch noch ein zuckersüßes Ende beschert. Das allerdings war vom Urheber so nicht vorgesehen. Irgendwie müssen die Jungdramatiker ohne dramatischen Anspruch ihr Personal ja von der Bühne kriegen. Man wählt dazu gern den großen Knall. David Lindemann zum Beispiel erfand zwei Japaner, die der wieder mal in Scheinwelten versinkenden Frau Schmidt den Scherz abkaufen, sie habe mit Max das WTC bombardiert, und als nächstes sei Disneyland dran. Das bleibt dem amerikanischen Verteidigungsministerium natürlich nicht lange verborgen und die Campingplatzterroristen werden von der US Air Force ausradiert, mit Reis und Milchpulver, wie es spätestens seit Afghanistan üblich ist. In der Bochumer Uraufführung überleben Frau Schmidt und ihr Praktikant orgiastisch in einer Milchpulver-Schaumwolke. Hoffentlich haben sie sich bei der Gelegenheit nicht mal theoretisch fortgepflanzt.