Archiv


Das Aufgehen der ''Gen-Saat''

Juli 2002. In den Regalen deutscher Supermärkte wird Honig entdeckt, der mit Pollen von gentechnisch veränderten Pflanzen verunreinigt ist.

Peter Kolakowski |
    Der Pollen stammt von Rapspflanzen, deren Erbgut gentechnisch manipuliert wurde. Der Honig kommt aus Kanada.

    Kommt! Denn nach wie vor wird dieser Honig auch nach Deutschland importiert. Verbraucher hierzulande müssen aber auch damit rechnen, dass Lebensmittel in Deutschland mit Spuren oder Bestandteilen gentechnisch veränderter Pflanzen vermischt sind. Obwohl in Deutschland - im Gegensatz zu Kanada- Freisetzungen von gentechnisch veränderten Organismen im großen Stil bislang noch gar nicht erlaubt sind. Allerdings, so Wolfgang Fried, Professor für Pflanzenzüchtung an der Universität Gießen:

    Zunächst mal haben wir ja eine ganze Menge Freisetzungsversuche, so dass also im Grunde an vielen Standorten das Potential ist, entsprechende gentechnisch veränderte Pflanzen schon gestanden sind, und dass möglicherweise auch da wieder Aufwuchs geschieht und dann Auskreuzungen möglich sind, so dass da ein gewisses Risiko, wenn man das als Risiko bezeichnen kann, einer Einkreuzung haben.


    Einkreuzung heißt: Die Pollen der gentechnisch manipulierten Pflanzen haben andere Pflanzen erreicht, deren Erbgut nicht verändert wurde und sich so mit ihnen gekreuzt.

    Folge ist, dass sich so die im Labor manipulierten Erbinformationen durch Bestäubung, also Befruchtung in der Umwelt immer weiter ausbreiten. Und sich dann selbstverständlich auch in den Lebensmitteln wiederfinden. Wolfgang Fried:

    Das würde das heißen in Spuren wahrscheinlich, damit müssen Sie auch rechnen, wenn Sie sonstiges verzehren. Sie wissen ja, dass das in vielen Bereichen der Lebensmittelverarbeitung heute schon Realität ist, insofern wird auch dort sozusagen schon Gentechnik verzehrt.


    Bislang haben die Verbraucher aber keinen Hunger auf Gen-Food. Die Angst vor Allergien und Wechselwirkung hält den Verbraucher zurück. Die Ablehnung ist nicht zuletzt auch deshalb groß, gerade weil befürchtet wird, dass sich die genetisch manipulierten Obst- und Gemüsepflanzen auskreuzen, sich also in der freien Natur mit anderen nicht manipulierten Nutzpflanzen vermischen.

    Nur - genau das steht jetzt bevor. Auch in Deutschland, davon ist auszugehen, werden in Kürze gentechnisch veränderte Nutzpflanzen ganz regulär angebaut. 'Viele sind gleichwohl immer noch im Glauben, man könnte durch Absperrungen und Unter-Glas-Zucht genmanipuliert von genetisch weitgehend rein trennen. Damit aber ist es bald vorbei. Genmanipulierte Pflanzen wird es bald in der gesamten Umwelt geben! Und damit auch mehr oder wenige große Spuren und Bestandteile in unseren Lebensmitteln. Fürchtet auch Henning Strothoff, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Greenpeace.

    Wir reden hier von dem Wunsch der Industrie, endlich an den Markt zu kommen, und ihre Produkte zu verkaufen und zu belegen, dass sie gut für uns Verbraucher aber auch für den Landwirt seien. Gleichzeitig sollen hiermit Tatsachen geschaffen werden. Das sieht man zum Beispiel bei der Verwendung von gentechnisch verändertem Raps. Raps kreuzt aus, es ist allgemein anerkannt, dass das passiert. Es gibt massenhaft Studien die das eindeutig belegen, dass es auch nicht rückholbar sein wird, das wurde in einer aktuellen Studie von der Europäischen Umweltagentur in Auftrag erstelltes Gutachten für die Europäische Kommission belegt. Belgien hat gehandelt, Freisetzungsversuche mit gentechnisch verändertem Raps nicht genehmigt, und wir sehen nur dass hier eine der Pflanzen, die explizit nachweisbar Auskreuzungspotential hat, weiterverwendet wird, und wenn das sozusagen die Umsetzung des eingeforderten Vorsorgeprinzips ist, kann man eben darauf warten, dass der nächste Skandal vor der Tür steht.

    Bundesverbraucherschutzministerin Renate Künast hat Ende April dieses Jahres deshalb einen insgesamt fünfteiligen Diskurs zur sogenannten grünen Gentechnik initiiert, der in dieser Woche in seine letzte Runde geht. Experten verschiedenster Fachrichtungen beleuchten die möglichen Folgen der Gentechnik bei Nutzpflanzen aus rechtlicher, wirtschaftlicher und - was Künast besonders hervorhebt- aus gesundheitlicher und ökologischer Sicht.

    Doch auch im grün regierten Bundesverbraucherschutzministerium selbst sieht man die Entwicklung - im Vergleich zu den radikalökologischen Forderungen der Vergangenheit - inzwischen wesentlich realistischer und pragmatischer. Wenn schon keine Abgrenzung von GVO, von gentechnisch veränderten Organismen, mehr möglich ist, sollen die Verbraucher wenigstens informiert werden, was wann wo angebaut wird und mit welchen Folgen für die Umwelt. Renate Künast:

    Muss man sich Sorgen machen, dass das ein Eingriff in die Natur ist, der so massiv verändert, dass wir damit sozusagen die Büchse der Pandora öffnen und das damit irgendwie nicht einholen können, weil wir Prozesse in Gang setzen, die sagen wir mal, irreversibel sind, dem einen oder andere nicht mehr die Möglichkeit geben, ich will aber was anders essen, gibt's das Recht für meine Begriffe gibt's das, das gehört zur Ethik auch dazu. 1´22´39 Und für mich kommt dann aber auch der ethische Punkt dazu, ich sage immer, die Menschen haben Wahlfreiheit. was heißt das Wahlfreiheit, ja nicht nur dass ich irgendwo ins Geschäft gehe und sag kauf ich Öko oder konventionell, sondern es muss ja tatsächlich, die Entwicklung muss so sein, dass es diese Stoffe verändert oder nicht verändert, geben müsste. Kann man am Ende sagen, kann ich dann losgehen und sagen in zwanzig Jahren kauf ich ganz bewusst, was nicht GMO ist." Ich will gehen können und sagen, ich will so oder so einkaufen können. (..) Und ich glaube, als Politikerin habe ich auch die Verpflichtung, dass andere es tun können oder so einkaufen.

    Während Künast regulieren will, um Wahlfreiheit überhaupt erst zu ermöglichen, will die FDP und auch die CDU-Opposition bei dieser Frage weitgehend alles dem Markt überlassen. Der wird es schon richten, meint auch Dr. Roger Busch vom Ethik-Institut an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

    Das ist eine Frage des Marktes. Also zu sagen wir haben hier eine naturwissenschaftliche Fragestellung, die ist zunächst einmal nicht ethisch relevant. Sie ist nur in der Anwendung relevant. Auf der anderen Seite haben wir die wirtschaftsethische Diskussion, die Wahlfreiheit, ich möchte auch auswählen können. Nur das regelt der Markt. Wen die Nachfrage da ist, dann wird sie kommen.

    Nur - wie lange kann der Markt solche Alternativen anbieten, wenn sich das Erbgut gentechnisch nicht im Labor veränderter Organismen mit dem von Gen-Pflanzen immer mehr vermischt? Und: Wie ließe sich eine Trennung überhaupt rechtlich absichern - und durchsetzen? Zum Beispiel schon auf dem Acker beim Aussäen des Saatgutes? Wolfgang Fried, Professor für Pflanzenzüchtung an der Universität Gießen:

    Kontaminationen irgendwelcher Art im Saatgut sind ja niemals zu vermeiden, fängt auf dem Acker an und hört in der Weiterverarbeitung, der Trennung letztlich auch noch nicht auf, denn auf all diesen Stufen können Vermischungen passieren, kann Fremdbesatz entstehen und dieses ist natürlich zu beachten und wenn es nicht auszuschließen ist braucht man letztlich Schwellenwerte.


    Derzeit wird auf europäischer Ebene deshalb an zwei hochbrisanten Verordnungen gearbeitet. Die eine soll Grenz- und Schwellenwerte für gentechnische Verunreinigungen in Saatgut festlegen. Erklärt Dr. Regina Wollersheim, Abteilungsleiterin für Ernährung, Bio- und Gentechnik beim Bundeslandwirtschafts- und Ernährungsministerium:

    Es gibt einen Vorschlag, seitens der EU-Kommission, der also unterschiedliche Schwellenwerte vorsieht, also zwischen 0,3 und 0.7 Prozent. Dieser Vorschlag der EU-Kommission wird derzeit im Saatgutausschuss diskutiert. Also wir setzen uns dafür ein, das dieser Schwellenwert für die Kennzeichnung möglichst niedrig sein sollte. Und wir werden uns also auch bei den weiteren Verhandlungen dafür einsetzen.

    Dieser auf den ersten Blick sehr geringe Schwellenwert ist kritischen Ökologen und Gentechnikexperten allerdings immer noch viel zu hoch. Für die Lobby der Pflanzenzüchter und Saatgutproduzenten dagegen viel zu niedrig. Henning Strothoff von Greenpeace:

    Im Augenblick kursieren diverse Angaben, was denn als Grenzwert akzeptabel sein soll. Die Züchter reden hier von bis zu fünf Prozent, das ist völlig inakzeptabel. Von der EU-Kommission wurden Vorschläge vorgelegt, die von 0,3 bis 0,7 Prozent gehen ,dann kann man das hochrechnen, dann sind das 30 oder 70 qm auf einem Hektar, auch das ist aus unserer Sicht viel zu hoch.


    Greenpeace fordert eine Minimierung, die sich an der Nachweisgrenze orientiert. So wie es auch die ökologischen Landbauverbände und die Erzeuger von Bio-Lebensmitteln fordern. Rechtsanwalt Hans-Peter Schmidt der die Interessen einer Reihe von Öko-Produzenten vertritt, fasst die Position zusammen.

    Ich meine das man eine Minimierung fordern muss und die Minimierung wäre im Bereich der Nachweisgrenzen, das heißt, bei 0,1.Es geht darum ob ein Landwirt, der für sich entscheidet, das er ohne Gentechnik produzieren möchte, noch Saatgut am Markt findet,. das ihm das erlaubt. Je höher die Grenze angelegt wird, umso weniger kann er dies tun. Ich meine, dass zum Konzept der Wahlfreiheit, sowohl des Landwirts aber dann auch des Verbrauchers, dass das Saatgut eine Minimierung, oder dass im Saatgut die Präsenz von gentechnischen Veränderungen minimiert ist.


    Doch rufen wir uns die erwarteten Vorteile der sogenannten grünen Gentechnik ruhig noch einmal kurz in Erinnerung: Nutzpflanzen könnten möglicherweise widerstandsfähiger gegen Krankheiten sein, kämen mit weniger Wasser und Dünger aus, überlebten sogar bei extremer Trockenheit oder Frost, starker Sonneneinstrahlung oder –je nach Manipulation- auch im tiefen Schatten. Sie brächten mehr Ertrag, den Früchten könnte eine höhere Nährstoffdichte angezüchtet werden.

    Bestechende Argumente für diese neue Form von Pflanzenzüchtung also. Stellt sich dann noch überhaupt die Frage, ja oder nein? Wohl jeder kann solche Vorteile doch nur begrüßen. Und Dr. Roger Busch vom Ethik-Institut an der Ludwig-Maximilians-Universität München fügt ganz pragmatisch hinzu:

    Wenn die gesundheitliche Unbedenklichkeit eines solchen Lebensmittels durch die entsprechenden Prüfeinrichtungen, also bei uns Deutschland haben wir ein klares Verfahren, wenn das gewährleistet ist, dann sollte man das zulassen. Punkt." Das steht dann da drauf, das ist gelabelt, dann könnte der Verbraucher sich entscheiden, nehme ich das oder nehme mich das nicht.


    Doch – bis heute ist unklar, welche Langzeitfolgen die Freisetzung gentechnisch veränderter Organismen in der Natur haben werden. Niemand weiß mit Sicherheit zu sagen, wie aggressiv die genetisch manipulierten Organismen die natürliche Fauna und Flora einschränkt oder gar verdrängen. Während man bei der einfachen Kreuzung von Pflanzen Erbgut miteinander vermischt, das in den Jahrmillionen der Erdgeschichte allein von der Natur hervorgebracht, toleriert oder auch wieder verworfen wurde, gelangen nun erstmals Erbinformationen in die Umwelt, die es in dieser Kombination vorher so noch nie gegeben hat. Sogar die genetischen Grenzen zwischen Pflanzen- und Tierarten haben die Gen- und Biotechnologen bereits übersprungen.

    In Skandinavien wurden Fischen so genannte Frostgene von Bäumen eingepflanzt. Der Hintergrund ist nicht etwa ein gesundheitlicher zugunsten der Fische oder der Verbraucher, die diesen Fisch verzehren. Sondern ein rein wirtschaftlicher.

    Fischzüchter wollten die Betriebskosten ihrer Aqua-Kulturen senken. Und wenn Fische auch in kälterem Wasser überleben, sparen die Züchter Heizkosten für die Fischkulturen.

    Völlig unklar ist allerdings, welche Spätfolgen die implantierten Frostgene haben könnten. Sowohl beim Menschen als auch für die Umwelt. Auch Bundesministerin Künast stellt sich in Sachen grüner Gentechnik daher die Frage, wie viele andere auch, von wem und vor allem wann mit sicheren Antworten denn überhaupt zu rechnen ist.

    Wie viel Wissenschaft brauch ich denn oder welche Wissenschaft brauch ich. Wir haben ja im grünen Gentechnikbereich eine der Kernpunkte immer, dass sich die unterschiedlichen Positionen gegenseitig immer sagen: ´Wir wissen noch gar nichts´, der andere sagt `Es gibt keine Gefahr`. Ich glaube dieser Bereich , der ist mir auch noch ziemlich indifferent. ja. Weil die Frage ja ist, was muss man eigentlich wissenschaftlich wissen, was ist eine Untersuchung, mit der ich etwas anfangen kann, um hier Entscheidungen zu treffen. Ist es sozusagen der Punkt, dass man drei oder vier Jahre untersucht hat und dann sagt `Wir haben keinen Schaden festgestellt` das war's oder was wäre eine richtige Untersuchung im Bereich der grünen Gentechnik, wo man sagen kann, das ist jetzt wirklich die Basis für weitere Entscheidungen.


    Sieht man sich aber nun die zweite noch zu verabschiedende EU-Verordnung zur Gentechnik in der Landwirtschaft an, hat sich offenbar auch diese Frage nach den ökologischen und gesundheitlichen Auswirkungen längst überholt. Die Verordnung soll bestimmen, wie weit Felder, auf denen genmanipulierte Nutzpflanzen angebaut werden, von einem konventionellen oder einem Bio-Acker entfernt sein müssen, damit es nicht zu Bestäubungen oder Auskreuzungen kommt. Können es drei Kilometer, müssen es fünf oder gar 50 Kilometer sein? Und - welcher Landwirt darf dann was wann anbauen und welcher benachbarte Hof gleichzeitig nicht, um ungewollte Bestäubungen zu vermeiden. Rechtsanwalt Hans-Peter Schmidt:

    Man muss sich überlegen, was dann passiert. Dann muss jeder Bauer, der ohne Gentechnik wirtschaften möchte, in der Umgebung schauen, wer transgene Kulturen unterhält. Er muss auf diese zutreten und muss auf einer Rechtsebene aushandeln, was dieser an Schutzmaßnahmen zu ergreifen hat, was er zu unterlassen hat und was er leisten, was er tun darf. Das geht vom Abstandhalten in der Zeit, zeitversetzte Aussaat, bis hin zum Abstandahlen im Raum, also Schutzzonen.

    Aber - was geschieht, wenn der konventionell oder ökologisch wirtschaftende Bauer dann doch einmal gentechnische Verunreinigungen auf seinem Feld findet? Die –höchstwahrscheinlich- vom Nachbarn stammen.

    Es entsteht dann ein Ausgleichsanspruch. Ein Ausgleichsanspruch des betroffenen Beeinträchtigten darauf, dass ihm der merkantile Minderwert seiner Ware ersetzt wird. Dem Grunde nach könnte man nun sagen dass das ein schlüssiges System ist. Das ist es auch, wenn man den Einzelfall betrachtet. Es ist aber ein katastrophales System, was zu einem Krieg aller gegen alle führt, wenn man es in der Fläche betrachtet.

    Massenprozesse sind hier also schon programmiert. Unterdessen schafft die Industrie durch die Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen, weiter Fakten. So wurden bis zum letzten Jahr allein im Gebiet der Europäischen Union rund 13000 Freisetzungsversuche angemeldet und auch genehmigt. Mit transgenem Raps zum Beispiel hat die Europäische Union mehr als doppelt so viele Freisetzungsversuche durchgeführt als die USA. Heute gibt es in Europa mehr Bio- und Gentechnikfirmen als in den Vereinigten Staaten. Gleichwohl betont die EU das Vorsorgeprinzip im Bereich der sogenannten grünen Gentechnik und die Wahlfreiheit der Bürgers, Lebensmittel mit oder ohne Gentechnik kaufen zu können. Gerade deshalb aber klingt die Diskussion um Schwellenwerte und Entfernungspauschalen für viele Ökologen so absurd. Henning Strothoff wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Greenpeace:

    Die Diskussion ist tatsächlich kurz davor, absurd zu werden. Wir sind in der Situation, wo wir 98 Prozent der Landwirte haben, die keine Gentechnik auf dem Acker wollen. Und jetzt gib es die Diskussion angeregt von der Gentechnik-Industrie, dass dir restlichen Landwirte ein Recht haben sollen, Gentechnik auf dem Acker haben und das führt jetzt dazu, dass der Rest der Landwirtschaft auf einmal davon bedroht ist, seine Ernteprodukte nicht mehr u verkaufen. Das kann nicht sein. Wir brauchen also hier eine vernünftige Regelung, damit die Landwirte, die auch weiterhin ohne Gentechnik arbeiten wollen, die eben ihre Produkte auch ohne Gentechnik verkaufen, und das ist nicht nur der biologische Landbau, der geschützt werden muss, sowohl was Einkreuzung anbelangt, also vom Nachbaracker, als auch bei der Frage, ob Saatgut zukünftig kontaminiert werden darf mit Gentechnik.


    Wie aber soll eine solche Regelung aussehen? Einige, darunter der Naturschutzbund Deutschland fordern bereits, westeuropäische Äcker als große gentechnikfreie Zone zu deklarieren und im Rest der Welt den Anbau von Genpflanzen notgedrungen zu gestatten. Aber selbst dann gibt es keine Sicherheit, keine Barrieren, schon gar keine Verordnungen, die eine Vermischung verhindern würden.

    Dabei ist die weltweite Tendenz, dass immer weniger verschiedene Nutzpflanzensorten angebaut werden, keineswegs neu. Hochertragreiche Sorten verdrängen immer mehr andere Sorten, die vielleicht besser schmecken oder eine höhere Nährstoffdichte aufweisen, aber eben nicht so viel Früchte tragen. Landwirte in der industrialisierten Landwirtschaft sind , um im Preiskampf zu überleben, ja geradezu gezwungen, nur Pflanzen mit hoher Ertragsdichte anzubauen.

    Schwellenwerte - mit oder ohne Gentechnik- mögen zwar beruhigend wirken. Machen aber gleichzeitig das Eingeständnis der Politik deutlich, dass eine Trennung zwischen gen-frei und genmanipuliert zukünftig nicht mehr möglich sein wird. Und alle Verbraucher gentechnisch manipulierte Nahrung zu sich nehmen. Ob sie nun wollen oder nicht.

    Das zeigte sich bei der Entscheidung des Europäischen Parlaments vergangene Woche, Grenzwerte für gentechnische Verunreinigungen in Lebensmitteln festzulegen. Und das zeigt sich nun wieder bei den Verordnungsentwürfen der EU im Saatgut- und Ackerbereich.

    Die Festlegung von Grenzwerten bei der Durchmischung mit Genpflanzen hat für Künast aber nicht nur gesundheitliche und ökologische sondern auch schwerwiegende ökonomische Konsequenzen.

    Wenn Sie so ein Schwellenwert haben, natürlich einen Schwellenwert haben ja von x, das heißt jeder, der konventionell isst, muss diesen Schwellenwert mitessen ,weil aus ökonomischen Gründen sich die Trennung dieser Produktionslinien nicht lohnt, sagen einige. Andere sagen `machen wir es trotzdem`. Andere sagen dann eben, erst mal Öko. Aber darunter: es kreuzt sich aus. Die Frage ist: Gibt es ökologischen Landbau dann noch?


    Denn Verbrauchern, die ökologisch einkaufen und ganz bewusst Gen-Nahrung meiden wollen, ist es wohl kaum begreifbar zu machen, dass sie in ihren Lebensmitteln nun auch höchstwahrscheinlich gentechnisch verändertes Erbgut wiederfinden. Ganz egal wie hoch der Grenz-, Nachweis- oder Schwellenwert dabei auch sein mag.