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Das berühmteste Omelette Frankreichs
Besuch der Felseninsel Mont Saint-Michel in der Normandie

Die Felseninsel Mont Saint-Michel im Wattenmeer der Atlantikküste der Normandie ist eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Frankreichs, gleich nach dem Eiffelturm und dem Schloss von Versailles. Wer die Insel besucht, sollte über Nacht dort bleiben. So hat man Mont Saint-Michel fast für sich allein und kann die eine oder andere Überraschung erleben.

Von Martina Zimmermann | 04.09.2016
    Radfahrer vor dem Mont Saint-Michel in der Normandie
    Der Mont Saint-Michel in der Normandie (dpa / picture alliance )
    Am Abend liegt die eine einzige Gasse, die zur Abtei auf den Mont Saint-Michel hinaufführt, relativ verlassen da. Vergessen ist der Trubel vom Nachmittag.
    Nur aus der Herberge der "Mère Poulard" tönen rhythmische Klänge. Es sind die beiden Omelette-Köche, sie schlagen die Eier für das berühmteste Omelette Frankreichs:
    Es sei besser immer auf der gleichen Seite der Schüssel anzufangen, erklärt Christine Le Retrait die hier seit 27 Jahren die Eierpfannkuchen backt. Mit der immer gleichen Bewegung haut sie auf verschiedene Stellen der Schüssel, im Zweier- oder im Dreiertakt. Das habe ihr der alte Michel beigebracht der vor ihr Jahrzehnte lang die Eier schlug. Nach mindestens fünf Minuten rühren backen die Eier dann genauso lange im Kaminfeuer... Wie die Omelettes so herrlich schaumig, cremig und weich werden ist das bestgehütete Geheimnis der Insel:
    Mehr ist aus Christine Le Retrait nicht herauszuholen. Das "Omelette der Mutter Poulard" ist nach Annette Boutiaut benannt, die 1872 als Zimmermädchen auf die Insel kam. Gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Bäckersohn Victor Poulard machte sie 1888 die Herberge, auf die noch heute eine der besten Adressen ist auf dem Mont Saint-Michel.
    An den Wänden hängen Fotos der Berühmtheiten die hier gegessen haben: Präsidenten, Fußballer, Schauspieler, Modemacher... Filmstars sitzen lieber diskret im oberen Stock verrät Direktor Eric Bellon, die Politiker hingegen zeigen sich dem Volk im Erdgeschoss am Fenster. Der Aberglaube will dass wer nicht bei Mutter Poulard Omelette isst, niemals Präsident von Frankreich werden kann. Als Beispiel führt Direktor Bellon den früheren Premierminister Balladur an der 1995 die Wahl verlor. Gewinner Chirac hatte mindestens einmal ein Omelett bei der Mutter Poulard genossen:
    Alle Politiker die Präsident werden wollen kommen zu uns zu Besuch, sagt Direktor Bellon. Weil sie wie wir alle ein bisschen an einen guten Stern glauben und das Glück ist mit den Omelette-Essern. Sie genießen das Essen und außerdem beschwören sie ihr Schicksal.
    Die Reise wurde unterstützt von" Mère Poulard".