Es gab diesmal so etwas wie ein geflügeltes Wort beim Kölner Fernsehfestival "Cologne Conference". Ein Zitat von BBC-Direktor Mark Thompson, wonach Fernsehprogramme künftig angeblich so sein müssen wie "Martini-Cocktails": überall verfügbar und irgendwie ständig berauschend. Tatsächlich wird sich wohl Vieles grundlegend ändern in der digitalen Fernsehwelt der nahen Zukunft. Durch die bevorstehende Verschmelzung von TV, Handy und Internet wird das Programmieren und Aufnehmen einfacher werden. Andererseits werden sich einige Programme auch verteuern, weil Privatsender wie RTL und SAT 1 überlegen, beliebte Sendungen wie "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" per Satellit zu verschlüsseln. Und natürlich birgt die digitale "Revolution", wie es Pro-Sieben-Chef de Posch in Köln es ausdrückte, auch ihre Risiken. Denn, wer als Zuschauer allzeit berieselt werden kann, ist als Werbe-Kunde auch allzeit "adressierbar", wie das im Fachjargon heißt. Das jedenfalls befürchten vor allem die Senderchefs der öffentlich-rechtlichen Anstalten, wie ZDF-Intendant Markus Schächter:
" Wir glauben auch, dass die mit der Verschlüsselung einhergehende Betrachtung des Kunden erhebliche Konsequenzen hat. Verschlüsselung heißt, dass in jedem einzelnen Endgerät eine Registrierung stattfindet. Eine Adressierbarkeit, für die, die mit diesem Gerät umgehen können. Die machen den Zuschauer zum gläsernen Kunden und wissen, welche Vorliebe er hat, was er nicht sieht. Und er wird in Zukunft genau auf diese Vorlieben durch geschickte Geschäftsmodelle angesprochen."
Das Fernsehen avanciert - als Handy oder Labtop verpackt - nicht nur zu unserem ständigen Begleiter. Es schwingt sich in den weiterhin boomenden Service-Formaten auch zunehmend zum Allround-Therapeuten auf, der sich selbst in intimste Seelennöte einmischt. Ich bin okay - du bist okay? Diese Grundsatzfrage der menschlichen Identität wird wahrscheinlich künftig noch mehr als bisher von Super-Nanny und Co. verhandelt. Im Unterhaltungsbereich zeichnet sich dagegen eine weitere Fernseh-Fortschreibung des amerikanischen Tellerwäscher-Mythos ab. Sprich: es wird weitere "Superstars" am Fließband mit quotenträchtiger Peinlichkeits-Garantie geben, die - kaum gewählt - auch schon wieder im Orkus der Namenlosigkeit verschwinden. Allenfalls ein paar neue Varianten des bewährten Selektions-Spektakels stellte der Londoner Unterhaltungs-Guru Paul Jackson in Aussicht. Demnach könnte nach Singen, Tanzen und Kochen nun Fotografieren oder Geheimagenten-Training auf dem Programm stehen. Und statt einer "Hoppel-Heide" Simonis dürfen wir womöglich schon bald anderen Halb-Berühmtheiten dabei zusehen, wie sie vor laufender Kamera als Eiskunstläufer oder gar Wrestling-Kämpfer Stürze hinlegen. Nicht gerade appetitliche TV-Aussichten. Erquicklicher war da schon die Perspektive auf die Spielfilm- und Dokumentarfilm-Auswahl der "Cologne Conference". Hier wurden nämlich auch diesmal wieder zwanzig herausragende TV-Produktionen vorgestellt: vorrangig aus Großbritannien und Skandinavien. Statt wie in den letzten Jahren, wo Kriege und allgemeine Krisen ein großes Thema waren, dominierten diesmal kleinere und private Geschichten. Gern aus dem ganz persönlichen Blickwinkel heraus erzählt. So wie etwa in der britischen Krimi-Serie "Life on Mars", die leider bislang der einzige ausländische Wettbewerbs-Beitrag ist, der bereits von einem deutschen Sender gekauft wurde.
In der Serie "Life on Mars", die in Großbritannien längst Kultstatus besitzt, beginnt alles zunächst wie ein ganz normaler Krimi. Der eigenwillige Chef-Inspektor Sam Tyler ist einem Serienkiller auf der Spur, der seine Freundin gekidnappt hat. Bis Tyler nach einem Autounfall plötzlich ins Koma fällt und unverhofft im Jahr 1973 wieder aufwacht. Jenes Jahr, als David Bowie mit "Life on Mars" einen Hit hatte. Das klingt nicht nur schräg. Das ist auch schräg. Und ein erfrischendes Beispiel für politisch unkorrekten Humor dazu, der auch sonst gerade wieder ein Comeback auf dem Fernseh-Bildschirm feiert. In Zeiten eines konservativen Rollbacks - und einer zunehmend digital glatt polierten Medienwelt - so scheint es, sehnt sich der Zuschauer manchmal einfach nach etwas mehr Rotzigkeit.
" Wir glauben auch, dass die mit der Verschlüsselung einhergehende Betrachtung des Kunden erhebliche Konsequenzen hat. Verschlüsselung heißt, dass in jedem einzelnen Endgerät eine Registrierung stattfindet. Eine Adressierbarkeit, für die, die mit diesem Gerät umgehen können. Die machen den Zuschauer zum gläsernen Kunden und wissen, welche Vorliebe er hat, was er nicht sieht. Und er wird in Zukunft genau auf diese Vorlieben durch geschickte Geschäftsmodelle angesprochen."
Das Fernsehen avanciert - als Handy oder Labtop verpackt - nicht nur zu unserem ständigen Begleiter. Es schwingt sich in den weiterhin boomenden Service-Formaten auch zunehmend zum Allround-Therapeuten auf, der sich selbst in intimste Seelennöte einmischt. Ich bin okay - du bist okay? Diese Grundsatzfrage der menschlichen Identität wird wahrscheinlich künftig noch mehr als bisher von Super-Nanny und Co. verhandelt. Im Unterhaltungsbereich zeichnet sich dagegen eine weitere Fernseh-Fortschreibung des amerikanischen Tellerwäscher-Mythos ab. Sprich: es wird weitere "Superstars" am Fließband mit quotenträchtiger Peinlichkeits-Garantie geben, die - kaum gewählt - auch schon wieder im Orkus der Namenlosigkeit verschwinden. Allenfalls ein paar neue Varianten des bewährten Selektions-Spektakels stellte der Londoner Unterhaltungs-Guru Paul Jackson in Aussicht. Demnach könnte nach Singen, Tanzen und Kochen nun Fotografieren oder Geheimagenten-Training auf dem Programm stehen. Und statt einer "Hoppel-Heide" Simonis dürfen wir womöglich schon bald anderen Halb-Berühmtheiten dabei zusehen, wie sie vor laufender Kamera als Eiskunstläufer oder gar Wrestling-Kämpfer Stürze hinlegen. Nicht gerade appetitliche TV-Aussichten. Erquicklicher war da schon die Perspektive auf die Spielfilm- und Dokumentarfilm-Auswahl der "Cologne Conference". Hier wurden nämlich auch diesmal wieder zwanzig herausragende TV-Produktionen vorgestellt: vorrangig aus Großbritannien und Skandinavien. Statt wie in den letzten Jahren, wo Kriege und allgemeine Krisen ein großes Thema waren, dominierten diesmal kleinere und private Geschichten. Gern aus dem ganz persönlichen Blickwinkel heraus erzählt. So wie etwa in der britischen Krimi-Serie "Life on Mars", die leider bislang der einzige ausländische Wettbewerbs-Beitrag ist, der bereits von einem deutschen Sender gekauft wurde.
In der Serie "Life on Mars", die in Großbritannien längst Kultstatus besitzt, beginnt alles zunächst wie ein ganz normaler Krimi. Der eigenwillige Chef-Inspektor Sam Tyler ist einem Serienkiller auf der Spur, der seine Freundin gekidnappt hat. Bis Tyler nach einem Autounfall plötzlich ins Koma fällt und unverhofft im Jahr 1973 wieder aufwacht. Jenes Jahr, als David Bowie mit "Life on Mars" einen Hit hatte. Das klingt nicht nur schräg. Das ist auch schräg. Und ein erfrischendes Beispiel für politisch unkorrekten Humor dazu, der auch sonst gerade wieder ein Comeback auf dem Fernseh-Bildschirm feiert. In Zeiten eines konservativen Rollbacks - und einer zunehmend digital glatt polierten Medienwelt - so scheint es, sehnt sich der Zuschauer manchmal einfach nach etwas mehr Rotzigkeit.