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Das Comeback des Moggi-Clans

In Italien ist Luciano Moggi letztinstanzlich zu einem Berufsverbot auf Lebenszeit im Fußball verurteilt. Der frühere Manager von Juventus Turin hat nach Überzeugung der Sportjustiz Schiedsrichter beeinflusst und dadurch die Liga manipuliert.

Von Bernhard Krieger | 16.04.2012
    Außerdem hat er im Spielervermittlungsgeschäft zusammen mit seinem Sohn Alessandro und dessen Firma Gea World mit unlauteren Mitteln operiert. Dafür wurden Vater und Sohn in Rom von einem Zivilgericht wegen Nötigung verurteilt. Moggi Junior hat seine Strafen verbüßt und gibt nun sein Comeback in Dubai. Seinen Vater sehen dabei viele als graue Eminenz im Hintergrund.

    Sauberer Neuanfang oder zweifelhaftes Comeback durch die Hintertür? Italiens berüchtigster Fußball-Clan meldet sich zurück. Die Moggis mischen wieder im großen Fußball-Geschäft mit. Luciano Moggis Sohn Alessandro hat seine Sperren abgesessen und die auf Bewährung ausgesetzten Haftstrafen verbüßt. Sechs Jahre nach dem großen Fußball-Skandal in Italien lässt Alessandro Moggi seine 2006 liquidierte Agentur Gea World wieder aufleben – in sicherer Entfernung zur Heimat.

    "Gea World Middle East" heißt Alessandro Moggis neue Firma. Gegründet hat er sie zusammen mit zwei italienischen Partnern in Dubai. Fernab der Heimat, in der sich Alessandro und sein Vater Luciano von einer ihrer Meinung nach parteiischen Justiz verfolgt fühlen. Anders als in Italien hat der Name Moggi in dem Emirat am Persischen Golf offenbar noch einen guten Klang. Die Sport-Verantwortlichen in Dubai schätzten sein Know How, meinte Moggi Junior in einem Interview der La Gazzetta dello Sport. Die aufstrebenden Ligen der reichen Golf-Staaten mit ihren aufrüstenden Clubs brauchen Kontakte.

    Und die haben die Moggis nach wie vor - auch wenn die neue Gea nach eigener Aussage keine Spieler mehr vermitteln will. Sollte sich ein guter Deal ergeben, wird Moggi aber sicher zuschlagen. Auch wenn er sich jetzt mehr als Spielervermarkter und nicht mehr als Spielervermittler sieht. Werbedeals sind ohnehin lukrativer als die bloße Vermittlung eines Profis von einem Club zum nächsten.

    Das ganz große Geschäft wittert der Italiener im Vorfeld der WM 2022 in Katar. In den Emiraten fragt keiner nach dem Sündenregister des Moggi-Clans. Am Wochenende war Luciano Moggi sogar bei dem von Diego Maradona trainierten Club Al Wasl auf die Ehrentribüne eingeladen. Das ganze wenige Wochen nachdem Moggi Senior in letzter Instanz von der italienischen Sportjustiz zu einem Berufsverbot auf Lebenszeit verurteilt wurde.

    "Big Luciano" - wie sie ihn in Italien gerne nannten – hatte Schiedsrichter korrumpiert und so Spiele zugunsten seines damaligen Clubs Juventus Turin manipuliert. Was beim Liga-Skandal 2006 ans Licht kam, erinnert die Staatsanwälte an mafiöse Strukturen. Mittendrin Big Luciano als Fußball-Pate. Ein Zivilgericht macht Moggi Senior derzeit immmer noch den Prozess in Neapel. Im Gea-Prozess in Rom wurde er zusammen mit seinem Sohn bereits wegen Nötigung verurteilt.

    Moggi Senior soll seine Macht als Juve-Manager benutzt haben, um der Spieleragentur seines Sohnes Mandanten zuzuschustern. Ohne den Segen des Paten, so hieß es, konnten Spieler bei gewissen Clubs keine Verträge bekommen.

    Wegen des Berufsverbots ist Luciano Moggi im italienischen Fußball nun eine persona non grata. Im fernen Dubai aber wird sich niemand daran stören, wenn Big Luciano in der Agentur seines Sohnes als graue Eminenz auftaucht.