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Das Digitale Logbuch - Beziehungsmanager

Achim Killer |
    Also was die heute alles mit Computern machen wollen! Ein Customer Relationship Management beispielsweise. Der Rechner soll die Kundenbeziehung pflegen. Das kann ja nix werden. Wie das schon klingt. Und diese IT-gestützten Kundenpfleger, die haben ja noch viel krassere Sachen drauf: den CLV, den Customer Lifetime Value beispielsweise. Klar, so eine Lifetime hat ihren Value. Aber wenn man draufkommt, dass sich jemand Gedanken macht, wie er die vertriebsmäßig voll ausnutzen kann - als Customer reagiert man da doch ein bisschen verschnupft. Oder Kontakt-Management. Das gehört auch dazu. Kontakt-Management. Das ist doch die Sprache von Professionellen. Aber von Professionellen in einem Wirtschaftssektor, in dem sehr, sehr personenbezogene Dienstleistungen erbracht werden.

    Eine der wichtigsten Aufgaben von Customer-Relationship-Management-Systemen besteht darin, gute von schlechten Kunden zu unterscheiden - sagen die IT-gestützten Kundenpfleger. Das muss man sich mal vorstellen: Man betritt einen Laden und setzt sich damit schon dem Verdacht aus, eventuell ein schlechter Kunde zu sein. Da geht man doch nie mehr wieder hin, wenn man was auf sich hält. Nein, das kann nix werden mit dem ganzen Relationship Management. Beziehungspflege - sowas tut man nicht. Und vor allem sowas sagt man nicht. Man redet so lieblos daher. Das ist schon mal schief gegangen - in den Siebzigern. Damals, als niemand mehr von seinem Gschbusi geredet hat - oder von seim Schätzle. Der Lover, die Prinzessin, die Angebetete - das gab's alles nicht mehr. Jeder hat nur noch von seiner Beziehung gesprochen. Also eigentlich mehr von sich als vom andern. Sowas führt aber immer dazu, dass irgendwann einmal nix mehr läuft. Und wenn nix mehr läuft, dann hilft auch kein Management. Das ist im Business genauso wie in der Zweierkiste.