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Das Digitale Logbuch: Book-Crossing

    Von Tobias Armbrüster

    Computer und Internet wurden schon immer gefeiert als Meilensteine in der Geschichte des Lesens und der Literatur. Was haben wir Bildungsbürger uns nicht alles erhofft: Bequemes Bücherlesen übers e-book und billige Literatur-Einkäufe in online-Antiquariaten und Internet-Buchhandlungen. Aber eine Entwicklung haben auch die kühnsten Web-Literaten nicht vorhersehen können: Book-Crossing. Dieser Lese-Trend schwappt seit einiger Zeit über den gesamten Globus und wenn wir nicht aufpassen, ist bald nichts mehr so wie es mal war - zumindest literatur-technisch.

    Book crossing funktioniert so: Man geht auf die Website bookcrossing.com und registriert dort ein Buch, das man gern weitergeben möchte. Mit Hilfe der Webseite kann man dann ein Blatt mit einem Code ausdrucken. Diesen Ausdruck legt man in das Buch - und läßt es dann irgendwo liegen: auf der Parkbank, am Strand, im Cafe oder am Flughafen. Wer das Buch findet kann es lesen und über den Code seine Meinung dazu auf der Webseite abgeben - und anschließend natürlich wieder irgenwo liegen lassen. Britische Zeitungen berichten, daß Bookcrossing inzwischen weltweit 100.000 Mitglieder hat.

    Die Idee klingt natürlich irgendwie wie aus einem Film und wenn ich jetzt Drehbuch-Autor wäre, hätte ich dazu schon längst ein Filmscript geschrieben: Ein Book-Crossing-Paar, das sich nach Lektüre des selben Buches im Internet kennenlernt - mit Meg Ryan und Hugh Grant in den Hauptrollen. Aber das ist natürlich nur die romantische Seite. Im Grund ist Book-Crossing ja ein idealer Weg, um mal ordentlich auszumisten. Jeder, der beim Wegwerfen von Büchern ein schlechtes Gewissen kriegt, hat jetzt eine prima Entschuldigung. Das letzte Buch von Stepehn King - oh, ich glaub das habe ich book-gecrosst.

    Vermutlich werden wir in Cafes, Restaurants und auf Parkbänken demnächst ganze Paperback-Bibliotheken finden. Aber vor allem wird diese Idee natürlich dazu führen, daß der Tausch-Gedanke insgesamt neu überdacht wird. Ähnlich wie Bücher kann man ja auch Waschmaschinen, gebrauchte Autos und Freunde tauschen - einfach am Flughafen stehenlassen und warten bis sich jemand im Internet meldet....