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Das Digitale Logbuch: Coffee-Hack

Auf einer Liste im Internet, BugTraq genannt, werden die Verfehlungen der Hard- und vor allem der Softwarehersteller genüsslich aufgelistet und kommentiert. Da wo sonst Microsoft und Co. ihr Fett abkriegen taucht plötzlich ein völlig unerwarteter Name auf: Jura.

Von Heinz Schmitz |
    Die Koffeinjukies bekommen bei dem Namen normalerweise glänzende Augen. Immerhin produzieren die Jura-Kaffeemaschinen ja einen guten Anteil der Grundversorgung der Informatiker aller Welt. Was, so fragt man sich, macht eine Kaffeemaschine auf der Fehlerliste der Koffeinkonsumenten? War der Kaffe so stark, das der Hacker keinen Schlaf fand? War der Kaffe so schwach, das es nicht mehr zu kreativer Arbeit reichte oder noch schlimmer, hatte eine Maschine ihren Dienst versagt und den Kaffeesüchtigen auf dem Trockenen stehen lassen?

    Na ja, eigentlich nichts von alle dem - oder vielleicht doch.

    Craig Wright aus Sidney hat sich den Jura F90 Coffee Maker angesehen, der mit einem Internet-Kit aufgerüstet war. Mittels spezieller Software soll der Servicetechniker die Einstellung der Maschinen kontrollieren und ändern können. Eigentlich eine schöne Idee, keine Wartezeiten, keine Anfahrtskosten.

    Aber wie so oft liegt der Teufel im Detail. Der Zugang ist alle andere als sicher fand Craig Wright heraus. Ein etwas geübter Hacker übernimmt leicht die Herrschaft über die Maschine. Die Änderung von Kaffeemenge, -stärke oder Wassertemperatur ist ein Klacks. Er kann die Maschinen im ungeeigneten Moment in Betrieb setzen oder die Abgabe des kostbaren Nass ganz unterbinden. Wenn er ganz gemein ist, kann er auch das Betriebssystem der Maschinen so ändern, das nichts mehr geht. Der Servicetechniker muss dann vor Ort alles wieder richten.

    Was soll‘s, werden Sie jetzt sagen, ich trinke sowieso lieber Tee. Aber der Kaffeeautomat ist ja nach Vorstellung der Hersteller nur ein erster Schritt. Das ganze Sammelsurium an Haushaltsgeräten wie Kühltruhe, Grill, Mikrowelle aber auch Heizung, Rollladensteuerung, Beleuchtung oder Schließsystem sollen am Netz hängen.

    Ein neues weites Aufgabenfeld für Hacker und Virenautoren.

    Mittags schließen sich Rollladen, dafür geht kein Licht an. Der volle Kühlschrank ordert beim Lieferanten zehn Duzend Eier. Während der bitterkalten weißen Weihnacht stellt die Heizung den Betrieb ein. Dann fehlt nur noch der Einbrecher der vor der Haustür steht und mit seinem Smartphone per WLAN das Schließsystem überlistet.

    Na ja, schöne Aussichten. Aber da meine Kaffeemaschine schon betragt ist, wird der Kaffe, denn ich mir jetzt hole, die gewohnte Qualität haben.