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Das Digitale Logbuch: Digitales Rezept

Rumbi…, Ombro… oder doch Antra…, mein Apotheker hat es schwer – nicht mit mir, eher schon mit meinem Hausarzt. Der weiß zwar, wie man den Griffel hält, sobald er ihn über Papier bewegt, kommt aber nur ein unleserlicher Buchstabenbrei raus. Typischer Fall von Sauklaue! Mittlerweile kennt mein Apotheker aber seine Pappenheimer: Mit Intuition, graphologischen Fähigkeiten auf höchstem Niveau und meinem Hustenstakkato entziffert er das Gekrakel auf dem Rezept als Ambroxol, Hustenlöser, 3 mal täglich eine Tablette. Auf diese Fähigkeit, auf diese Kunstfertigkeit, kann mein Apotheker stolz sein.

Von Mirko Smiljanic |
    Es gab Zeiten, da belegten Pharmaziestudenten Kurse im Entziffern unlesbarer Rezepte – warum hat man angehenden Ärzten eigentlich nicht Schreiben beigebracht? Egal, die Tage meines kunstsinnigen Apothekers sind ohnehin gezählt: Demnächst gibt es das Digitale Rezept, womit die Sauklaue ein für allemal der Vergangenheit angehört. Per Email landet alles im Rechner. Womit die Welt wieder ein Stück ärmer, kälter und trostloser wird: Warum bitte schön gehen Kranke in die Apotheke? Klar, auch um Medikamente zu holen, die sie aber doch nicht nehmen und im schlimmsten Fall gleich wegwerfen. Sie suchen Kontakt, das Gespräch, Wärme!

    Beim Arzt müssen sie dafür mittlerweile eine Gebühr von zehn Euro zahlen, also bleibt nur noch der freundliche Apotheker. Und da ist doch die Sauklaue einfach ideal: Da wird gesucht und entziffert, der Kranke erzählt von seinen Leiden, um den Apotheker auf die richtige Spur zu bringen, ratlos greift er zum Telefon, um dann doch noch mal den Computer zu befragen. Kurz: Die Sauklaue des Arztes fördert soziale Kontakte, bekämpft Einsamkeit und Depression. So etwas dürfen wir nicht kampflos aufgeben: Wenn schon das Digitale Rezept kommt, dann bitte mit Sauklaue als Faksimile: Bexi…, Buca…, Brodi… Egal, Hauptsache ich kann noch etwas mit meinem Apotheker plaudern.