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Das Digitale Logbuch: Fundsachen

    Von Heinz-Bernd Hövelmann

    Wie stehts denn mit der Datensicherheit bei Ihnen? Haben Sie den Zugang zu ihrem internet-fähigen Computersystem auch mit einem Passwort versehen, wegen der Kinder? Loggen Sie sich auch nach der letzten Ebay-Session immer schön aus oder gehören Sie zu denen, die ihren phantasievollen Mitgliedsnamen dem nachfolgenden Nutzer freimütig zur Testnutzung überlassen? Natürlich nicht, selbstverständlich haben Sie auch einen vernünftigen Schutz in Form eines Anti-Viren-Programms oder gar eine Fire-Wall gegen ungebetene Online-Besucher errichtet. Was frage ich denn? Weiß doch inzwischen jeder, daß böse Buben nur darauf warten mit den persönlichen Daten von harmlosen Anwendern kriminelle Taten zu begehen. Es gibt allerdings verschiedene Abstufungen von Sicherheit. Das zu Schützende und der Aufwand an Schutz müssen in einem vernünftigen Verhältnis stehen.

    Ein Beispiel: Ein Bekannter fand bei der letzten Sperrmüll-Tour am Straßenrand einen 486er Computer mit 15" Farbmonitor. Was eigentlich als Ersatzteillager für den heimischen Rechner gedacht war, entpuppte sich als völlig funktionsfähiger PC samt Betriebssystem eines bekannten amerikanischen Herstellers. Doch das war nicht alles: Der Vorbesitzer war offenbar Pfarrer. So fanden sich in einem Ordner mit der Bezeichnung "Schäfchen" nicht nur Adressen, Telefonnummern und Berufsangaben aller Gemeindemitglieder, sondern auch detaillierte Anmerkungen zu den sozialen Verhältnissen sowie die Frequenzen des Gottesdienstbesuchs. Unter "Predigten" fanden sich Ansprachen an die Gemeinde, ausgearbeitete Reden zu allen Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen der letzten fünf Jahre. Höhepunkt der Entdeckungen aber war ein Ordner mit dem Tarnnamen "St.Erkl.". Darin verbarg sich nicht nur die komplette Finanzverwaltung der Pfarre, sondern auch die letzten fünf Steuererklärungen des Geistlichen. Selbstverständlich hat mein Bekannter diese Daten sofort nach Erkennen der hohen Sensibilität unwiederbringlich vernichtet.

    Der Vorbesitzer des Rechners ist zu schelten. Seine Wahl des Sicherheitsstandards in der Datenbehandlung war der Situation eindeutig nicht angemessen. Das offenbar absichtlich nicht mitgelieferte Netzkabel allein stellte in diesem Fall nämlich durchaus keine Garantie gegen unbefugte Nutzung dar. Nicht auszudenken wenn dieses Gerät statt meinem Bekannten, einem kriminellen Subjekt in die Finger gefallen wäre. Naja, ist ja nochmal gutgegangen.

    Übrigens: Falls Ihnen bei der Komposition der nächsten Hochzeitsrede mal nichts passendes einfällt. Ich hätte da so ein paar Ideen . . .