Archiv


Das Digitale Logbuch: Hochsicherheitstrakt

Mirko Smiljanic |
    Die Welt ist voller Mörder und Diebe, überall lauern Gefahren, nirgendwo ist man sicher. Nirgendwo? Wie gut, dass es die Security gibt, die weltgrößte Messe für Sicherheitstechnik. Sie offeriert in diesen Tagen ängstlichen Zeitgenossen die Lösung all ihrer Probleme: "Fluchtburg Schlafzimmer" heißt das Konzept und es und meint einen hochgesicherten Rückzugsbereich in der eigenen Wohnung. Also, nur mal angenommen, Sie rechnen gerade aus, wie viel Geld Sie mittlerweile mit Telekom- und Infineon-Aktien verloren haben, da hören Sie Geräusche: splitterndes Glas, Schritte. Zwei Diebe sind im Haus und wollen den Tresor leer räumen, den Sie hinter einem Ikea-Druck in die Wand gemauert haben. Tja, was nun? Mit dem Küchenmesser in der Hand den Helden markieren? Unsinn! Rückzug in die "Fluchtburg Schlafzimmer" ist angesagt. Die Tür ist einbruch- und durchschusssicher, alle Fenster werden automatisch verriegelt - bei Bedarf liefert der Hersteller ebenfalls schusssicheres Glas; festnetzunabhängige Telefonverbindungen - üblicherweise Handy genannt - sind selbstverständlich. Der Clou aber ist eine Videoanlage, die Ihnen über ein internes Netz auf zwei Monitoren zeigt, was die Diebe gerade machen: Wie Sie etwas ratlos vor Ihrer Stereoanlage aus den 80er Jahren stehen; wie sie den Computer beäugen, der vor vier Jahren schon uralt war; wie sie innerhalb von einer Minuten den Tresor knacken, über den der Verkäufer damals gesagt hat, selbst Banken würden ihre Geheimunterlagen in diesem Modell verwahren. All das können Sie also unbehelligt und absolut sicher sehen, wahlweise als Totale oder Großaufnahme. Bei so viel Service vergisst man natürlich glatt, die Polizei anzurufen. Zumal ohnehin nichts zu holen ist, das einzig Wertvolle ist ja ihre Fluchtburg. Fehlt eigentlich nur noch ein guter Wein, um die Zeit zu überbrücken, bis die Jungs fertig sind.