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Das Digitale Logbuch: In den Wahnsinn navigiert

Gestern habe ich unser Mietauto für den Sommerurlaub klargemacht. Ich habe ein etwas kleineres Modell genommen – aber dafür mit Navi, mit Navigations-System. Die paar Euro ist es mir wert, endlich gibt es keinen Streit mehr darüber, wer nun dafür verantwortlich ist, dass wir vor Mailand nicht rechtzeitig abgebogen sind.

Von Tobias Armbrüster |
    SIE sagt immer, ich soll vor dem Einsteigen auf die Karte gucken, und ich frage sie immer, warum sie immer noch keine Straßenkarte lesen kann. Zumindest diese Wortwechsel auf der Autostrada sind jetzt Vergangenheit – habe ich gestern noch gedacht. Heute lese ich nämlich in der Zeitung, dass Navigations-Systeme den Stress beim Autofahren keineswegs beseitigen.

    Psychologen in Manchester haben herausgefunden, dass die Anspannung hinterm Steuer steigt, sobald der kleine Kasten angeschaltet wird, und einem die Richtung vorsagt. Das Problem: Auch mit dem Navigations-System hat sich nichts an der Tatsache geändert, dass sich die meisten (Männer zumindest) auch beim Autofahren nicht auf zwei Sachen gleichzeitig konzentrieren können. Wenn jetzt der kleine Bordcomputer an der Windschutzscheibe losquäkt "in 500 Metern Richtung Genua einordnen" dann hat das ungefähr den gleichen Effekt wie der Satz "Schatz, ich weiß nicht, ob wir schon da vorne abbiegen müssen oder erst an der nächsten Ausfahrt" – der Fahrer ist kurz abgelenkt und kann sich nicht auf den Verkehr konzentrieren. Die Elektronik navigiert uns also geradewegs wieder in den Urlaubsstress, den wir doch eigentlich vermeiden wollen.

    Die britischen Psychologen sagen, wir würden alle entspannter – und vor allem sicherer - fahren, wenn wir vor dem Fahren einfach auf die Straßenkarte gucken oder am Rastplatz andere Leute nach der Richtung fragen. Vor allem das mit dem andere-Leute-fragen ist sicher eine gute Idee. Wenn wir uns doch mal verfahren, können wir einfach die Dösbacken von der Raststätte Denkendorf dafür verantwortlich machen. Und uns dann entscheiden, dass wir es nächstes Jahr vielleicht doch noch mal mit der Bord-Elektronik versuchen.