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Das Digitale Logbuch
Nonsense

Die Algorithmen des US-amerikanischen Internet-Konzerns Google sind unergründlich. Vor allem, wenn es um Werbebanner geht, da liegen Sinn und Hintersinn dicht beieinander.

Von Achim Killer | 28.03.2015
    To make sense, heißt: einen Sinn ergeben. Und deshalb nennt sich Google's Werbe-Bannerschleuder auch AdSense, Werbung mit Sinn, manchmal sogar Hintersinn. Als etwa die Rheinpfalz online über eine seinerzeitige Limburger Exzellenz schrieb, die mit der schicken Dienstwohnung: "Tebartz-van Elst will kein Protzbischof sein", da hat Google einen Banner für einen Baufinanzierungsrechner dazugestellt. "Jetzt über 300 Banken vergleichen" - Aufrufezeichen. Das ist doch sinnig. Oder im Tagesspiegel: "SPD will Rot-Rot-Grün nicht mehr ausschließen". Der Tipp dazu aus Mountain View: "Geldanlage Schweiz".
    Noch beängstigender für Anleger als Sigmar Gabriel und Claudia Roth ist ja dieser Alexis Tsipras aus Griechenland: "Syriza ... vor absoluter Mehrheit" stand im Tagespiegel. - Die Google-Ad: "Der große Zusammenbruch" - ein Survival-Ratgeber mit Tipps für verängstigte Wohlstandsbürger zu Konservenkauf, Notfall-Apotheke und Sicherung des Eigenheims vor marodierenden Meuten. Jah!
    Wofür könnte Google werben, wenn Microsoft seinen Anteil bei Smartphones erhöhen würde - vielleicht für eine Praxis für minimalinvasive Chirurgie und Homöopathie. Oder: "Hacker knacken Spielekonsole" - "It's not a trick. It's a Sony". "Telekom stellt auf IP-Telefonie um" - "Ruf doch mal an." Hä, wenn's geht. "Facebook verspricht Datenschutz" - "Nichts ist unmöglich ...". "Wahlvolk straft Regierung ab" - "Nicht immer, aber immer öfter". "Verteidigungsminister warnt vor Blutvergießen" - "Palmolive - Sie baden gerade ihre Hände drin." Ah, ich glaub, ich installiere doch einen Werbeblocker. Weil: wie heißt's so schon auf dem Banner für Melissengeist: "Nie war er so wertvoll wie heute."