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Das digitale Logbuch: Patenter Podcast

Erfinder wollten wir werden, berühmte Erfinder, die Nützliches zum Wohle der Menschheit erfinden und später mal von diesen, nie versiegenden Geldquellen leben, die uns die angemeldeten Patente bescheren.

Von Wolfgang Noelke |
    Damals, als wir Kinder waren, erschien es uns der sicherste Weg zu sein, erst mal Dinge beim Patentamt anzumelden, die andere Erfinder offensichtlich vergessen hatten, beispielsweise einen "Metallstift zur Fixierung unbeweglicher visueller Medien an vertikalen Flächen". Aussichtslos: Den Nagel, zum Bilderaufhängen gab’s schon und mein Vater belehrte uns damals, dass man für Dinge, die es schon gibt, nachträglich kein Patent bekommt. Schade! Damit war es auch sinnlos, mit der tollen Erfindung meines Freundes Udo beim Patentamt aufzukreuzen: Ein genialer "Einrädriger Transportbehälter mit zwei Handgriffen". Die Schubkarre war leider auch schon erfunden.

    Ja, in Amerika wäre sowas vielleicht möglich, lachte mein Vater, aber nicht hier. Hm... In Amerika müsste man leben... Da kann man also reich werden, mit Erfindungen, die es schon gibt. Damals glaubte ich das.

    Heute glaube ich es wieder: Ähnlich kompliziert beschrieben, wie damals mein "Metallstift zur Fixierung unbeweglicher visueller Medien an vertikalen Flächen", gibt’s in den USA jetzt ein nagelneues Patent auf eine "Methode zur Lieferung von Medieninhalten in einzelnen Teilen". Damit meinen die nicht etwa die Methode, mit der man den Rest des vom Nagel gefallenen zersplitterten Bilderrahmens in die Recyclingtonne befördert, sondern: "Podcast"! Das Patent mit der Nummer 7,568,213 ist tatsächlich ein Patent... auf Podcast!

    Podcast. Gibt’s doch schon lange! Und ohne die "Lieferung von Medieninhalten in einzelnen Teilen", sprich Datenpakete, würde das komplette Internet nicht funktionieren.

    Psst: Ehe jemand Anderes darauf kommt, melde ich Montag ein Patent an, auf komplette Sätze, bestehend aus einzelnen Wörtern. Im besten Patentdeutsch ist das dann eine "akustische Lieferung von Gedankeninhalten in kleinen Teilen". Und der Knüller an der Erfindung ist, dass ich die kleinen Teile mit eigener Stimme in der richtigen Reihenfolge zusammensetze, hier - und mit der Lizenz zum Tönen sogar als Podcast. Wirklich patent, was?!