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Das Digitale Logbuch: Popup-Killer

Ein Dreizeilen-Programm bewirkt, dass aus dem Nichts ein zweites Fenster erzeugt wird. Gerät man beim Surfen im Internet auf eine Seite mit diesem Skript, springt einem eine zweite Seite entgegen, nach der man in der Regel gar nicht gefragt hat. Alles wegen der harmlosen Buchstaben: "window.open".

Von Maximilian Schönherr | 11.09.2004
    Ein Computerprogramm kann so harmlos aussehen:

    function machauf2()
    {
    fenster2=window.open("fensterlaeden/machauf.htm","fenster", 'width=567,height=200,scrollbars=yes');
    fenster2.focus();
    }

    Dieses Dreizeilen-Programm bewirkt, dass aus dem Nichts ein zweites Fenster erzeugt wird. Gerät man beim Surfen im Internet auf eine Seite mit diesem Skript, springt einem eine zweite Seite entgegen, nach der man in der Regel gar nicht gefragt hat. Alles wegen der harmlosen Buchstaben: "window.open". "Window.open" poppt uns das "15.000 Euro Gewinnspiel" oder "Die günstigste Versicherung seit es Schokolade gibt" mitten in unser Blickfeld und – ein Pop-Up-Fenster. Pop-Ups sind nichts Böses, es sei denn sie fangen den Anwender in einer Schleife. Er surft irgendwohin. Weil ihm die Seite nicht gefällt, schließt er das Fenster. Da poppt Fenster 2 ungefragt auf, was ihm auch nicht gefällt. Schließt es, Fenster 3 geht auf, er schließt es – und öffnet schließlich automatisch wieder Fenster 1, womit die Sache von vorn beginnt.

    Dieses Verfahren ist beliebt bei den immer zu Scherzchen bereiten Kreativköpfen der Online-Erotikbranche. Der einzige Weg aus der Pornotretmühle ist der Klick auf den Bezahllink. Da kann man dann ganz in Ruhe, ohne Pop-Up und window.open seine Bankverbindungsdaten hinterlassen. In den letzten Monaten verbreitet sich ein infames, kleines, kostenloses Programm, welches vor dem Öffnen jeder neuen Webseite untersucht, ob diese Seite den Befehl "window.open" enthält. Wenn ja, stellt es diesen Befehl kalt, es führt ihn einfach nicht aus. Dieser "Google Pop-Up-Blocker" funktioniert nicht nur bei Sex, und zwar so gut, dass viele, die früher mal richtig scharf auf Pop-Ups waren, wie die Bahn, die Post oder die New York Times, nun ganz darauf verzichten und wieder ganz normale Seiten bauen.

    Ich fürchte jetzt, der window.open-Befehl stirbt aus. Mein Google-Pop-Up-Blocker hat vor einer Woche das tausendste Fenster geblockt und steht heute immer noch auf 1000. Ich deinstalliere ihn jetzt und warte auf das nächste Fenster, was in mein Blickfeld springt, speichere seinen Quellcode ab und hebe ihn in meinem Web-Museum auf.