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Das Digitale Logbuch: Rauswurf

Menschen und Maschinen begegnen sich entweder mit Gleichgültigkeit oder es entstehen innigste Verbindungen, wobei der Wunsch nach Verschmelzung eher vom Menschen ausgehen dürfte als von der Maschine. Den Maschinen ist es egal, ob und wer mit ihnen eine Liebesbeziehung eingehen will, den Menschen offensichtlich nicht.

Von Wolfgang Noelke |
    Es gibt Menschen, die ihren Autos Vornamen geben wie Gustav oder Donald und mit ihnen sprechen, was die Mitbürger meistens erst dann zu hören kriegen, wenn Gustav oder Donald nicht einspringen wollen. Dann wird auch verbal schon mal mit dem Schrottplatz gedroht. Es gibt auch Zeitgenossen, die heute noch mit einem der ersten Handys telefonieren, weil sie dem uralten und teuren wie treuem Gerät so dankbar sind für die vielen schönen Gespräche. Nein, ein Gerät, über das man seit der Pubertät bis heute all seine realen Liebesbeziehungen anknüpfte und beendete, ein Gerät, das seit vielen Jahren bei Regen und bei Sonnenschein ein treuer und funktionierender Begleiter ist, von dem mag man sich als gefühlsbetonter Mensch gar nicht trennen. Das bekommt eher einen Ehrenplatz in der Vitrine, statt auf dem Sondermüll.

    Mit der Liebe zur Maschine verhält es sich jedoch oft wie mit der Liebe zu Menschen. Geliebt wird, was funktioniert. Kriselt es in der Liebe, weil einer der geliebten Partner Probleme hat oder macht, dann kann es schon mal vorkommen, dass der eine Partner den anderen rausschmeißt. Am letzten Freitag war es dann so weit: die Liebe eines 51 jährigen Hannoveraners zu seinem Computer zerbrach im wahrsten Sinne des Wortes. Nachts um zwei! Der vorausgegangene Ehekrach war wohl etwas einseitig. Der Computer verhielt sich stur und antwortete einfach nicht. Auch die Drohung: "ich schmeiß dich raus! " blieb wohl unbeantwortet.

    Die von den aufgeregten Nachbarn alarmierten Polizeibeamten fanden vor dem Haus des Hannoveraners dann die Trümmer der einst so großen Liebe: Computerteile, die der wütende Liebhaber aus seinem Window, äh Fenster warf. Die mit eigener Computererfahrung gebeutelten Beamten zeigten dafür offensichtlich großes Verständnis. Sie verdonnerten den Wüterich nur dazu, wenigstens die Scherben seines verlorenen Glücks wieder einzusammeln.