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Das Digitale Logbuch: Signiermaschine

Für Freunde des Buchdrucks hat die moderne Elektronik bislang nicht allzu viel Erfreuliches gebracht. Okay, man kann jetzt im Internet Erstausgaben ersteigern und sämtliche Antiquariate in Deutschland abfragen. Aber so richtig toll findet das doch eigentlich niemand, der sich am liebsten bei einem Glas Rotwein Gedanken darüber macht, ob man die Stockholmer Ausgabe von Thomas Mann besser mit oder ohne Schutzumschlag ins Regal stellt. Möglicherweise muss sich die Gemeinde der Bibliophilen aber demnächst auf eine weitere buchtechnische Killer-Application einstellen. Die kanadische Bestseller-Autorin Margaret Atwood hat nämlich ein Patent für eine Signiermaschine eintragen lassen. Damit kann sie in ihrem Wohnzimmer sitzen und Bücher überall auf der Welt unterschreiben. Das einzige, was man zuhause braucht ist ein Empfangsgerät, das online mit Margaret Atwood verbunden ist. Der Kugelschreiber im Empfänger macht jede Bewegung von Frau Atwood nach, sodass die ferngesteuerte Unterschrift hinterher identisch ist mit ihrer ursprünglichen Signatur.

Von Tobias Armbrüster |
    Margaret Atwood reiht sich mit dieser Maschine ein in eine lange Reihe von Künstlern, die sich nebenbei als Erfinder betätigen. Die Signiermaschine ist allerdings mehr als eine Arbeitserleichterung für Schriftsteller. Langfristig ist das Ding eine Art Stinkefinger an alle Bücherfreunde, die stundenlang anstehen und langweiligen Lesungen zuhören, nur um hinterher eine Unterschrift in ihrer Erstausgabe zu haben. Signierte Bücher sammeln kann jetzt jeder, der sich diesen Apparat kauft. Und wenn Buchautoren mal ganz ehrlich sind, dann fanden sie zwar Lesereisen immer ganz schön, aber stundenlang in einem Kaufhaus sitzen und 2000 Unterschriften geben, das halten viele für unter ihrer Schriftsteller-Würde.
    Vielleicht könnten sich die Old-School-Bibliophilen aber noch mal rächen, dafür dass man ihnen ihr schönes Hobby kaputt macht. Mit der Signier-Maschine kann man nämlich nicht nur Bücher unterschreiben, sondern auch Kaufverträge und Hotelrechnungen. "Das zahlt mein Freund Peter Handke" oder "ist ein Geschenk an mich von Elfriede Jelinek" können wir sagen, wenn jemand an der Kasse nachfragt. Mal sehen wie lange signierfaule Schriftsteller brauchen, um zu merken, dass die zwei Stunden in der Kaufhaus-Buchhandlung gar nicht mal so schlecht investiert waren.