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Das Digitale Logbuch: Sozial verträgliche Handys

    Von Tobias Armbrüster

    Dass Mobiltelefone auf die Dauer sozial ziemlich unverträglich sind, wissen wir spätestens seitdem es Freude schöner Götterfunken als Klingelton gibt. Handy-Gebimmel und lautstarke Telefongespräche gehen immer mehr Leuten auf die Nerven. Neu ist, dass Handy-Entwickler sich auf einmal Gedanken über diese Probleme machen. Britische HiTech-Designer haben jetzt fünf Handy-Modelle entwickelt, die zeigen sollen, wie man die Viel-Telefonierer und Klingelton-Entwickler wieder auf den Boden der Tatsachen zurückbringen kann.

    Eins dieser Handys erzieht den Benutzer mit Hilfe von Strom-Schlägen zum leiseren Sprechen. Ein anderes Handy kann nur benutzt werden, indem man beim Wählen von oben wie in eine Trompete reinbläst - das sieht so peinlich aus, dass man sich zum Telefonieren in eine unbeobachtete Ecke zurückziehen muss - niemand würde dieses Ding im Restaurant auspacken. Und dann ist da noch das Modell, in das man gar nicht reinsprechen kann. Sprachähnliche Laute kann man damit nur mit einem kleinen Joystick erzeugen, ideal zum Telefonieren in einer Bibliothek oder Galerie.

    Das ganze ist aber leider nur eine interne Studie - Stromschlag-Handys werden wir bis auf weiteres nicht in den Geschäften finden. Aber die Studie über "soziale Handys" weist natürlich in die richtige Richtung. Denn die Idee, den Gebrauch neuer Technologien ein bißchen zu erschweren und so einzudämmen, ist genial. Man sollte das ruhig auf andere Bereiche des virtuellen Alltags ausweiten: Das Schreiben von E-Mails zum Beispiel. Jedes Mal wenn man eine E-Mail abschickt, muss man oben in den Bildschirm reinblasen und sich so im gesamten Büro lächerlich machen - Kettenbriefe würden damit im Mülleimer der Internet-Geschichte landen. Vielleicht könnte man aber auch die Handy-Entwickler selbst ein bisschen zähmen - zum Beispiel die Klingelton-Komponierer. Jedes Mal wenn ein weiteres Stück der Musik-Geschichte als Klingelton verhunzt wird, gibt es für den verantwortlichen Programmierer einen Elektro-Schock - statt Bach oder Beethoven komponiert man dann doch lieber selbst was.