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Das Digitale Logbuch: Tippfehlerdomainjäger

Kürzlich tippte ich in mein Mozillchen die Adresse www.spiegel.de ein und dachte, ich sehe nicht recht: Die Seite, die sich aufbaute, zeigte nicht die Nachrichten der Spiegel-Redaktion, sondern drei Fotos einer jungen nackten Dame, die im Begleittext jammerte, ihre Brüste seien zu klein und die Operation, um sie zu vergrößern, mit 3000 Euro zu teuer, hier also das Spendenkonto in Dortmund.

Von Maximilian Schönherr |
    Nun geziemt es mir nicht, die Größe von Brüsten zu beurteilen, und erst recht nicht, eine Unternehmung zu unterstützen, die diese vergrößert. Also zahlte ich nicht, sondern wandte mich einer profaneren Angelegenheit zu, nämlich der Webadresse. Und siehe da, die war falsch: Ich hatte nicht "spiegel.de" eingetippt, sondern statt dem "l" von "spiegel" die Taste rechts daneben erwischt, ein "ö". Die Seite mit der Dortmunder Brustvergrößerung hieß also spiegeö.de. Ich schrieb dem Betreiber der Seite eine Mail mit der Frage, ob spiegeö ein neues Wort für Brustvergrößerung sei? Statt mir zu antworten, nahm er die Seite vom Netz.

    Das Wort Spiegel besteht aus sieben Buchstaben. Wenn man sich vertippt, rechts oder links von der richtigen Taste, gibt es 14 Möglichkeiten. Alle 14 Varianten sind vergeben. süiegel.de etwa gehört einer Briefkastenfirma in Dubai, spiegwl.de einer Briefkastenfirma in der Karibik, spuegel.de einem Sexvermittler in Hannover, spoegel und spiegek.de hat sich eine Firma in Delaware, USA, unter den Nagel gerissen, spiwgel.de aus Essen will einem Kredite aufhalsen. Nur die etwas weniger zungenbrecherischen Varianten spirgel, spiefel und spiehel.de gehören dem Spiegel-Verlag selbst.

    Wenn Sie ein junger, motivierter Tippfehlerdomainjäger sind und meinen, damit sei alles besetzt, kann ich Sie beruhigen. Tippen Sie mal blind das Wort "spiegel" und verrutschen dabei alles einen Buchstaben nach links, dann erhalten Sie aouwfwk.de. Das ist noch frei. Noch.