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Das Digitale Logbuch: Virtueller Adventskalender

Die Adventszeit: Kerzenlicht. Der Duft von Bratäpfeln durchströmt das Heim. Und Kinderaugen leuchten, wenn sich wieder ein Türchen vom Adventskalender öffnet. Da geht einem doch das Herz auf, und man wird besinnlich: "Macht hoch die Tür, die Tor macht weit" (Psalm 24). Ist aber schwierig im digital Home.

Von Achim Killer |
    "Adventskalender sind doof", sagt mein Jüngster. Das bisschen, was da hinter so einem Türchen steckt, das sei doch langweilig. Er steht auf Surfen. "Das Netz", sagt er, "das isses. Da gibt keine Türchen, sondern Portale. Und durch jedes kommt man in eine neue Welt. Na ja, stimmt schon. Sogar ein Weihnachtsportal gibt's. Und auch sonst: Wenn man surft, wo man da überall landen kann! Auf dem offiziellen Portal des Staates Freiburg beispielsweise. Das weiß man normaler Weise gar nicht, dass der existiert. Tut er aber: Der Kanton Schweizer Fribourg ist ja eigentlich ein Staat. Oder portal.fo. Das ist in Färöisch, der Sprache, die man auf dieser Inselgruppe im Nordatlantik spricht. Eine kleine, aber eigene Welt ist das. Keine 50.000 Leute verstehen noch Färöisch.

    Mein Jüngster schätzt auch das Meerschweinchen-Portal sehr – wegen Putzi. Über dieses findet man alles zu den Baldwins, den Skinny Pigs und den übrigen 20 Rassen, einschließlich ihres jeweiligen Sozialverhaltens und ihrer Ernährungsvorlieben. Das ist auch eine eigene Welt. Und dann gibt's noch Podcast-, und Linux-Portale, Portale für Senioren, Modelleisenbahnfreunde und Nassrasierer. Von Universum zu Universum surft man da. Trotzdem: Ein bisschen Besinnlichkeit und Erbauung wär' halt schon ganz schön im Advent, auch wenn das Netz natürlich viel spannender ist als ein Adventskalender. Da hat aber mein Jüngster aber auch was zu gefunden, auf dem Religionsportal von Wikipedia: Matthäus, Kapitel 13, Vers 47: Es "gleicht das Himmelreich einem Netz, das ins Meer geworfen ist und Fische aller Art fängt."