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Das Digitale Logbuch: Warum E-Books Quatsch sind

Das Buch ist ungefähr so auf der Höhe der Zeit wie eine VHS-Kassette mit "Der Pate 2" oder eine Vinylschallplatte mit Pink Floyd. Nur noch Romantiker halten am Nassabspieler, am Bandsalat und an Eselsohren fest. Alles, was sich in Bits umrechnen lässt, wird früher oder später kopierschutzgeknackt oder sowieso frei oder sehr billig im Netz herumgeschoben und auf tragbaren elektronischen Geräten konsumiert.

Von Maximilian Schönherr | 18.10.2008
    Das Buch behauptet sich relativ gut gegen diesen Trend, und wenn man durch die Buchmesse streunt, befällt einen das Gefühl, dass die Verleger und Buchhändler und Leser im Prinzip auch nichts dagegen haben, dass das noch ein paar hundert Jahre so weitergehen kann. Nur der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, der sich chronisch für ewig gestrig hält und laufend meint, elektronisch aufholen zu müssen, steuert dagegen, indem er jetzt in Frankfurt die "neuen E-Books" herausstellt, nicht einfach so, sondern als Megatrend.

    Diese neuen E-Books sind typischerweise 300 Euro teure, sehr empfindliche Plastiktafeln mit x Anschlüssen und Knöpfen auf allen Seiten. Sie sind weder einfach zu bedienen, noch können sie farbige Abbildungen darstellen, geschweige denn online gehen, um beim Lesen von Nietzsche eben mal etwas über den Nationalsozialismus in der Wikipedia nachzusehen.

    Während also datenmäßig viel gierigere Medien wie Film und Musik längst und inzwischen sogar auf einigermaßen netten Geräten gestreamt und in der freien Natur herumgetragen werden können, und es dem brachial analogen Buch besser denn je geht, pusht der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Elektronikschrott in den Markt, auf dem ausschließlich Buchstaben in Form unsinnlicher, schwarzweißer Textwüsten funktionieren. Quasi Medienbehinderungsmaschinen.

    Ginge die Rechnung mit diesen Geräten tatsächlich auf, wäre es der Weg der Verlage und Buchhändler unter Führung ihres Börsenvereins in den kollektiven Selbstmord. Denn um E-Book-Lesegeräte zu füttern, müssen die Verlage ihre 20 Euro Papierschinken zum Download freigeben. Nur Romantiker werden die dann tatsächlich auf E-Books lesen. Sind sie erst einmal elektronisch unterwegs, landen die Wallanders und Potters und Feuchtgebiete schnell da, wo Pink Floyd und "Der Pate" längst sind: raub- oder einfach nur so kopiert auf viel besseren Geräten, die wir schon besitzen und mit denen wir seit Jahren online gehen und die uns farbige Bilder zeigen können. Für diese Maschinen, genannt ‚Mobiltelefon’ und ‚Notebook Computer’, sind Texte das, was sie durch E-Books werden: Peanuts.