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Das Digitale Logbuch: XP für Arme

Das ist doch mal ein Wort. Microsoft will jetzt eine Billigvariante von Windows anbieten. Warum sind die da eigentlich nicht früher drauf gekommen?

Von Detlev Karg |
    Windows XP für Arme also soll ab Oktober 2004 verfügbar sein. Nein, die Software ist nicht für Hartz-IV-User, Ossis oder wilde Balkanvölker aus den EU-Beitrittsländern konzipiert. Zunächst einmal soll sie in noch ärmeren Ländern auf den Markt gebracht werden, um um dort die Verbreitung von Computern zu fördern.

    Dafür hat Microsoft auch schon einen Namen parat: Starter Edition. Naja, Poor Edition oder Asia Edition wäre ja auch nicht so toll gewesen. Aber eine Dritte-Welt-Version ist es schon. Sie soll, so heißt es, in ihrer Funktionalität eingeschränkt sein. Genaue Preise sind noch nicht bekannt. Wie wäre es mit 10 Rupien? Das könnten sich doch alle da hinten leisten, wo war das doch gleich? Aha, Thailand, Indonesien und Malaysia und zwei weitere bisher nicht genante Länder. Sagen die von Microsoft.

    Komisch, ich dachte, das sind die Tigerstaaten, die uns dauernd wirtschaftlich überholen und so? Na gut, aus amerikanischer Sicht ist Thailand vermutlich genauso weit entwickelt wie Mauretanien oder der Senegal. Wobei ich immer dachte, Afrika sei der schwarze Fleck auf der global vernetzten Landkarte und hätte Hilfe nötig. Aber da leben zu wenig Menschen, kein ertragreicher Markt, und es gibt dauernd Krieg. Also erstmal abwarten.

    Zwölf Monate gibt Microsoft seiner Starter-Version, dann sollen weitere länderspezifische Versionen folgen. Ob man da auch was für die Beduinen in der Wüste plant? Die haben ja auf dem Kamel meist nicht so viel Strom. Vielleicht geht da eine energiesparende Variante mit Solarzellen.

    Kaufen kann man Windows XP in der Starter Edition übrigens nicht. Es wird vorinstalliert auf den Rechnern ausgeliefert. Naja, wäre ja auch mal eine Variante gewesen: Downgrade statt Upgrade. Wieso eigentlich nicht? Die meisten Sachen von Windows wollen wir doch gar nicht. Der Explorer holt uns nur Viren auf den Rechner, andere Browser sind viel sicherer. Also ich geb den gern zurück und vielleicht gibts dann ja Geld wieder?

    Aber so einfach ist das nicht. In Thailand wollte die Regierung den Armen billige Rechner spendieren. Auf denen sollte Linux laufen, kost’ ja nix. Das wollte Microsoft natürlich nicht. Also ein Windows für Arme, Verzeihung, für Starter. Einschränkungen gibts auch nur ganz ganz wenige, versprochen! Man kann nur drei Programme gleichzeitig öffnen. Reicht ja auch, die Armen sollen entweder lesen lernen, oder sie machen eben ein Ballerspiel. Dafür reicht ein Fenster. Mehr als drei kapieren die auch nicht. Und jedes Programm kann auch nur drei Fenster öffnen. Das ist schön einheitlich gedacht. Was soll auch das ganze Multitasking. Intel könnte doch die Produktion des 386ers wieder aufnehmen, das reicht. Dazu 8 MB RAM und ein 12-Zoll-Monitor. Übrigens wird die Bildauflösung gegenüber den Vollversionen von Windows deutlich reduziert sein. Na und? Ich hab auch mit 800 mal 600 angefangen vor zehn Jahren.

    Hauptsache, die armen Indonesier, Thais und wie sie alle heißen, merken nicht, dass sie mit Linux ein vollwertiges Produkt hätten bekommen können. Ich ahne Unruhen voraus. Vielleicht hilft ein ehrlicher Name weiter: Windows XP Joke Edition, weil es ein Witz ist.