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Das Dorf der räumenden Roboter

Militärtechnik. - Hightech-Gerät scheinen immer eine Domäne des US-Militärs zu sein, während der Rest der soldatischen Welt neidisch abseits steht. Doch auch die Bundeswehr denkt an den Einsatz von übermorgen und erprobt Roboter für das Feld. Auf dem Truppenübungsplatz Hammelburg in Unterfranken fand jetzt "Elrob 2006", die Leistungsschau der europäischen Landroboter statt.

Von Arndt Reuning |
    Es ist ein sonniger Nachmittag in Unterfranken. Die Vögel singen, die Geschütze donnern und die Roboter - ja, wie hören die sich eigentlich an? Insgesamt 28 verschiedene Modelle haben sich eingefunden, um zu beweisen, dass sie tauglich sind für den Einsatz beim Militär. Da gibt es zum Beispiel den Spionageroboter "MKII" der Firma Macroswiss, der nur aus zwei großen Gummizahnrädern zu bestehen scheint, die eine kleine Kamera-Einheit hinter sich her ziehen. Da ist der Räumungsroboter "Asendro". Das handliche Gerät sieht aus wie eine Kreuzung aus Panzer und Staubsauger. Und auf vier klobigen Rädern kommt "Outdoor Merlin" daher. Das Fahrzeug wird an der Universität Würzburg entwickelt. Unter anderem von dem Diplomanden Daniel Eck, der manchmal auch recht banale Probleme zu lösen hat:

    "Da hat sich anscheinend eine Mutter gelöst. Ja, und die muss nun festgezogen werden, dann dürft es wieder weiter gehen."

    "Der trägt praktisch Kameras an vorgegebene Orte, kann intelligent Hindernissen ausweichen, kann zurückkehren, wenn die Funkverbindung abreißen sollte - und zwar völlig selbständig zurückkehren."

    Professor Klaus Schilling von der Universität Würzburg über "Outdoor Merlin", der stellvertretend steht für die Klasse der Aufklärungsroboter. Die sind bestückt mit Kameras, Nachtsichtgeräten und verschiedenen Sensoren, zum Beispiel für Radioaktivität oder Explosivstoffe. Außer ihnen sind auch noch ferngesteuerte Fahrzeuge zu sehen, die zum Beispiel beim Entschärfen von Minen und Bomben helfen sollen. Oberstleutnant Markus Lück, der die Veranstaltung mitorganisiert hat:

    "Wir versuchen, die Soldaten zu entlasten, nicht zu ersetzen, sondern sie zu entlasten von Aufgaben, die gefährlich sind, die monoton sind, die körperlich anstrengend sind."

    Was sie drauf haben, das können die Roboter auf verschiedenen Parcours unter Beweis stellen. So zum Beispiel in dem Übungsdorf Bonnland. Dort müssen sie über Stock und Stein, durch Rauch und Feuer, über Treppen hinweg, durch dunkle Ställe und nachgebaute Wohnungen hindurch. Lück:

    "Urbanes Gebiet ist einer unseren zukünftigen Aufgabenbereiche. Und deshalb haben wir darauf besonderen Wert gelegt, möglichst realistisch zu sein."

    Im Moment absolviert gerade "COBRA" den Parcours. Entwickelt von der Firma Remotec aus Coventry. Der 400-Kilo-Koloss auf sechs Rädern ist vom MOD, dem britischen Verteidigungsministerium, für seine nächste Generation von Militärrobotern ausgewählt worden. In Bonnland aber soll er auf der Strecke bleiben.

    Von einer Scheune aus, ohne direkten Sichtkontakt, lenkt Imtiaz Bhatti den Roboter. Insgesamt vier Steuerknüppel und eine Tastatur helfen ihm dabei. Ein Monitor auf dem Tisch vor ihm zeigt ihm die Umgebung, wie die Maschine sie mit ihren sechs Kameras sieht. Für die Verständigung mit seinem Techniker auf dem Parcours aber greift Bhatti auf ein altbewährtes Hilfsmittel zurück: die menschlichen Stimmbänder. Hilft leider nicht, der Roboter bewegt sich nicht vom Fleck. Bhatti:

    "Das liegt leider an der Funkverbindung. Viele Teilnehmer hier benutzen Wireless LAN, da gibt es wohl Probleme. Davon hatten wir vorher schon gehört. Bei unserem Modell "Remotec Revolution" benutzen wir einen anderen Funkstandard. Da gab es keine Schwierigkeiten. Aber hier werden Sie eine Menge Teilnehmer finden, die heute Probleme hatten mit Wireless LAN."

    Da ist es ja gut, dass die Elrob kein Wettbewerb ist, wie Vertreter der Bundeswehr betonen. Ein Sieger wird nicht prämiert. Aber trotzdem: Man möchte sich eben einen Überblick verschaffen. Denn für alle Fälle: Man will ja - gerüstet sein.