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Das Elite-Fieber steigt

Am 20.1. fällt im insgesamt 1,9 Milliarden Euro schweren Exzellenzwettbewerb des Bundes für die deutschen Hochschulen eine erste Vorentscheidung. Es geht um Geld, aber vielleicht mehr noch um symbolisches Kapital: ein Elitelogo. Die Spannung steigt vor allem in den knapp 30 Hochschulen, die sich neben Graduiertenschulen und so genannten Forschungsclustern auch noch um den Topf beworben haben, auf dem "Zukunftsinitiative" steht. Nur wer in allen drei Fördersäulen einen erfolgreichen Antrag durchbekommt, wird künftig auch als Elite-Uni bezeichnet werden können - da sind sich die meisten Fachleute einig.

Von Ludger Fittkau | 12.01.2006
    Dementsprechend wichtig sind die Fingerzeige, die von der gemeinsamen Kommission von DFG und Wissenschaftsrat mit der Auswahl in der ersten Antragsrunde gegeben werden. Auch die Studenten der Hochschulen im Wettbewerb fiebern mit - wie das Beispiel der TU Darmstadt zeigt, die in den letzten Tagen als eine der möglichen Favoritenunis genannt wurde.

    Wenn es nach den Maschinenbau-Studenten Sebastian Lang und Christian Kraus ginge, wäre das Rennen um Gelder und symbolisches Kapital der Exzellenzinitiative des Bundes schon gelaufen - zugunsten ihrer Hochschule, der TU Darmstadt:

    Lang:
    " Ich könnte es mir gut vorstellen, denke ich doch. Das Lernniveau ist recht hoch hier, denke ich und man kann wirklich viel Wissen mitnehmen und der Abschluss hier ist auch gut angesehen."

    Kraus:
    " Ich denke, es wäre wichtig und ich denke, dass die TU Darmstadt das auch schaffen wird. Speziell im Bereich des Maschinenbaus sind wir hier ne richtig gute Adresse."


    Im Fachbereich Maschinenbau zeigt man sich optimistisch - hält man sich dort seit langem unbestritten in der deutschen Spitzenklasse.

    Aber auch in den sozial- und geisteswissenschaftlichen Studiengängen glaubt man an den Erfolg Darmstadts im Exzellenzwettbewerb, obwohl es hier grundsätzliche Kritik am Konzept der Elite-Universität gibt. Soziologie-Studentin Bettina Michner:

    " Ich glaube schon, dass sie dazu gehören wird - die TUD, kann ich mir schon gut vorstellen. Es könnte natürlich sein, dass in Zeiten dieser Rankings, die immer aufgestellt werden, nur noch solche Universitäten besucht werden, die Elite-Unis sind oder besonders gut abgeschnitten haben. Dass darunter die anderen Unis dann leiden, dass weniger dort hingehen, weniger Studenten, das finde ich nicht so gut."

    Dass langfristig das Image einer Uni leiden könnte, wenn sie in der Exzellenzinitiative des Bundes nicht ganz vorne landet, liegt für viele Studierende und Lehrende auf der Hand. Solche Ängste gibt es zur Zeit an jeder deutschen Universität, die sich um den Elite-Status bewirbt.

    In Darmstadt will man sich im wissenschaftlichen Wettbewerb vor allem durch gute Anträge behaupten. Gefragt, ob die politische Unterstützung durch Hessens Ministerpräsidenten Roland Koch eher nützt oder schadet, antwortet Darmstadts Uni-Präsident Johann Dietrich Wörner diplomatisch. Schließlich verdankt man Koch die weitgehende Autonomie der Darmstädter Uni:

    " Wir wollen eine forschungsorientierte wissenschaftliche Universität sein, das sind wir, unsere Leistungsstärke ist in Forschung und Lehre. Und dass wir aus dieser Stärke heraus die Autonomie im Land Hessen erwirkt haben, ist sehr erfreulich und ich habe keinen Grund, dieses zu kritisieren."

    Dass die TU Darmstadt mit allen acht Anträgen für "Forschungscluster", "Graduiertenschulen" und die "Zukunftsinitiative" die erste Runde meistert, glaubt Johann Dietrich Wörner nicht. Doch er hofft, dass mehrere Anträge weiterkommen:

    " Es wäre für mich persönlich eine große Enttäuschung und Betroffenheit, wenn die Arbeit der ganzen Wissenschaftler der TU Darmstadt nicht durch eine entsprechende Beurteilung belohnt würde. Es ist ein hartes Wettbewerbsverfahren und wer sich einem harten Wettbewerbsverfahren stellt, muss auch akzeptieren, dass er auch nicht zu den Gewinnern gehört. Mir täte es allerdings um die leid, die sich so viele Anstrengungen gemacht haben."

    Das Bangen ist also groß - in wenigen Tagen werden Wissenschaftsrat und Deutsche Forschungsgemeinschaft bekannt geben, welche Hochschulen weiterhin in allen Bereichen der Exzellenzinitiative im Wettbewerb bleiben. Die Studierenden Annika Otto und Sebastian Lang jedenfalls drücken ihrer Uni die Daumen:

    Otto:
    " Ich hoffe ja, weil ich finde es hier sehr schön. Vor allen Dingen, ich studiere Geschichte und Germanistik auf Magister und es ist eine relativ kleine Uni dafür und ich finde es super. Es ist einfach ganz toll, weil wir kleine Gruppen sind und dadurch sind die Anforderungen natürlich auch höher."

    Lang:
    " Ich fände es gut, aber wenn es nicht klappt, wäre ich nicht sehr enttäuscht. Weil ich trotzdem davon überzeugt bin, dass ich hier ne gute Ausbildung kriege."