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Das Ende des Riesterbooms

Seit vierzehn Jahren gibt es die Riester-Rente. Noch nie sind so wenige Verträge abgeschlossen worden wie derzeit. Ein Problem: Die Sparpläne und Versicherungen werfen sehr wenig Rendite ab.

Von Felix Lincke | 15.07.2013
    Nach gut einem Jahrzehnt und vielen Millionen Riesterverträgen ist die staatlich geförderte Zusatzrente ins Gerede gekommen. Einige Verträge sind bereits stillgelegt, gekündigt oder gekürzt worden aufgrund von schlechten Erfahrungen. Die Finanzbranche fordert von der Politik neue Anreize. Im Extremfall wäre das eine gesetzlich verordnete Pflicht zur privaten Altersvorsorge. Doch so weit wollen nur die wenigsten gehen. Der Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen hält die Kritik an den Riesterprodukten für überzogen:

    "Von wegen ‚die Riester-Rente, das ist ja nix!’ Erstens: Sie ist relativ verbreitet inzwischen. Wir haben Beteiligungsquoten zwischen einem Drittel und zwei Fünftel. Wobei die Spitzenbeteiligungen im Wesentlichen in Ostdeutschland sind, aber auch wieder Oberbayern. Das ist eine ganz komische Geschichte. Die Oberbayern, das sind die Sparefrohs dieser Republik, gar nicht so sehr die Schwaben."

    Schlechte Riesterprodukte, die gibt es sehr wohl, darin sind sich alle einig, gefördert werden auch sie. Bei 8.000 Anbietern sei so etwas einfach nicht zu vermeiden, sagt Markus Temme von Unioninvestment, dem Vermögensverwalter der Volks- und Raiffeisenbanken:

    "Bedenklich ist, dass eben die Kritik an der Riester-Rente so pauschal wahrgenommen wird. Riester lohnt sich, das sagen auch Verbraucherschützer. Auch die Stiftung Warentest sagt das, aber man muss halt einfach ein gutes Produkt finden."

    Und jedes Jahr überprüfen, ob die die Höhe der eingezahlten Beiträge noch im richtigen Verhältnis mit dem sozialversicherungspflichtigen Einkommen steht, sonst gibt es weniger Förderung. Die Riester-Rente ist damit komplizierter als andere Produkte und macht mehr Beratung erforderlich. Vielleicht wurde hier ja vom Gesetzgeber zu viel des Guten getan, eine gewisse Riester-Müdigkeit macht sich breit. Zum ersten Mal ist die Zahl der Verträge rückläufig. Das sei keine Überraschung, sagt Temme:

    "Die Zuwachsraten bei der Riester-Rente, die gehen schon seit einigen Jahren zurück, weil der Markt ganz einfach gesättigt wird. Diese Zuwachsraten wie in den Boomphasen, die werden wir nicht mehr sehen. Das ist ganz normal, da eben viele schon eine Riester-Rente haben."

    Vor allem Versicherer müssen sich etwas Neues einfallen lassen, weil ihre Spar-Produkte im aktuellen Zinstief kaum Rendite abwerfen. Fondsgesellschaften haben auch Aktien-Sparer im Programm, mit Riesterzuschuss und der üblichen Kapital-Garantie für die eingezahlten Beiträge:

    "Bei Riester gibt es ja verschiedene Formen. Bei Versicherungen spielt der Zins sicher eine Rolle, auch bei Banksparplänen. Es gibt aber auch Produkte, zum Beispiel bei Union Investment, die Investmentfonds sind und die auf Aktien setzen. Die haben sich sehr gut entwickelt in den letzten Jahren und sind vor allem für Leute, die eine lange Ansparphase haben, interessant."

    Als 2012 die ersten Investmentfondsverträge mit Riesterförderung ausgezahlt wurden, hatten diese in zehn Jahren eine Durchschnittsrendite von mehr als fünf Prozent erreicht. Und die Aktienkurse sind seitdem kräftig gestiegen. Doch die weitaus meisten Riesterverträge sind Versicherungen und Banksparpläne, die im Zinstief sehr wenig Rendite abwerfen.