Man nehme Zucker, Zitronensaft, genügend Hitze und etwas Geduld - fertig ist der Stoff, der diesem Film seinen Namen gibt: "Caramel" ist süß, aber keineswegs klebrig, und es hat einen ganz eigenen Geschmack. Hier, in dem gleichnamigen Film der 33-jährigen libanesischen Regisseurin Nadine Labaki ist Caramel übrigens nichts zum Essen, allenfalls zum Naschen. Dafür macht es Frauen schöner, denn in der richtigen Konsistenz ist Caramel das perfekte Mittel um den Körper dauerhaft von lästigen Haaren zu befreien.
Im Zentrum steht ein Beiruter Schönheitssalon mit dem schönen Namen "Si Belle". Er ist der eigentliche Hauptdarsteller dieses Films, ein Alltagsparadies für fünf Freundinnen unterschiedlichen Alters und Herkunft, und auch ein Zufluchtsraum vor den Zumutungen der Männerwelt. Denn "Si Belle" ist auf seine Art ein märchenhafter, verwunschener Raum: Der Ort intimster Qualen und noch intimerer Geheimnisse, die nie das Ohr eines Mannes erreichen dürfen. Denn in den Gesprächen der Fünf geht es um Wünsche, Ängste, heimliche Liebesaffären, um Männer, Sex und Mutterschaft und um ähnlich wichtige Dinge - wie zum Beispiel eine längst verlorene Jungfräulichkeit, die wiederhergestellt, oder zumindest elegant vorgetäuscht werden soll.
Aber "Caramel" ist nicht einfach eine von vielen heiteren Frauenkomödien, sondern eines der wenigen Beispiele des Kinos aus dem Libanon: Einst, bevor er durch den blutigen Bürgerkrieg versehrt wurde, galt der Libanon als "die Schweiz des Orients" und Beirut als das "Paris des Nahen Ostens". "Caramel" tut nun, was gutes Kino viel öfter tun sollte: Er wirft den Blick auf etwas Neues, Ungesehenes, öffnet uns das Tor zu einer neuen Welt. Denn wer kennt schon den heutigen Libanon, wer weiß, wie dort das Leben der Menschen und ihr Alltag wirklich aussehen, jenseits des ewigen kalten Bürgerkriegs, der Rivalität der Großmächte, der Nachbarn Israel und Syrien und ihrer Stellvertreter-Milizien.
Der Schönheitssalon wird zu einem Platz, an dem die inneren Gegensätze der libanesischen Gesellschaft und der arabischen Welt aufeinandertreffen und vermittelt werden: Aufbruch und Tradition, Selbstbestimmung und Familienverpflichtungen, liberales Denken und Patriarchat. Der Frieden ist fragil, der Krieg erscheint überall präsent, aber er dominiert nicht das Leben.
Die Besitzerin von "Si Belle" heißt Layale und ist Christin, sie lebt noch bei ihren Eltern und ist unglücklich verliebt in einen verheirateten Mann - und eines Tages liegt plötzlich dessen Ehefrau nichtsahnend zur Haarentfernung in Layales Stuhl. Auch die anderen Frauen erscheinen in ihrem Leben und ihren Sorgen so offen, so frei und modern, dass man schnell vergisst, dass es sich um einen Film aus einem arabischen Land handelt - so untypisch ist er auch für einen großen Teil zumindest des älteren arabischen Kinos. Zugleich beweist "Caramel" die Aufbruchstimmung die längst die jungen Filmemacher der Region erfasst hat.
Labaki zeigt, dass sie alle Tricks des Kinos und manche Bildeinfälle von Videoclipregisseuren und Werbefilmern gelernt hat. Aber ihr Film ist tiefsinniger, ernster, als etwa vor Jahren der nur n der Oberfläche ähnliche französische Film "Venus Beaute". Mit viel Humor und leichter Hand und ohne Eingriffe der Zensurbehörde erzählt "Caramel", der vor einem Jahr bei den Filmfestspielen in Cannes gefeiert wurde, von den Problemen der Frauen in Arabischen Ländern, und wirft zugleich universale Fragen auf. Labakis Debüt ist ein persönlicher Film voller Intelligenz und Einfallsreichtum. "Caramel" besticht durch filmische Dynamik und eine Aufrichtigkeit, die Widersprüche nicht zukleistert, sondern zulässt und als etwas Gutes begreift.
Unterhaltsames, sinnliches Kino also, dem es auf leichte Art gelingt, einen ungewöhnlichen, vorurteilsfreien Blick auf ein Land zu werfen, über das man als europäischer Zuschauer schon fast alles zu wissen glaubt. Auf ein Land jenseits aller Stereotypen, in dem trotzdem nicht jedes Klischee widerlegt wird - ein Libanon, der Teil der westlichen Moderne ist, ohne seine besondere Identität zu verleugnen. Und wer sich "Caramel" in der französisch-arabischen Originalversion ansieht, kann auch noch die besondere Schönheit der arabischen Sprache genießen.
Im Zentrum steht ein Beiruter Schönheitssalon mit dem schönen Namen "Si Belle". Er ist der eigentliche Hauptdarsteller dieses Films, ein Alltagsparadies für fünf Freundinnen unterschiedlichen Alters und Herkunft, und auch ein Zufluchtsraum vor den Zumutungen der Männerwelt. Denn "Si Belle" ist auf seine Art ein märchenhafter, verwunschener Raum: Der Ort intimster Qualen und noch intimerer Geheimnisse, die nie das Ohr eines Mannes erreichen dürfen. Denn in den Gesprächen der Fünf geht es um Wünsche, Ängste, heimliche Liebesaffären, um Männer, Sex und Mutterschaft und um ähnlich wichtige Dinge - wie zum Beispiel eine längst verlorene Jungfräulichkeit, die wiederhergestellt, oder zumindest elegant vorgetäuscht werden soll.
Aber "Caramel" ist nicht einfach eine von vielen heiteren Frauenkomödien, sondern eines der wenigen Beispiele des Kinos aus dem Libanon: Einst, bevor er durch den blutigen Bürgerkrieg versehrt wurde, galt der Libanon als "die Schweiz des Orients" und Beirut als das "Paris des Nahen Ostens". "Caramel" tut nun, was gutes Kino viel öfter tun sollte: Er wirft den Blick auf etwas Neues, Ungesehenes, öffnet uns das Tor zu einer neuen Welt. Denn wer kennt schon den heutigen Libanon, wer weiß, wie dort das Leben der Menschen und ihr Alltag wirklich aussehen, jenseits des ewigen kalten Bürgerkriegs, der Rivalität der Großmächte, der Nachbarn Israel und Syrien und ihrer Stellvertreter-Milizien.
Der Schönheitssalon wird zu einem Platz, an dem die inneren Gegensätze der libanesischen Gesellschaft und der arabischen Welt aufeinandertreffen und vermittelt werden: Aufbruch und Tradition, Selbstbestimmung und Familienverpflichtungen, liberales Denken und Patriarchat. Der Frieden ist fragil, der Krieg erscheint überall präsent, aber er dominiert nicht das Leben.
Die Besitzerin von "Si Belle" heißt Layale und ist Christin, sie lebt noch bei ihren Eltern und ist unglücklich verliebt in einen verheirateten Mann - und eines Tages liegt plötzlich dessen Ehefrau nichtsahnend zur Haarentfernung in Layales Stuhl. Auch die anderen Frauen erscheinen in ihrem Leben und ihren Sorgen so offen, so frei und modern, dass man schnell vergisst, dass es sich um einen Film aus einem arabischen Land handelt - so untypisch ist er auch für einen großen Teil zumindest des älteren arabischen Kinos. Zugleich beweist "Caramel" die Aufbruchstimmung die längst die jungen Filmemacher der Region erfasst hat.
Labaki zeigt, dass sie alle Tricks des Kinos und manche Bildeinfälle von Videoclipregisseuren und Werbefilmern gelernt hat. Aber ihr Film ist tiefsinniger, ernster, als etwa vor Jahren der nur n der Oberfläche ähnliche französische Film "Venus Beaute". Mit viel Humor und leichter Hand und ohne Eingriffe der Zensurbehörde erzählt "Caramel", der vor einem Jahr bei den Filmfestspielen in Cannes gefeiert wurde, von den Problemen der Frauen in Arabischen Ländern, und wirft zugleich universale Fragen auf. Labakis Debüt ist ein persönlicher Film voller Intelligenz und Einfallsreichtum. "Caramel" besticht durch filmische Dynamik und eine Aufrichtigkeit, die Widersprüche nicht zukleistert, sondern zulässt und als etwas Gutes begreift.
Unterhaltsames, sinnliches Kino also, dem es auf leichte Art gelingt, einen ungewöhnlichen, vorurteilsfreien Blick auf ein Land zu werfen, über das man als europäischer Zuschauer schon fast alles zu wissen glaubt. Auf ein Land jenseits aller Stereotypen, in dem trotzdem nicht jedes Klischee widerlegt wird - ein Libanon, der Teil der westlichen Moderne ist, ohne seine besondere Identität zu verleugnen. Und wer sich "Caramel" in der französisch-arabischen Originalversion ansieht, kann auch noch die besondere Schönheit der arabischen Sprache genießen.